Deutsche Hersteller legen kräftig zu
Der Autokonzern BMW hat vergangenes Jahr so sehr vor Gewinnkraft gestrotzt wie keiner seiner weltweiten Konkurrenten. Von 100 Euro Umsatz bleiben vor Zinsen und Steuern 11,30 Euro in der Kasse der Münchner (2013: 10,50 Euro). Das geht aus einer in der Karwoche präsentierten Studie des Beratungsunternehmens EY aus Stuttgart hervor.
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Demnach schlugen sich die deutschen Autobauer 2014 generell besser als der Wettbewerb und fuhren deutlich mehr Gewinn ein als der Durchschnitt der Konkurrenz. Zusammen kamen Volkswagen, Daimler und BMW auf einen Ertrag vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 32,6 Milliarden Euro, was im Vergleich mit 2013 ein Fünftel mehr ist. Im Schnitt lag die Verbesserung der 16 weltgrößten Hersteller im vergangenen Jahr nur bei vier Prozent. Ein Grund: Bei fünf Autobauern sanken die Gewinne - Hyundai, Honda, Ford, General Motors und Kia.
Höhere Gewinnmarge bei Premiumherstellern
Bei der Gewinnkraft (EBIT-Marge) rangieren hinter BMW Toyota und Hyundai, Volkswagen fährt den Angaben zufolge auf Platz sechs. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Premiumhersteller wie BMW und Daimler generell mehr mit dem Verkauf ihrer Fahrzeuge verdienen als Massenhersteller.
Nach absoluten Zahlen dominiert der Toyota-Konzern mit einem Ergebnis von 18 Milliarden Euro die Statistik. Daimler und der VW-Konzern liegen den Angaben zufolge mit jeweils rund 12,7 Milliarden Euro dahinter. Allerdings ist bei Volkswagen noch nicht das gesondert bilanzierte China-Geschäft eingerechnet. Mit jenen 5,2 Milliarden Euro liegt Volkswagen mit Toyota gleichauf.
Yen-Schwäche hilft Toyota
Auch wenn die EY-Analyse klare Trends aufzeigt, bleibt sie doch nur eine Momentaufnahme. So bringt etwa die Yen-Schwäche den japanischen Herstellern seit geraumer Zeit eine Sonderkonjunktur.
Wie EY-Autoexperte Peter Fuß berichtete, war China zuletzt der wichtigste Wachstumstreiber der deutschen Autokonzerne. 32 Prozent des globalen Absatzes von Volkswagen, BMW und Daimler entfielen 2014 auf das Reich der Mitte - nach 30 Prozent 2013. Vor fünf Jahren waren es erst 18 Prozent. „Bislang war China eine Erfolgsgeschichte für die deutschen Autobauer - einen großen Teil ihres weltweiten Wachstums haben sie diesem einen Markt zu verdanken“, sagte Fuß. Mit dem Erfolg steige jedoch auch die Abhängigkeit von dem Markt.
Probleme mit russischem Markt
Probleme bereitet den deutschen Autobauern jedenfalls Russland. VW kündigte zuletzt an, als Konsequenz aus dem Absatzrückgang in Russland die Produktion in seinem Werk in Kaluga zurückzufahren und Personal abzubauen. Nachdem die Bänder in den vergangenen Monaten bereits einige Male angehalten worden waren, soll die Produktion vom 4. Mai an von einem Dreischichtbetrieb auf zwei Schichten umgestellt werden.
Zudem schickt VW die Belegschaft dann für acht Werktage in Zwangsurlaub. Der Betrieb ruht darüber hinaus in den kommenden Monaten an Freitagen. Außerdem verringert VW das Personal: Die Verträge von 150 befristet beschäftigten Mitarbeitern werden nicht verlängert. Weiteres Personal soll mit Abfindungen gehen. Eine Zahl nannte der Autobauer nicht.
Opel zieht sich ganz zurück
Die Reaktion von Volkswagen auf die Probleme in Russland fällt weniger drastisch aus als beim Konkurrenten Opel. Die Rüsselsheimer GM-Tochter hatte vergangene Woche angekündigt, sich bis Jahresende komplett aus in dem von den Sanktionen des Westens gezeichneten Land zurückzuziehen. Der russische Automobilmarkt befindet sich seit Monaten im freien Fall.
Im Februar waren die Verkäufe um 38 Prozent geschrumpft. Die Autobauer haben die Preise drastisch erhöht, um den Verfall der russischen Währung auszugleichen. Das führte dazu, dass Neuwagen für viele Russen unerschwinglich geworden sind. Dabei hatte Opel in Russland noch vor wenigen Jahren die Rettung gesehen. Experten erwarten, dass weitere Hersteller ihre Produktion verringern werden. Auch Werksschließungen nach dem Beispiel von Opel werden in der Branche nicht ausgeschlossen.
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