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Konkurrent will 29 Prozent der CA Immo

Ein Übernahmestreit zwischen den Immobilienkonzernen Immofinanz und CA Immo ist um eine Facette reicher: Nachdem diese Teile jener übernehmen wollte, bietet die Immofinanz jetzt für den Konkurrenten. Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen am Montag, ein freiwilliges öffentliches Teilangebot für eine Minderheitsbeteiligung von bis zu 29 Prozent der CA Immobilien Anlagen AG abzugeben.

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Das Immofinanz-Angebot zielt auf 28,7 Millionen Stück Aktien. Als Preis wurden 18,50 Euro je Aktie geboten, in Summe also 531 Millionen Euro. Das entspreche dem Niveau, zu dem die O1 Group des russischen Immobilieninvestors Boris Mints 26 Prozent an der CA Immo erworben habe, und liege um einen Euro über dem Schlusskurs von Freitag, hieß es in einer Immofinanz-Mitteilung am Montag.

„Vorerst keine Fusion“

Die Immofinanz wolle „das Portfolio beider Unternehmen gemeinsam bewirtschaften und die Potenziale heben, die heute bei der CA Immo schlummern“, begründete Immofinanz-Chef Eduard Zehetner sein Angebot. Am 1. Mai wird er als CEO (Geschäftsführer, Anm.) abgelöst. „In fünf Wochen bin ich Geschichte - ich bin ein ‚Dead Man Walking‘“, sagte er.

„Was wir auf jeden Fall beabsichtigen, ist die Kontrolle über die CA Immo zu erlangen, um sie voll konsolidieren zu können, und alles andere kommt allenfalls danach“, so Zehetner, der „kurz- und mittelfristig eine Fusion“ ausschloss, „weil sie Geldvernichtung wäre“. Mit diesem Zeithorizont bliebe die CA Immo auch börsennotiert. „Auf lange Sicht schließe ich nichts aus“, sagte Zehetner.

Würden alle Anteile der Immofinanz und der CA Immo in einer Gesellschaft vereint, wäre für den deutschen Fiskus eine Summe an Grunderwerbsteuern fällig, die sich „im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ bewege. Negative steuerliche Aspekte seien jedenfalls hintanzuhalten. Der designierte Immofinanz-CEO Oliver Schumy nannte das Angebot „grundsätzlich einen sinnvollen Schritt“. Ab 30 Prozent wäre laut österreichischem Übernahmegesetz ein Pflichtangebot für die gesamte CA Immobilien Anlagen AG fällig.

Aktie vorübergehend ausgesetzt

„Wir haben bereits im Vorjahr anlässlich des UniCredit-Ausstiegs bei der CA Immo unser Interesse am kleineren Mitbewerber artikuliert, und ich kann die damals geäußerten Argumente nur wiederholen“, so Zehetner. Die CA Immo passe sehr gut zur Immofinanz. Sie ist auf Bürohäuser in Österreich und Deutschland spezialisiert - dort befänden sich rund zwei Drittel des Portfolios, der Rest in Osteuropa. Bei der Immofinanz sei das Verhältnis genau gegengleich. Als Ergänzung hinzu komme deren Fokus auf Einzelhandelsimmobilien.

Rund 90 Prozent der Immofinanz befinden sich in Streubesitz: Österreichische Privatanleger sind mit rund 32 Prozent am Unternehmen beteiligt, institutionelle Investoren mit rund 51 Prozent. Etwa zehn Prozent der Anteile hält das Unternehmen selbst. Die Aktien der Immofinanz notierten am Montagvormittag mit 2,75 Euro um 1,4 Prozent tiefer als zuletzt.

CA Immo: „Emotionale Reaktion“

Erst Mitte März hatte der Vorstand der Immofinanz ein Angebot der CA Immo/O1 für die Immofinanz als „zu billig“ zurückgewiesen. CA Immo und Mints hatten angekündigt, für gut 420 Millionen bei der Immofinanz einsteigen zu wollen. Die beiden Investoren wollten für 13,5 Prozent der Immofinanz-Aktien 2,80 Euro je Stück in bar zahlen.

Die Immo CA nahm das jetzige Gegenangebot der Immofinanz entsprechend gelassen. „Wir sehen das Angebot der Immofinanz AG als emotionale Reaktion auf das Angebot der CA Immo und werden unser Angebot davon unbeeinflusst kommenden Mittwoch mit einem unveränderten Angebotspreis von 2,80 Euro veröffentlichen“, so der CA-Immo-Vorstand am Montag in einer ersten Reaktion. Die CA Immo hält aktuell nach eigenen Angaben rund drei Prozent an der Immofinanz. Angesichts der aktuellen Herausforderungen in Russland sehe man für die Immofinanz „andere Prioritäten“, als ein Gegenangebot zu starten, ätzte der CA-Immo-Vorstand.

Russischer Investor leidet unter Krise

Der russische Investor Mints besitzt mehrere große Bürogebäude in Innenstadtlagen in Moskau und mehrere große Einkaufszentren im Umland. Darüber hinaus hält er 26 Prozent an der CA Immo, die Bürohäuser vornehmlich in Deutschland und Österreich sowie einigen Teilen Osteuropas besitzt. Zuletzt hatte der Firma von Mints der massive Verfall des Rubels zu schaffen gemacht. Im ersten Halbjahr 2014/15 (bis Ende Oktober) verbuchte sie einen Nettoverlust von 30 Millionen Euro.

Auch für die Immofinanz ist Russland der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt des Konzerns. Dort senkte sie die Mieten in ihren Einkaufszentren, um ihren Kunden - großen Einzelhandelskonzernen - angesichts der Währungskrise entgegenzukommen. Neben Russland besitzt die Immofinanz auch Immobilien in Deutschland, Österreich und Osteuropa.

Der Konzerngewinn der Immofinanz brach in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2014/15 infolge von währungsbereinigten Neubewertungen des Immobilienvermögens gegenüber der Vorjahresperiode um gut 44 Prozent auf 79,2 Millionen Euro ein - vor allem die Abwertungen in Russland, Polen, Tschechien und der Slowakei schlugen durch. Bei der CA Immo sank der Jahresgewinn 2014 vorläufigen Zahlen zufolge von 75,8 auf 70,8 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung ging von 1,08 auf 1,06 Milliarden Euro zurück.

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