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„Historische Trockenperiode“

Seit mehreren Jahren leidet der US-Bundesstaat Kalifornien unter einer Dürre, vor dem Sommer sind Wassereinsparungen erstmals Pflicht geworden. Gouverneur Jerry Brown hatte ab Juni eine Reduzierung des Wasserverbrauchs um 25 Prozent angeordnet. Davor waren Einsparungen lediglich eine Empfehlung.

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Brown hatte die Auflagen bei einem Besuch in der Sierra Nevada mit April verkündet. Die um diese Jahreszeit gewöhnlich verschneiten kalifornischen Berge waren nach Ausbleiben der Niederschläge im Winter großteils ohne Schnee. Seit Beginn der Schneedeckenmessungen in den 1950er Jahren stellte der vergangene Winter einen Trockenrekord auf.

Da kein Ende der Trockenheit in Sicht sei, sei Kalifornien zu „noch nie da gewesenen Maßnahmen“ gezwungen, erklärte Brown damals und sprach von einer „historischen Trockenperiode“. Für Kalifornien habe eine „neue Ära“ begonnen. „Die Vorstellung, dass Ihr netter kleiner Rasen jeden Tag Wasser bekommt, ist eine Sache der Vergangenheit“, so Brown.

Tarifänderung macht Verschwendung teuer

Die Maßnahmen zielen darauf ab, den Wasserverbrauch um bis zu ein Viertel zu verringern. Unter anderem nahm man sich vor, in Grünanlagen der Städte insgesamt 4,6 Millionen Quadratmeter Rasenflächen durch anspruchslosere Pflanzen wie Kakteen, Agaven und Sukkulenten zu ersetzen. Mit einem Förderprogramm werden veraltete Anlagen zur Wasser- und Stromversorgung durch Sparmodelle ersetzt. Universitäten, Golfplätze, Friedhöfe und andere Einrichtungen mit großen Rasenflächen sollen sparsamer bewässert werden.

Hinweistafel auf einem US-Highway mahnt zum Wassersparen

APA/AP/Rich Pedroncelli

Auch beim Autofahren werden die Menschen daran erinnert, Wasser zu sparen

Darüber hinaus wurden Wasserversorger angehalten, ihr Tarifsystem so zu ändern, dass Wasserverschwendung für die Verbraucher teuer wird. Die Kalifornier müssten „in jeder erdenklichen Weise Wasser sparen“, sagte Brown, der bereits den Notstand ausgerufen hatte. Für landwirtschaftliche Betriebe, die für 80 Prozent des Wasserverbrauchs in Kalifornien verantwortlich sind, gelten die neuen Regelungen allerdings nicht.

Bereits im vorigen Jahr hatte der Staat Sparmaßnahmen empfohlen. So sollten seither die Einwohner nicht mehr ihre Gehsteige und Einfahrten mit dem Gartenschlauch abspritzen, Springbrunnen mit Trinkwasser füllen oder Grünflächen so stark bewässern, dass überschüssiges Wasser ablaufen kann. Die erhofften Einsparungen betrugen aber nicht 20 Prozent, sondern lediglich neun Prozent, so Brown: „Das ist nicht genug.“

Kein Schnee

Der Leiter der Behörde für Wasserversorgung in Bundesstaat Kalifornien, Mark Cowin, hatte prognostiziert, dass die Schneeschmelze praktisch keinen Tropfen Wasser in die Reservoirs spülen werde. Ein Sprecher seiner Behörde erklärte, in den Bergen der Sierra Nevada, wo seit 1941 im Frühling üblicherweise durchschnittlich mehr als eineinhalb Meter Schnee gemessen worden seien, gebe es so gut wie keinen Schnee.

Hitzerekord in Los Angeles

In Los Angeles wurde im vergangenen März ein neuer Hitzerekord aufgestellt: In der Millionenmetropole wurden an sechs Tagen Temperaturen von über 32 Grad gemessen, wie die „Los Angeles Times“ berichtete. Der bisherige Rekord sei bei drei heißen Märztagen im Jahr 1977 seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in dem Westküstenstaat 1877 gelegen. „Dieses Wetter ist sehr ungewöhnlich“, sagte Stuart Seto von der Wetterbehörde (NOAA) in Oxnard der Zeitung. Seit Jahresbeginn seien die Temperaturen in Kalifornien fast jeden Tag einige Grad über dem Durchschnitt gelegen, so Seto.

Studie: Klimawandel mitverantwortlich

Einer Studie zufolge hängt die Dürre mit dem Klimawandel zusammen. Forscher der Stanford University untersuchten Klimadaten seit dem Jahr 1895. Sie berichten in den Proceedings der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS), dass in regenarmen Phasen unter wärmeren Bedingungen die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Dürrejahren mehr als doppelt so hoch war wie bei kühlerem Wetter.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe es mehr Dürrejahre gegeben als im vorausgegangen Jahrhundert, schreiben die Forscher um Noah Diffenbaugh. Zwar wurden die Phasen mit wenig Niederschlag nicht wesentlich häufiger, sie fielen aber besonders oft mit hohen Temperaturen zusammen.

Klimamodelle legen nahe, dass der menschlich bedingte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für wärmere Temperaturen in trockenen Jahren erhöht, heißt es weiter. Derartige warm-trockene Bedingungen haben in der „außergewöhnlichen“ Dürre, die seit 2012 andauert, für Mensch und Umwelt akute Auswirkungen: Seen trocknen aus, Grundwasserspiegel sinken, die Bewässerung von Feldern wird schwieriger, und die Gefahr für Wald- und Buschbrände steigt drastisch.

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