Viele deutsche und spanische Opfer
Ein Airbus A320 der deutschen Lufthansa-Tochter Germanwings mit 150 Personen an Bord ist in Frankreich abgestürzt. „Es gibt keinen Überlebenden“, sagte der für Verkehr zuständige Staatssekretär Alain Vidalies im nordfranzösischen Lille. Die Maschine stürzte in den Alpen ab, wie die Zeitung „La Provence“ mit Hinweis auf Feuerwehrleute berichtete und offizielle Stellen später bestätigten.
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Das Flugzeug auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf hatte laut Angaben von Germanwings 150 Menschen an Bord, darunter sechs Besatzungsmitglieder. Präsident Francois Hollande hatte bereits vor der Bestätigung durch den Verkehrsstaatssekretär, dass alle tot seien, gesagt, es habe vermutlich keine Überlebenden gegeben. Die spanische Vizeregierungschefin Soraya Saenz de Santamaria teilte mit, auf der Passagierliste stünden 45 Reisende mit spanischen Nachnamen. An Bord seien 67 Deutsche gewesen, sagte Germanwings-Manager Thomas Winkelmann am Dienstag bei einer Pressekonferenz auf dem Flughafen Köln/Bonn. Unter den 150 Menschen an Bord waren auch zwei Babys.

APA/ORF.at
Zunächst war von 142 Passagieren und sechs Besatzungsmitglieder die Rede gewesen. Die Unfallursache sei noch unklar, so Frankreichs Regierungschef Manuel Valls. Zur Frage, ob es sich um einen Terroranschlag handelt, gab es keine offiziellen Aussagen. Deutschen Sicherheitsbehörden zufolge gibt es allerdings keinen Hinweis auf einen terroristischen Anschlag.
Website: Flug startete verspätet
Die Maschine sei auf dem Weg von der spanischen Metropole Barcelona nach Düsseldorf in Deutschland gewesen, hieß es weiter. Zur Absturzursache hätten die französischen Kollegen zunächst nichts mitgeteilt, sagte ein Sprecher der deutschen Flugsicherung. Laut dem spanischen Flughafenbetreiber Aena war die Germanwings-Maschine um 9.55 Uhr in Barcelona gestartet.
Flightradar24.com zufolge verlor die Maschine in den letzten Minuten vor ihrem Verschwinden deutlich an Höhe - von etwa elf Kilometer bis auf zwei Kilometer, berichtete der „Spiegel“ (Onlineausgabe) mit Verweis auf Flightradar24.com. Die Sinkrate war den Angaben zufolge aber nicht ungewöhnlich stark - etwa 3.000 bis 4.000 Fuß pro Minute. Die Maschine befand sich vermutlich also nicht im Sturzflug.
Laut Germanwings erreichte die Maschine um 10.45 Uhr Reiseflughöhe. Eine Minute später begann der Sinkflug, der acht Minuten dauerte. Um 10.53 Uhr bei 6.000 Fuß verlor der Lotse schließlich den Kontakt zu der Maschine, hieß es vonseiten der Fluglinie weiter.
Wetter soll ruhig gewesen sein
Die Besatzung der abgestürzten Maschine setzte entgegen ersten Angaben kein Notsignal ab. „Die Besatzung hat kein ‚Mayday‘ gesandt“, stellte die französische Luftfahrtbehörde DGAC in Paris klar. Vielmehr habe die Luftraumkontrolle beschlossen, Alarm zu schlagen, nachdem es keinerlei Kontakt mehr zu der Besatzung und dem Flugzeug gegeben habe. Zuvor hatten die DGAC und Vidalies erklärt, von der Maschine sei um 10.47 Uhr ein Notsignal gesandt worden.
Der Absturz soll französischen Medien zufolge nicht von schlechtem Wetter ausgelöst worden sein. Das Wetter sei ruhig gewesen, berichtete die Zeitung „Le Monde“ unter Berufung auf die Wetterdienste La Chaine Meteo und Meteo France. „Die Bedingungen waren sogar optimal mit trockenem Wetter und komplett freiem Himmel am ganzen Vormittag“, hieß es am Dienstagnachmittag auf der Website von La Chaine Meteo. Der Wind sei schwach gewesen, und es habe keine gefährlichen Wolken gegeben.
Lufthansa-Chef: „Schwarzer Tag“
Der Vorstandschef der Lufthansa, Carsten Spohr, reagierte im Kurznachrichtendienst Twitter entsetzt auf den Absturz der Maschine der Tochtergesellschaft Germanwings: „Wenn unsere Befürchtungen sich bewahrheiten, ist heute ein schwarzer Tag für die Lufthansa. Mein tiefstes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden unserer Passagiere und Besatzungsmitglieder“. „Wir wissen noch nicht, was mit Flug 4U9525 passiert ist“, hieß es in Spohrs Stellungnahme weiter. Der Flughafen Düsseldorf wie auch die Fluglinie Germanwings haben Hotlines eingerichtet.
Absturzstelle schwer zugänglich
Das Unglück ereignete sich in den südlichen Alpen. Trümmer des Flugzeuges seien in den südlichen Alpen in der Region von Barcelonnette gefunden worden, teilte das Innenministerium in Paris mit. Die Absturzstelle liege in einem schwer zugänglichen, verschneiten Gebiet in der Nähe von Meolans-Revel, einem kleinen Ort am Fuße der französischen Alpen. Der Unglücksort im Gebirgsmassiv von Estrop sei „für Fahrzeuge nicht zugänglich“, sagte Verkehrsstaatssekretär Vidalies. Das Gebiet habe aber mit einem Helikopter überflogen werden können.
Französische Gendarmerie riegelte das Absturzgebiet zwischen Digne und Barcelonnette für den Beginn der Untersuchungen ab. Die Absturzstelle liegt auf etwa 1.500 Meter Höhe, einige Kilometer von Le Vernet im Blanche-Tal entfernt, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Gendarmerie habe bestätigt, dass alle Insassen des abgestürzten Airbus tot seien.
Trauer und Fassungslosigkeit
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve wollte sich an die Unglücksstelle begeben. Präsident Hollande versicherte der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel seine Anteilnahme. Das spanische Königspaar Felipe VI. und Letizia brach seinen gerade begonnenen Staatsbesuch in Paris ab. Der König sprach von einer „fürchterlichen Katastrophe“ und drückte allen betroffenen Familien sein aufrichtigstes Beileid aus. Der spanische Regierungschef Mariano Rajoy äußerste sich „schockiert“ über den Absturz. Es handle sich um eine „Tragödie“, so Rajoy auf Twitter. „Wir arbeiten eng mit den französischen und deutschen Behörden zusammen.“
Die EU-Spitzen kondolierten den Opferfamilien. EU-Ratspräsident Donald Tusk sprach den Familien am Dienstag im Namen der Europäischen Union das tiefste Beileid aus. Tusk sprach auch den Regierungen der betroffenen Ländern sein Mitgefühl und die Solidarität der EU aus, namentlich Hollande, Merkel und Rajoy. Auf Twitter erklärte indes der aus Deutschland stammende EU-Parlamentspräsident Martin Schulz: „Alle meine Gedanken sind bei den Familien der Passagiere und der Besatzung in diesem schwierigen Moment.“
Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck reagierte bestürzt. Während seines Staatsbesuchs in Peru sagte Gauck: „Mit größter Bestürzung habe ich von dem schweren Flugzeugunglück erfahren.“ Seine Gedanken seien bei den Familienangehörigen und Freunden der vielen Opfer. „Ihnen gilt meine tief empfundene Anteilnahme. Mögen sie in dieser schweren Zeit Kraft und Trost finden.“ Gauck dankte allen, „die nun an verschiedensten Stellen Hilfe leisten und den Betroffenen zur Seite stehen“.
Krisenstab in Deutschland
Das deutsche Außenministerium richtete einen Krisenstab ein, teilte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier über Twitter mit. Auch eine Hotline wurde eingerichtet. „Unsere Gedanken sind bei denjenigen, die darum fürchten müssen, dass ihre Angehörigen unter den Opfern sind“, so Steinmeier. Der Absturz des Flugzeugs sei eine „schreckliche Nachricht“, so Steinmeier.
Deutsche Experten wollen sich an der Klärung der Absturzursache beteiligen. Wie das deutsche Verkehrsministerium am Dienstag mitteilte, sind Fachleute der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung bereits auf dem Weg zur Unglücksstelle. Auch der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt plant, sich an Ort und Stelle ein Bild von der Lage zu machen. Er steht mit seinem französischen Amtskollegen in engem Kontakt, wie ein Ministeriumssprecher in Berlin sagte.
Maschine war 24 Jahre alt
Die EU-Kommission hat nach eigenen Angaben noch keine Details zum Absturz. EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc sagte in Brüssel, die EU-Kommission arbeite mit den Behörden in Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen, um mehr Details zu bekommen. Bulc sprach den Opfern des „unglücklichen Vorfalls“ ihre Anteilnahme aus.
Germanwings ist eine Tochtergesellschaft der deutschen Lufthansa, zu der auch die AUA gehört. Die Maschine vom Typ A320 hat in der Basisausstattung 180 Sitze. Der betroffene Airbus A320 ist laut den Angaben der Datenbank von Airfleets.net 24 Jahre alt und soll bei der Lufthansa seit 1991 im Einsatz gewesen sein.
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