Birke besonders aggressiv
Die Pollensaison hat in diesem Jahr früher, aufgrund des unbeständigen Wetters aber bisher noch recht sanft begonnen. Hasel und Erle haben ihren Höhepunkt bereits überschritten, auch die ersten Eschen blühen. Doch mit dem Start der Birkenblüte geht es für viele Betroffene jetzt richtig los.
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Von Frühling bis Herbst kämpfen jährlich etwa eine Million Österreicher mit Niesattacken, rinnender oder verstopfter Nase und Atembeschwerden, ausgelöst durch eine Pollenallergie. 400.000 davon bereiten speziell Birkenpollen Probleme. „Bleibt das frühlingshafte Wetter stabil, wird die Birke in den nächsten Tagen beginnen, ihre Pollen freizusetzen“, so Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien. Anfang Mai geht die Pollenbelastung mit der Gräserblüte dann nahtlos zur nächsten Spitze über.
Lebensqualität stark beeinträchtigt
Neben den Auswirkungen auf die Gesundheit ist auch das alltägliche Leben von Betroffenen sehr belastet. Heuschnupfengeplagte fühlen sich in ihrer Lebensqualität massiv eingeschränkt, so Felix Wantke, ärztlicher Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums, bei der Pressekonferenz am Dienstag. Besonders als störend empfunden wird, dass die Zeit, die im Freien oder auf dem Land verbracht wird, nicht unbeschwert genossen werden kann. Zudem leiden viele unter der Optik der Symptome, wie etwa verquollenen, roten Augen und wunden Nasen. Kindern verleidet vor allem die verstopfte Nase den Alltag.

ORF.at/Zita Köver
Die stärksten Allergene in Österreich sind Birken- und Gräserpollen
Reduzierte Leistungsfähigkeit
Eine blockierte Atmung ist auch die Hauptursache für schlechten Schlaf, der mehr als die Hälfte der Pollenallergiker quält. Dabei spielt gerade ein gesunder Schlaf für eine hohe Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Lebensfreude eine tragende Rolle. Als Folge von Durchschlafschwierigkeiten und schlechter Schlafqualität leiden viele der Patienten unter Erschöpfung, schlechter Konzentrationsfähigkeit und reduzierter Leistungsfähigkeit. In den USA gehe man von jährlich 3,5 Millionen verlorenen Arbeitstagen und zwei Millionen verlorenen Schultagen durch allergischen Schnupfen aus, so Wantke.
Kleiderwechsel beim Nachhausekommen
Ärzte raten Betroffenen dazu, den Allergieauslösern aus dem Weg zu gehen. Der Pollenwarndienst hilft auf seiner Website oder via App dabei, sich einen aktuellen Überblick verschaffen, wo und in welchem Ausmaß bestimmte Pollen gerade in der Luft sind. „Das Wichtigste ist, den Pollen so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Bei erhöhtem Pollenflug sollte man möglichst wenig draußen sein und Fenster und Türen geschlossen halten“, so Wolfgang Schreiber, Chefarzt des Österreichischen Roten Kreuzes. Nach einem Aufenthalt im Freien sollten Haare und Gesicht gewaschen und die Kleider gewechselt werden.
Sprays und Tabletten verschaffen Linderung
Wer sich allerdings nicht zu Hause verbarrikadieren will und seinen Wohnsitz auch nicht saisonal ans Meer oder in die Berge (dort ist die Allergenbelastung deutlich geringer) verlegen kann, dem bleibt nur die Linderung der Beschwerden. Spezielle Nasensprays, Augentropfen und Tabletten (Antihistaminika) können hier zumindest teilweise Erleichterung bringen.
Ein Medikament, das Allergien wirksam bekämpft, gibt es weiterhin nicht. Derzeit steht die Immuntherapie (Hyposensibilisierung) im Mittelpunkt der Behandlungsmethoden. Mittels Injektionen oder in Form von Tropfen bzw. Tabletten wird dem Allergiker dabei das krank machende Allergen gezielt verabreicht, damit sich der Körper daran gewöhnt und keine Immunabwehr mehr bei Kontakt mit dem Stoff auslöst.
Gewöhnung als Therapieansatz
„Da man die Dosis langsam steigert, entsteht ein Gewöhnungseffekt, und das Immunsystem lernt, die Allergieauslöser wieder zu tolerieren“, so Hautarzt Reinhart Jarisch vom Floridsdorfer Allergiezentrum. Die Immuntherapie ist allerdings nur bei bestimmten Arten von Allergien möglich, und die Therapiedauer ist mit durchschnittlich drei Jahren sehr lang. Im Falle einer Pollenallergie liegt die Erfolgsrate laut Jarisch im Durchschnitt bei rund 80 Prozent.
Auch eine Ausbreitung der Symptome von den oberen Atemwegen in die Lunge und damit zu einer Asthmaerkrankung soll durch die Hyposensibilisierung verhindert werden. „Etwa ein Viertel aller Patienten und Patientinnen mit unbehandeltem Heuschnupfen entwickeln im Laufe der Zeit Asthma. Asthma ist zwar recht gut kontrollier-, aber nicht mehr heilbar“, so Arzt Wantke.
Allergien ärztlich abklären lassen
Derzeit sucht im Schnitt nur etwa ein Drittel der Allergiker einen Facharzt auf. „Wenn ein bisher gesunder Mensch plötzlich eine verstopfte Nase und Niesreiz hat und seine Augen jucken, sollte er einen Arzt aufsuchen. Ein Allergietagebuch, in dem die Symptome festgehalten werden, kann dabei helfen, die Allergie zu identifizieren und zu behandeln“, so Schreiber vom Roten Kreuz. Bluttests ermöglichen mittlerweile ein sehr genaues Identifizieren der Beschwerden auslösenden Allergene.
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