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DNA-Tests und Suche in Archiven

Im Dezember jährt sich der japanische Angriff auf den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii zum 74. Mal. Noch heuer sollen Hunderte der damals getöteten Soldaten identifiziert werden. Das US-Verteidigungsministerium kündigte an, die Überreste von bis zu 388 Menschen exhumieren und identifizieren zu wollen. Unter anderem sollen das moderne DNA-Tests möglich machen, aber nicht nur.

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„Die Fortschritte in der forensischen Wissenschaft und Technologie sowie die Bereitstellung von Informationen durch die Familien ermöglichen es nun, Soldaten zu identifizieren, die lange anonym begraben waren“, sagte der stellvertretende US-Verteidigungsminister Robert Work am Dienstag. Das werde nicht bei allen Gefallenen möglich sein, aber es sollten „so viele Familien wie möglich“ Klarheit bekommen. Die identifizierten Soldaten sollen anschließend mit militärischen Ehren beigesetzt werden.

Wrack der USS Oklahoma, 1944

AP/U.S. Navy

Die „USS Oklahoma“ wurde 1941 von Torpedos getroffen, 1944 geborgen und sank später beim Versuch, sie nach San Francisco zu schleppen

Laut einer Presseerklärung des Pentagons konzentrieren sich die Untersuchungen auf die Besatzungsmitglieder des US-Kriegsschiffs „USS Oklahoma“. Auf dem Schiff starben am 7. Dezember 1941 Marinesoldaten und Matrosen, nachdem das Schiff während des Angriffs auf Pearl Harbor von japanischen Torpedos getroffen worden war. 388 nicht identifizierte Opfer wurden später auf einem Friedhof von Honolulu auf Hawaii begraben.

Mehr als 2.400 Tote auf US-Seite

Am 7. Dezember 1941 hatten Kampfflugzeuge der kaiserlich-japanischen Marineluftstreitkräfte in zwei Wellen einen Überraschungsangriff auf die US-Pazifikflotte gestartet, die im Hafen von Pearl Harbor vor Anker lag. Binnen zwei Stunden wurden rund 20 Schiffe versenkt oder beschädigt, mehr als 2.400 US-Soldaten und Zivilisten kamen ums Leben. Der US-Kongress erklärte dem mit Nazi-Deutschland verbündeten Japan einen Tag später den Krieg - woraufhin das Deutsche Reich den USA den Krieg erklärte.

Nach ihrer Exhumierung sollen die Überreste der Toten von damals laut Pressemitteilung des Pentagons in das Labor der Defense POW/MIA Accounting Agency (DPAA), einer Behörde des US-Verteidigungsministeriums, die die Aufgabe hat, Kriegstote und Kriegsgefangene zu finden, auf Hawaii gebracht werden.

Nicht nur Pearl Harbor

„Der Verteidigungsminister (Ashton Carter, Anm.) und ich werden unermüdlich dafür arbeiten sicherzustellen, dass die sterblichen Überreste Ihrer Lieben gefunden, identifiziert und so rasch wie nur möglich an Sie zurückgegeben werden“, so Work. Man werde das „mit Würde, Respekt und Achtsamkeit tun“.

Die Initiative des Pentagons soll sich aber laut dessen Aussendung nicht auf die Opfer von Pearl Harbor beschränken, auch auf anderen Militärfriedhöfen bestattete Unbekannte sollen identifiziert werden. Ausgenommen seien Tote, die in Schiffen auf See liegen. „Schwellenkriterien“ dafür seien, dass DNA-Material, medizinische Aufzeichnung und andere Anhaltspunkte für eine Identifizierung vorhanden sind und diese in einem angemessenen Zeitraum erfolgen könne. Damit ein Toter als identifiziert gilt, muss eine gewisse „Trefferquote“ der Merkmale erreicht werden. Die Verständigung der Angehörigen über das Programm soll in Kürze beginnen.

Überreste von 100 Mann in einem Sarg

Die DPAA sei bereit, gemeinsam mit anderen Suchmissionen weltweit ihre Arbeit zu beginnen, wurde deren Leiter, Navy Rear Admiral Mike Franken, in der Pentagon-Mitteilung zitiert. Es sei für ihn eine Ehre, an der Mission mitzuwirken. Laut Angaben des US-Verteidigungsministeriums wurden „in den Jahren nach dem Angriff“ auf Pearl Harbor 35 Todesopfer geborgen und identifiziert.

Nachdem die „USS Oklahoma“ im Dezember 1941 zerstört worden war, wurden die Leichen der Matrosen und Soldaten in mehreren Bergungsaktionen zwischen (laut Pentagon) Juni 1942 und Mai 1944 von Bord gebracht und anonym bestattet. 1947 wurden sie exhumiert, Identifizierungsversuche via Zahnstatus seien aber gescheitert. Bis 1950 wurden alle sterblichen Überreste dann wieder bestattet. 2003 seien ein Sarg mit Knochen exhumiert und fünf Soldaten identifiziert worden, berichtete das Verteidigungsministerium bei Washington. „Allerdings enthielt der Sarg Überreste von bis zu 100 Männern, die noch nicht identifiziert wurden.“

„Oklahoma“ liegt an unbekanntem Ort

Die „Oklahoma“ (BB-37) selbst wurde in einem aufwendigen Manöver wiederaufgerichtet und in ein Trockendock geschleppt, man dachte vorerst daran, sie zu erhalten. Schließlich wurde das 1912 gebaute, fast 178 Meter lange Kriegsschiff aufgegeben, es sollte zum Abwracken nach San Francisco geschleppt werden. Beim Abschleppen riss sich das Wrack während eines Sturms los und sank. Der Ort, an dem die „Oklahoma“ im Pazifischen Ozean zwischen Hawaii und Kalifornien liegt, ist unbekannt.

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