Hochglanz im ehemaligen Industrieviertel
„Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“. So lautet das offizielle Motto der nächsten Weltausstellung, die am 1. Mai in Mailand ihre Pforten öffnet. Ganz in der Tradition vergangener Weltausstellungen wollen die Veranstalter auch mit spektakulärer Architektur punkten und versprechen eine Expo der Superlative.
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Vergessen gemacht werden sollen damit wohl nicht zuletzt die großen Hürden, die es im Vorfeld der Weltausstellung zu überwinden galt. Immer wieder sorgten schwere Korruptionsvorwürfe für Schlagzeilen, in deren direkter Folge nicht nur mehrere Expo-Verantwortliche verhaftet wurden, sondern auch die Bautätigkeiten lange stillstanden. Nach wie vor ist offen, wie viele der geplanten Projekte bis zur Eröffnung tatsächlich stehen.

AP/Antonio Calanni
Der „Baum des Lebens“ soll zum Symbol der Expo werden
Selbst der zum „Symbol Italiens“ und zur zentralen Ikone der Expo erkorene „Baum des Lebens“ schien lange fraglich. Im Gegensatz zum Pavillon des Gastgeberlandes ist die von einer Zeichnung Michelangelos inspirierte 35-Meter-Skulptur nun seit einigen Tagen fertiggestellt. Expo-Chef Giuseppe Sala zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass auch der Großteil der weiteren Projekte noch rechtzeitig umgesetzt werden kann, und „auch wenn einiges bis zum 1. Mai nicht fertig sein wird, wird das der Besucher nicht merken“.
20 Millionen Besucher erwartet
Die Pavillons der 144 teilnehmenden Länder und drei internationaler Organisationen (UNO, EU, CERN) sollen nicht nur neue Technologien und Denkansätze zum Thema nachhaltige Lebensmittelproduktion präsentieren - sondern die erwarteten 20 Millionen Besucher auch aufgrund ihrer Architektur begeistern.

Courtesy of Tsinghua University + Studio Link-Arc
Illustration von Chinas offiziellem Expo-Pavillon
Mit Spannung wird etwa der Auftritt Chinas erwartet, das gleich mit fünf Pavillons an der Mailänder Expo zu jenen 53 Ländern zählt, die eigenständige Ausstellungsgebäude errichten. Im Zentrum steht dabei Chinas offizieller Pavillon - ein monumentales, aus Bambus hergestelltes und einem „wogenden Weizenfeld“ nachempfundenes Gebäude. Für Aufsehen sorgte im Vorfeld aber nicht nur der mit 4.590 Quadratmetern zweitgrößte Expo-Pavillon - eine mögliche Expo-Ikone ortet etwa das Onlineportal Quartz auch in dem vom US-Architekten Daniel Libeskind umgesetzten Pavillon des größten chinesischen Immobilienkonzerns Vanke.

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Ein weiterer Beitrag aus China: Daniel Libeskinds Vanke-Pavillon
Spielwiese großer Architekten
Es handelt sich nicht um den einzigen international renommierten Architekten, der sich in Mailand austoben durfte - die Expo entpuppt sich als wahre Spielwiese der „Archistars“. Von Norman Foster stammt etwa der Beitrag der Vereinigten Arabischen Emirate und von Italo Rotta jener von Kuwait. Carlo Ratti entwarf mit dem Future Food District einen der zentralen Expo-Themenparks. Bereits am Masterplan für die Expo beteiligt waren zudem Herzog & de Meuron, von denen nun auch der Pavillon der Organisation Slow Food stammt.
Nachhaltige Fassade am Palazzo Italia
Als eine der letzten Nationen enthüllte das Gastgeberland Italien im Vorjahr seine Expo-Pläne. Der vom römischen Architektenbüro Nemesi & Partners entworfene und in eine luftreinigende Fassade gehüllte Pavillon soll - wie das Acquario Civico der Mailänder Weltausstellung des Jahres 1906 - als eines der wenigen Expo-Gebäude auch nach der Weltausstellung teilweise weiter genutzt werden. Der sechsstöckige Palazzo Italia ist mit seinen rund 13.000 Quadratmetern eines der zentralen Expo-Gebäude. Italiens Expo-Auftritt umfasst zudem weitere, ebenfalls von Nemesi geplante temporäre „Cardo Buildings“ und damit zusätzliche 10.700 Quadratmeter an Nutzungsfläche für Ausstellungen, Veranstaltungen und Gastronomie.

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Am Palazzo Italia wird wohl noch nach der Eröffnung gebaut werden
Präsenz zeigt mit dem größten Auslandspavillon auch Deutschland. Nach Angaben des für das räumliche Konzept zuständigen Büros Schmidlbauer handle es sich dennoch um keinen „repräsentativen Monumentalbau“. Der deutsche Beitrag „Fields of Ideas“ sei mit Blick auf den Expo-Masterplan vielmehr Teil eines „nachaltigen Agrofood-Parks“. Die Rede war in diesem Zusammenhang von einem „revolutionär neuem Konzept einer Weltausstellung“. Das erklärte Ziel der Expo-Planer: anstelle gigantischer Gebäude wie des Eiffelturms eine „neue Landschaft monumentaler Leichtigkeit und natürlicher Schönheit“ zu errichten.

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Letzte Arbeiten am deutschen Beitrag für den Expo-„Agrofood-Park“
Ganz im Sinne der Expo-Vorlage widmet sich auch Österreich dem Thema Nachhaltigkeit und verbindet mit seinem Pavillon „Gebäude und Umwelt zu einem integralen Beitrag“. Auf der kompletten Innenfläche des Projekts breathe.austria wurde ein österreichischer Wald auf das Expo-Gelände Rho Pero geholt und mitten in einem ehemaligen Industrieviertel mit „Luft und Klima“ ein „sinnlich erlebbares Zeichen“ gesetzt.
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