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„Kein alltäglicher Unfall“

Es ist der größte Stromausfall in der Türkei seit dem schweren Erdbeben von 1999. In großen Teilen des Landes fiel am Dienstag die Energeiversorgung aus - auch die Großstädte Istanbul und Ankara waren betroffen. Als Ursache meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu ein Problem an den Hochspannungsleitungen. Wodurch dieses ausgelöst wurde, war vorerst unklar.

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Gegen 10.30 Uhr (9.30 Uhr MESZ) hatte der Stromausfall große Teile der Türkei lahmgelegt. In der 15-Millionen-Einwohner-Metropole Istanbul kam der U-Bahn- und Straßenbahnverkehr zum Erliegen, Reisende saßen in den Waggons fest. Die Stadtverwaltung Istanbul meldete auf Twitter, dass U-Bahn und Straßenbahn in der Marmara-Region ihren Dienst eingestellt haben. Die U-Bahn habe erfolgreich evakuiert werden können, so die Stadtverwaltung.

Menschen stehen um Benzin an

Reuters/Osman Orsal

Wer Strom wollte, war auf Generatoren und damit Treibstoff angewiesen

Ebenso funktionierten Verkehrsampeln nicht mehr. Kilometerlange Staus auf den Straßen waren die Folge. In der Hauptstadt Ankara mussten Gerichtsverhandlungen unterbrochen werden. Auch der Flugverkehr war von dem Stromausfall betroffen. Zahlreiche Flugzeuge konnten nicht starten. Laut einem Tweet der Website Flightradar24, auf der sich Flüge in Echtzeit verfolgen lassen, waren elf der 16 Empfänger der türkischen Flugleitung ausgefallen.

Fabriken standen still

Laut CNN Türk waren 30 der 81 Provinzen betroffen. Die Nachrichtenagentur Anadolu sprach sogar von 44 Landesteilen ohne Strom. In der westlichen Provinz Kocaeli - einem der industriellen Zentren der Türkei - mussten Fabriken die Produktion einstellen. Lokale Berichte, wonach sich in der Provinz eine große Explosion ereignet habe, konnten nicht bestätigt werden.

Menschen sitzen bei Kerzenlicht

APA/EPA/Sedat Suna

Kerzen statt Glühbirnen - viele Türken stellten sich auf eine dunkle Nacht ein

Nach Angaben des türkischen Energieministeriums konnte bis zum Nachmittag die Stromversorgung größtenteils wiederhergestellt werden. Auch die Versorgung in Istanbul funktioniere weitgehend normal, sagte Energieminister Taner Yiliz am Nachmittag, es sei ein Krisenzentrum eingerichtet worden.

„Das ist kein alltäglicher Unfall“, sagte Yildiz in Bratislava. Der Energieminister hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einen Staatsbesuch in die slowakische Hauptstadt begleitet. Er könne zunächst nicht sagen, ob es ein Cyberangriff gewesen sei oder nicht, so Yildiz. Die Ursache des Stromausfalls werde untersucht. Auch Premierminister Ahmet Davutoglu wollte in der Türkei auf Rückfrage von Journalisten einen Terroranschlag nicht ausschließen. Alle Möglichkeiten würden in Betracht gezogen, sagte Davutoglu.

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