„Einwohner sind nirgendwo zu sehen“
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat am Montag erstmals seit Ausbruch der Kämpfe dringend benötigten medizinischen Bedarf in Krankenhäuser der hart umkämpften südjemenitischen Stadt Aden gebracht. „Aden ist eine Geisterstadt“, schrieb der Leiter der IKRK-Operationen in Nahost, Robert Mardin, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
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„Die Einwohner sind nirgendwo zu sehen, und das Ausmaß der Zerstörung der Stadt wird immer offensichtlicher“, hieß es in seinem Tweet weiter. Zuvor hatte das IKRK „logistische Probleme“ bei der Lieferung von Hilfsgütern gemeldet. Die Frachtflugzeuge hätten zunehmend Schwierigkeiten, auf dem Flughafen der Hauptstadt Sanaa zu landen, sagte IKRK-Sprecherin Sitara Jabeen laut der Nachrichtenagentur AFP in Genf.
Zustimmung für Ärzte fehlt noch
Mittlerweile erreichten zwei Konvois den weiter entfernten Distrikt Mualla und Kraitar, wie IKRK-Koordinator Mardin via Twitter weiter mitteilte. Die dortigen Krankenhäuser erhielten dringend benötigte Medikamente und Hilfsgüter. Das IKRK will zudem per Boot vier Chirurgen aus Dschibuti bringen, doch fehlt bisher die erforderliche Zustimmung aller Kampfparteien, wie die Sprecherin erklärte. Das IKRK hatte am Samstag eine 24-stündige Kampfpause gefordert, um Hilfsgüter liefern zu können.
Lage im Jemen spitzt sich zu
Ungeachtet der Luftangriffe durch die von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz sind die Huthi-Rebellen weiter auf dem Vormarsch. Die Bevölkerung leidet massiv unter den Kämpfen.
Eine Genehmigung wurde schließlich von Saudi-Arabien erteilt, das derzeit den Vormarsch der Huti-Milizen zusammen mit einer Staatenallianz mittels Luftangriffen bekämpft. Laut IKRK stehen derzeit 48 Tonnen Medikamente und andere medizinische Hilfsgüter bereit, um per Luft, Straße oder Wasser in den Jemen gebracht zu werden. Damit sollen 2.000 bis 3.000 Menschen versorgt werden.
Dutzende Tote bei neuen Kämpfen
In Aden kämpfen örtliche Anhänger des geflohenen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi und die aus dem Norden vorrückenden Huthi-Rebellen seit zwei Wochen um die Kontrolle über die Stadt. Bei den jüngsten Kämpfen im Südjemen sind nach Angaben von Ärzten und Militärs binnen 24 Stunden mindestens 140 Menschen getötet worden - darunter allein 53 bei den Kämpfen um Aden.
Unter den Opfern der Gefechte seien auch 17 Zivilisten, sagte ein Arzt der Nachrichtenagentur AFP. Zudem seien zehn Mitglieder des Hadi-treuen sogenannten Volkskomitees getötet worden. Aus Militärkreisen verlautete, aufseiten der Rebellen habe es 26 Tote gegeben. Laut Augenzeugen dauerten die Gefechte am Montag besonders um das Viertel Mualla an. Die Vereinten Nationen gehen von mehr als 500 getöteten Zivilisten in den letzten zwei Wochen aus.

APA/ORF.at
In den Vororten seien Explosionen zu hören, berichteten Einwohner. Ein ausländisches Kriegsschiff habe Huthi-Positionen beschossen. Seit mehreren Tagen toben Straßenkämpfe in der Stadt, der letzten Machtbastion Hadis. Die Huthi-Rebellen und die mit ihnen verbündeten Militäreinheiten, die dem früheren Präsidenten Ali Abdallah Saleh treu sind, versuchten, den Hafen von Mualla einzunehmen. Am Sonntag hatten sie bereits den Sitz der Provinzverwaltung erobert. Mualla wird von den Volkskomitees verteidigt.
Kritik aus dem Iran
Die Allianz begründet ihre Intervention auch damit, dass der Iran die Huthis unterstütze. Viele Experten bezweifeln aber, dass der Iran nennenswert Einfluss auf die Rebellen hat. Das iranische Parlament warf Saudi-Arabien am Sonntag eine „klare Aggression gegen ein Volk und ein unabhängiges Land“ vor. Iranischen Medienberichten zufolge bat die Regierung in Teheran das Sultanat Oman, sich in Riad für ein Ende der Luftangriffe einzusetzen.
Die Entscheidung des UNO-Sicherheitsrats über eine humanitäre Feuerpause im Jemen steht noch aus. Russland hatte dem Gremium einen entsprechenden Vorschlag am Samstag vorgelegt. Der Resolutionsentwurf soll ermöglichen, Ausländer aus dem Jemen in Sicherheit zu bringen und bedürftigen Menschen Hilfe zukommen zu lassen.
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