Messeeröffnung mit Merkel
Zum Auftakt der Hannover Messe hat Indiens Premierminister Narendra Modi bei seinem Staatsbesuch in Deutschland deutsche Unternehmen aufgefordert, in seinem Land zu investieren. Indien sei die „am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt“ und seine Institutionen durchliefen „beispiellose Reformen“, sagte Modi am Sonntagabend.
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Er eröffnete die Messe gemeinsam mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Am Dienstag wird Modi in Berlin erwartet. In Hannover präsentieren rund 6.500 Aussteller aus rund 70 Nationen Technologien für die Fabriken der Zukunft. Im Mittelpunkt der weltgrößten Industriemesse unter dem Motto „Integrated Industry - Join the Network!“ stehen in diesem Jahr Netzwerke, in denen sich laut Veranstaltern die wesentlichen Herausforderungen der Industrie bewältigen lassen. Der Subkontinent Indien ist diesmal Partnerland der Industriemesse.
Handelsvolumen soll wieder wachsen
Merkel signalisierte Interesse an einer Vertiefung der Beziehungen mit Indien. „Wir freuen uns, dass Ihre Wirtschaft auf Reformkurs ist“, sagte sie an die Adresse Modis. Deutschland ist Indiens wichtigster Handelspartner in der EU. Seit 2011 ist der bilaterale Handel zwischen Deutschland und Indien allerdings immer weiter gesunken - auf rund 16 Milliarden Euro 2014. Indien mit seiner Milliardenbevölkerung will in diesem Jahr China als wachstumstärkstes Schwellenland überholen.
„Deutschland hat mehr gemacht als jedes andere westliche Land, um Indiens Welt der Wirtschaft zu erschließen“, sagte Modi und bot der deutschen Industrie eine Partnerschaft beim Aufbau eines neuen Indiens an. Es gebe enorme Chancen - Priorität habe der Aufbau einer Erste-Welt-Infrastruktur. Modi versprach die Schaffung eines investorfreundlichen Umfelds und betonte: „Indien steht bereit, um die ganze Welt mit offenen Armen zu empfangen.“
Bosch sieht wachsenden Markt
Indien könnte für den deutschen Autozulieferer und Technikkonzern Bosch zu den wichtigsten Märkten weltweit aufsteigen. „Wir gehen davon aus, dass Indien bis 2030 die viertgrößte Volkswirtschaft auf der Welt sein wird - und größer als jede europäische Wirtschaft“, sagte Boschs Indien-Chef Steffen Berns der dpa. „Wir sehen Indien nach einigen Jahren der Stagnation wieder sehr positiv.“
Die Schwäche anderer BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) ist nach den Worten von Berns auf dem Subkontinent nicht zu spüren: „Indien ist ein attraktiver, stabiler Wachstumsmarkt, allein aus der lokalen Nachfrage ergibt sich ein erhebliches Potenzial“, sagt Berns. „Die größten Treiber in Indien sind die schnell wachsende Bevölkerung und die wachsende Mittelschicht.“
Investitionen von Indiens Wachstum abhängig
2013 machte Bosch 1,2 seiner 46 Milliarden Euro Umsatz in dem Land. Dabei habe sich der Umsatz in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Der Konzern betreibt elf Produktions- und sieben Entwicklungsstandorte und beschäftigt 28.000 Mitarbeiter in Indien - knapp ein Zehntel der Belegschaft weltweit. Seit 2010 hat der Technikkonzern rund 680 Millionen Euro in Indien angelegt, weltweit waren es rund 13 Milliarden Euro. „Das zeigt deutlich, wie wichtig Indien für uns ist“, sagt Berns. Bosch werde aber auch weiterhin in lokale Entwicklung und Fertigung in Indien investieren. Wie viel das sein wird, wollte Berns nicht beziffern: „Unsere weiteren Investitionen hängen vom Wachstum in Indien ab.“
„Wir sehen großes Potenzial in allen unseren Geschäftsfeldern - ob in Mobilitätslösungen, in der Industrietechnik oder in der Energie- und Gebäudetechnik“, sagt Berns. Alles, was in Richtung Infrastruktur gehe, verspreche Geschäft. „Auch der Konsumgüterbereich mit Hausgeräten und Elektrowerkzeugen wächst.“
„Dürfen nicht ungeduldig werden“
Dabei setzt Berns seine Hoffnungen auf den Reformkurs von Modi. Berns sieht den Subkontinent auf einem guten Weg. „Wir dürfen nicht ungeduldig werden. Das ist ein großes, föderales Land. Die indische Regierung hat sich Wachstum auf die Fahnen geschrieben“, sagt Berns. Die wichtigsten Punkte seien Investitionen in Infrastruktur und Erleichterungen für Unternehmen unter dem Schlagwort „ease of doing business“. „Wir gehen davon aus, dass die angestoßenen Programme Früchte tragen.“
Zusätzlich sei eine stärkere Förderung gewerblicher Ausbildung nötig. „Es gibt viele Hochqualifizierte in Indien, aber auch weniger und nicht Qualifizierte“, sagt Berns. „Wir dürfen Indien nicht nur als verlängerte Werkbank sehen, sondern müssen die komplette Wertschöpfungskette nutzen, einschließlich kompletter Entwicklungsprojekte und sogar Forschung.“ Viele lokale Lösungen von Bosch aus Indien kämen inzwischen auch weltweit zum Einsatz.
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