Riad: „Sturm der Entschlossenheit“
Der Bürgerkrieg im Jemen hat sich in der Nacht auf Donnerstag dramatisch zugespitzt. Mit einer Allianz arabischer Staaten griff Saudi-Arabien direkt in die Auseinandersetzung ein. Saudische Kampfjets bombardierten Stellungen der aufständischen schiitischen Huthi-Miliz und Viertel in der Hauptstadt Sanaa.
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Die Huthis waren in den vergangenen Tagen weiter Richtung Süden vorgestoßen und hatten die Hafenstadt Aden, in die Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi geflohen war, bedrängt. Wie der Sender al-Arabija berichtete, will Saudi-Arabien für die Offensive im Nachbarland 100 Kampfflugzeuge und 150.000 Soldaten abstellen. Nach Angaben der saudi-arabischen Nachrichtenagentur SPA beteiligten sich neben Saudi-Arabien zunächst die Golfstaaten Bahrain, Kuwait, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Ägypten, Marokko, Jordanien und der Sudan stellen Flugzeuge zur Verfügung.

APA/ORF.at
Bodenoffensive möglich
Ägypten, Pakistan, Jordanien und der Sudan seien zudem bereit, sich an einer Bodenoffensive zu beteiligen, hieß es in einem Bericht von al-Arabija. Jordanien begründete seine Teilnahme an der Operation damit, dass die „Sicherheit im Jemen und in der Golfregion von hohem strategischen Interesse“ für Jordanien sei. Pakistan bestätigte die Anfrage aus Riad, sich an der Offensive zu beteiligen, und will diese nun „untersuchen“.
Die nötige Abstimmung mit den anderen Staaten zu einer möglichen Bodenoffensive sei bereits im Gange, teilte das ägyptische Außenministerium am Donnerstag mit. Auch ein mit Verteidigungsfragen betrauter Saudi schloss eine Bodenoffensive nicht aus: „Wir können unser Ziel, die legitime Regierung (im Jemen, Anm.) wieder in Kraft zu setzen, nicht erreichen, indem wir den Himmel über dem Jemen kontrollieren.“
Iran: „Von USA unterstützte Aggression“
Es seien Ziele in der Hauptstadt Sanaa und an anderen Orten des Landes angegriffen worden, teilte der saudische Botschafter in Washington, Adel al-Dschabir, mit. Man reagiere mit der Operation „Sturm der Entschlossenheit“ auf Bitten Hadis, hieß es vonseiten Saudi-Arabiens. Staatsmedien im Iran, der die Huthis bei ihrem Vormarsch unterstützt haben soll, bezeichneten die Militäroperation der Golfstaaten als „von den USA unterstützte Aggression“. Der Vorstoß würde die Optionen für eine friedliche Lösung des Konflikts blockieren und sollte umgehend gestoppt werden, teilte die iranische Außenamtssprecherin Marsieh Afcham mit: „Diese Angriffe sind nicht nur eine Verletzung der territorialen Integrität des Jemen, sondern auch eine sehr gefährliche Entwicklung.“

Reuters/Khaled Abdullah
Die saudischen Kampfjets bombardierten auch Ziele in der Hauptstadt Sanaa
Die jemenitische Nachrichtenseite al-Masdar Online berichtete, die Angriffe hätten um Mitternacht (22.00 Uhr MEZ) begonnen. Ein Sprecher der Huthis bezeichnete die saudischen Angriffe als Kriegserklärung. Sie wollten der von Saudi-Arabien geführten Offensive aber ohne iranische Hilfe begegnen, hieß es am Donnerstag. Zuvor warnte aber ein Huthi-Sprecher gegenüber dem arabischen Nachrichtensender al-Jazeera, dass sich mit dem Saudi-Vorstoß der Konflikt im Jemen zu einem Regionalkrieg auswachsen werde. Saudi-Arabien setzte indes internationale und Inlandsflüge auf sieben Flughäfen im Süden des Landes aus. Im Jemen wurden aufgrund der aktuellen Entwicklung alle Häfen gesperrt.
Angriffe auch in Sanaa
Wie al-Arabija Donnerstagfrüh unter Berufung auf die saudische Luftwaffe berichtete, ist der gesamte jemenitische Luftraum unter Kontrolle. Mindestens vier Kampfflugzeuge auf der Al-Dailami-Basis in Sanaa seien zerstört worden. Die Huthis erklärten laut al-Jazeera, sie hätten zur Verteidigung Boden-Luft-Raketen abgefeuert. Drei hohe Huthi-Militärkommandeure seien getötet worden, hieß es bei al-Arabija. Ziele der Angriffe in Sanaa waren laut al-Jazeera der Präsidentenpalast sowie die Hauptquartiere von Polizei und Spezialkräften. Bei den saudischen Luftangriffen in der Hauptstadt wurden laut einem Zivilschutzvertreter mindestens 13 Zivilisten getötet.
Präsident offenbar in Aden
Im Süden des Landes sollen inzwischen Truppen von Präsident Hadi den Flughafen von Aden zurückerobert haben. Zuvor gab es heftige Kämpfe mit Verbündeten der Huthi-Rebellen, sagten lokale Behörden am Donnerstag. Hadis Soldaten hatten am Mittwoch die Kontrolle über den Flughafen an Kämpfer verloren, die loyal zu Hadis mit den Huthis verbündetem Amtsvorgänger Ali Abdullah Saleh stehen.

APA/AP/Wael Qubady
Regierungstreue Truppen im Jemen vor der Al-Anad-Militärbasis im Südjemen
Schon am Mittwoch gab es Gerüchte über die Flucht Hadis aus Aden. Ein Vertrauter Hadis versicherte aber am Donnerstag, dass sich der Präsident in Aden aufhalte. Huthi-Rebellen hatten die wichtige Luftwaffenbasis al-Anad im Süden erobert und waren bis auf 20 Kilometer an Aden herangekommen. Medienberichten zufolge sollen in Aden zudem Kampfflugzeuge - offenbar von Huthi-Rebellen geflogen - den Palast von Präsident Hadi angegriffen haben. Ein Kampfjet habe mindestens drei Raketen auf die Residenz abgefeuert, berichtete die lokale Nachrichtenseite Aden al-Ghad am Mittwoch unter Berufung auf Augenzeugen.
Unterstützung der USA
Die USA gewähren Saudi-Arabien und dessen Verbündeten im Kampf gegen die Huthi-Rebellen logistische und geheimdienstliche Unterstützung. Amerikanische Truppen seien aber nicht direkt in die Militäroperation involviert, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, Bernadette Meehan, am Mittwoch (Ortszeit) in einer Mitteilung. Präsident Barack Obama habe die Hilfsleistungen genehmigt. Die USA bauten eine gemeinsame Planungsstelle mit Saudi-Arabien auf, um ihre Unterstützung zu koordinieren. Washington stehe in engem Kontakt mit Präsident Hadi.
Erst vor vier Tagen hatten die USA aus Sicherheitsgründen eigene, bei Aden stationierte Soldaten abgezogen. Sie hatten die von den Huthis eroberte Luftwaffenbasis al-Anad als Drohnen-Stützpunkt im Anti-Terror-Kampf genutzt. US-Soldaten trainierten dort zudem jemenitische Spezialeinheiten.
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