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Hurra, die Sommerzeit ist da

Am Sonntag war es wieder so weit: Die Uhren wurden um eine Stunde vorgestellt, die Sommerzeit hat begonnen - und damit auch das traditionelle Jammern über die Zumutungen und Gefahren der Zeitumstellung.

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Dabei bringt der Wechsel von Normal- auf Sommerzeit einen entscheidenden Vorteil, der im Gegensatz zu den häufig zitierten Einwänden außer Zweifel steht: Es bleibt abends eine Stunde länger hell, das hebt bei vielen Menschen die Stimmung und wird von den meisten als positiv gesehen. Konkret heißt das ab sofort Tageslicht bis rund 19.30 Uhr (je nachdem, ob man nun in Vorarlberg oder Wien zu Hause ist). Wer will nicht die Extrastunde Abendsonne genießen und mehr Zeit draußen beim Grillen, Baden oder im Schanigarten verbringen?

Die Argumente der Gegner

Umgekehrt geht die Sonne nun erst gegen 6.40 Uhr (in Wien) statt bisher um etwa 5.45 Uhr auf. Menschen mit leichtem Schlaf etwa werden nicht so leicht durch störende Sonnenstrahlen und Vogelzwitschern vorzeitig aus dem Bett geholt. In der Tat dürfte die Sommerzeit bei den meisten Österreichern beliebt sein, auch wenn gerne darüber gegrantelt wird. Laut einer market-Umfrage aus dem Jahr 2011 sehen nur knapp 20 Prozent ausschließlich Nachteile in der Sommerzeit.

29. März bis 25. Oktober

Grundlage für die Zeitumstellung ist eine EU-weite Regelung, wonach die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) am letzten Sonntag im März beginnt und am letzten Sonntag im Oktober endet. Am 29. März um 2.00 Uhr werden die Uhren um eine Stunde vor-, am 25. Oktober um 3.00 Uhr wieder zurückgestellt.

Gegner der Sommerzeit führen ins Feld, dass die Zeitumstellung bei vielen Menschen zu Schlafmangel führe - mit weitreichenden Folgen. Sie warnen vor gesundheitlichen Risiken. So erzeuge die Umstellung bei vielen Menschen Stress, da sie einige Zeit benötigten, bis sich ihre innere Uhr auf die neue Zeit eingestellt habe.

Statistisch gesehen steige in der Woche nach der Umstellung auf die Sommerzeit die Herzinfarktrate, so die deutsche Apotheken Umschau unlängst. Durch den Schlafmangel sinke die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr, folglich drohten mehr Unfälle.

„Eine Stunde Schlaf, mehr ist das nicht“

Der deutsche Sozialversicherungsträger DAK-Gesundheit warnte letztes Jahr ebenfalls davor, dass das Risiko von Herzinfarkten nach der sommerlichen Zeitumstellung um ein Viertel steige. In der Studie heißt es allerdings auch, dass es dabei um Menschen geht, die ohnehin unter konstantem Schlafmangel leiden und bei denen dementsprechend eine Stunde weniger Schlaf tatsächlich ins Gewicht fällt.

Welche gesundheitlichen Folgen die Zeitumstellung tatsächlich auslöst, ist in der Tat wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen werden nach Einschätzung mehrerer Schlafmediziner eindeutig überschätzt. „Die Sommerzeit kostet eine Stunde Schlaf, mehr ist das nicht“, so etwa der deutsche Schlafmediziner Bernd Mross vor einigen Jahren.

„Nach ein paar Tagen haben sich alle gewöhnt“

Aus physiologischer Sicht wirkt sich der Beginn der Sommerzeit nicht anders als der Sprung über eine Zeitzone aus, so der österreichische Schlafforscher Bernd Saletu. Dabei seien Menschen in der Regel nach einer kurzen Umgewöhnungszeit sehr anpassungsfähig. Bei Flügen in den Fernen Osten oder in die USA müsse das ja auch gehen, so Saletu. Als Faustregel gilt: Pro Zeitzone - die einer Stunde entspricht - benötigt man einen Tag, um sich umzustellen.

Folglich sollte es durch die Sommerzeit keine größeren Probleme geben, so Saletu. Wenn man allerdings ohnehin ein Schlafdefizit aufweise, könnte es durchaus auch zu Konzentrationslücken etwa im Straßenverkehr kommen. Ähnlich auch der Tenor der Verhaltensbiologin Sylvia Kaiser von der Universität Münster: „Die biologischen Wirkungen sind nur kurzfristig, nach ein paar Tagen haben sich alle eingewöhnt“, so die Wissenschaftlerin vor drei Jahren gegenüber dem TV-Sender n-tv.

„Mini-Jetlag“ vermeidbar

Die Wissenschaftlerin unterstreicht vielmehr die anhaltenden Vorteile der Sommerzeit: Es sei gut, im Sommer abends mehr Licht abzubekommen. Das sorge für die Freisetzung von Glückshormonen und steigere das Wohlbefinden. Der viel zitierte „Mini-Jetlag“ durch die Zeitumstellung und die Störungen im Biorhythmus lassen sich zudem vermeiden. So raten Mediziner, in den Tagen vor der Umstellung zehn bis 15 Minuten früher ins Bett zu gehen, bis nach etwa vier Tagen die 60 Minuten erreicht sind.

„Menschen in Souveränität beschnitten“

Dass es bei den Klagen über die Sommerzeit um ein mitunter sehr subjektives Empfinden geht, deutet auch eine neue Studie an, der zufolge die Umstellung auf die Sommerzeit vorübergehend die Lebenszufriedenheit senkt. Viele fühlten sich in ihrer Souveränität im Umgang mit der Zeit beschnitten, fanden Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg heraus.

„Menschen erleben es als Belastung, wenn ihre frei verfügbare Zeit beschränkt wird“, so der Studienautor, Daniel Kühnle, am Donnerstag. Für ihre Untersuchung werteten die Forscher Daten der Langzeitstudie Sozio-ökonomisches Panel (SOEP) sowie einer vergleichbaren britischen Befragung aus. Für Deutschland und Großbritannien gelte, dass die Zufriedenheit der Befragten in der Woche nach der Zeitumstellung zurückgeht. Die gute Nachricht lautet: In der zweiten Woche nach der Umstellung erreiche die Lebenszufriedenheit wieder ihr ursprüngliches Niveau.

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