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Anbieter punkten mit günstigen Geräten

Mit günstigen Handys haben Hersteller wie der chinesische Anbieter Xiaomi in ihren Heimatländern den Markt erobert, nun wollen sie auch in Europa punkten. Weltmarktführer Samsung steht stark unter Druck, auf dem Mobile World Congress in Barcelona trafen neue und alte Konkurrenten aufeinander.

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Samsung stellte auf der Handymesse in Barcelona seine neuen Spitzenmodelle Galaxy S6 und S6 Edge vor. Star der Show war schließlich auch das Modell S6 Edge, bei dem an beiden Seiten das Display um die Kanten nach unten gebogen ist. Neben dem Gestaltungsaspekt bietet eine der Seiten auch Platz für spezielle Funktionen. So lässt sich bei einem eingehenden Anruf an einem an der Seite aufleuchtenden Farbstreifen erkennen, wer der Anrufer ist. Auch Nachrichten und das aktuelle Wetter können über eine Zeile Text an der Seite abgerufen werden.

Günstige Modelle und hippes Auftreten

Doch ob die Vorstellung des neuen Flaggschiffs alleine reicht, um Samsungs Vormachtstellung zu halten, wird sich erst zeigen. Denn vor allem die neue Konkurrenz aus Asien schafft es, mit günstigen Modellen und hippem Auftreten immer mehr Kunden für sich zu gewinnen - allen voran das „Apple von China“, Xiaomi.

Xiaomi Mi Note

AP/Jeff Chiu

Ein Gerät von Xiaomi

In Europa ist Xiaomi als Hersteller noch nicht so bekannt, vor allem weil die Geräte im regulären Handel schwer zu bekommen sind. Derzeit verkauft Xiaomi seine Geräte vor allem auf dem Heimatmarkt in China und in asiatischen Ländern - und das mit durchschlagendem Erfolg. Punkten kann Xiaomi dabei mit seinen niedrigen Preisen, die der Hersteller mit seinem Onlinevertrieb und dem begrenzten Produktportfolio erzielen kann.

Die Margen sind dabei knapp kalkuliert, wie Xiaomi selbst zugibt, wirklich verdienen kann der Hersteller laut „Economist“ vor allem mit Merchandising wie einem Stofftier namens Mitu. Allerdings setzt Xiaomi auch stark auf Inhalte wie Apps und „Smart Home“-Gadgets sowie Onlinevideos. Damit verfolge der Anbieter den Weg Amazons, Hardware mit Verlusten zu verkaufen und dann mit Zusatzdiensten Geld zu verdienen, so der „Economist“.

Platz fünf im vierten Quartal

2014 hat Xiaomi 61 Mio. Handys weltweit verkauft, 52,8 Millionen davon alleine in China, so der US-Marktforscher IDC. Im Jahresvergleich konnte Xiaomi in China seinen Absatz im vierten Quartal verdoppeln, während der ehemalige Marktführer, Samsung, seinen Anteil mehr als halbierte. Auch Apple konnte im Jahresvergleich auf rund 12,5 Mio. verkaufte Handys im Q4 deutlich zulegen. In China liegt Apple mit 34,3 im Jahr 2014 verkauften Handys auf Platz fünf, hinter Xiaomi, Samsung (50,9 Mio.), Lenovo (47,3) und Huawei (41,3).

Weltweit liegt Samsung bei Smartphones auf Platz eins, gefolgt von Apple, Lenovo (inklusive Motorola), Huawei, LG, Xiaomi, ZTE, Sony und Microsoft/Nokia. Im vierten Quartal lag Xiaomi weltweit bereits auf Platz fünf. Xiaomi biete günstige Smartphones an, die dennoch ausreichend viele Funktionen hätten, und habe eine gute Werbestrategie, erläuterte IDC den Erfolg der Firma, die erst vor vier Jahren gegründet wurde. Nach der jüngsten Finanzierungsrunde im Dezember gilt Xiaomi mit einem Wert von 46 Mrd. Dollar derzeit als weltweit wertvollstes Start-up.

Samsung von vielen Seiten unter Druck

Auch in Indien hat mit Micromax laut Zahlen von Marktforscher Canalys im vergangenen Quartal ein neuer Anbieter die Marktführung übernommen, was Samsung allerdings umgehend bestritt und seinerseits auf Zahlen von GfK pochte, wonach Samsung weiterhin die meisten Handys in Indien verkauft. Diese Reaktion unterstreicht laut Forbes die Nervosität Samsungs, das nicht nur in Indien von lokalen Marken wie etwa Karbonn und Lava immer stärker und Druck gerät. Dabei sind gerade Märkte wie Indien, aber auch China besonders wichtig: China hat weltweit die meisten Handynutzer, Indien liegt auf Platz zwei.

Micromax Smartphones im Verkauf

Reuters/Rupak De Chowdhuri

Micromax ist in Indien stark vertreten

Samsungs Problem: Gemessen an der jeweiligen Kaufkraft sind Topgeräte von Samsung und Apple in Ländern wie China und Indien deutlich teurer als etwa in Europa, rechnet „Forbes“ vor: Während ein iPhone 6 ohne Vertrag in den USA rund ein Prozent des durchschnittlichen Jahreseinkommens kostet, sind es in China zehn, in Indien 43 Prozent. Zwar ist in Schwellen- und Entwicklungsländern die Bereitschaft, mehr Geld für ein Handy auszugeben, zum Teil höher als in reichen Ländern, aber spätestens bei der Finanzierbarkeit gibt es oft unüberwindbare Hürden. Xiaomis bestverkauftes Gerät, das Redmi, kostet in Indien rund 100 Dollar.

Neue Anbieter wollen auf den Weltmarkt

Xiaomi bereitet aber bereits den Sprung in andere Länder vor. Erst vor kurzem gab der Hersteller bekannt, Zubehör wie Kopfhörer und Fitnessbänder in den USA anbieten zu wollen, Handys und Tablets könnten bald folgen. Auch Lenovo, seit der Übernahme des US-Herstellers Motorola von Google drittgrößter Hersteller weltweit, will seine Smartphones breiter anbieten. In Asien ebenfalls erfolgreiche beziehungsweise bekannte Hersteller wie Vivo, Gionee, Oppo und Meizu könnten ebenfalls schon bald in Europa größer auftreten. Meizu hat erst vor kurzem ein Investment von über einer halben Milliarde Dollar des chinesischen Amazon-Konkurrenten Alibaba bekommen.

Xiaomi Mi Note Kopfhörer

AP/Jeff Chiu

Xiaomi will den US-Markt mit Zubehör ausloten

Während etwa Lenovo durch die Übernahme der PC-Sparte von IBM ausreichend Kontakte in die Vertriebsabteilungen in Europa und den USA hat, könnte sich Xiaomi, das in China stark auf kurzfristige Verkaufsfenster und den dadurch entstehenden Hype setzt, mit seiner bisherigen Strategie deutlich schwerer tun. Ein klassischer Vertrieb würde die Margen drücken beziehungsweise die Geräte teurer machen. Eine Markteinführung in den USA oder Europa müsse gut vorbereitet werden, auch müssen die Geräte für den jeweiligen Markt zertifiziert werden, sagte ein Vertreter Xiaomis Mitte Februar.

Apple hat sich mit dem iPhone abgesetzt

Samsung hat bereits auf den verstärkten Wettbewerb reagiert und nach den jüngsten Zahlen, wonach der Gewinn der Samsung-Handysparte um 62 Prozent gesunken ist, erklärt, nun ebenfalls verstärkt auf kostengünstigere Geräte setzen zu wollen. Andere Konkurrenten aus China, wie der Telekomgigant Huawei, der neben Netzwerkteilen für Telekoms seit einiger Zeit auch seine Smartphones in Europa anbietet, wollen unterdessen hochwertigere Geräte als bisher anbieten.

Apple scheinen all diese Gefechte nur wenig anhaben zu können, das iPhone konnte der Hersteller laut „Wall Street Journal“ als Luxusgut positionieren, das sich nicht nur immer öfter verkauft, sondern Apple auch Margen einbringt, von denen die anderen Hersteller nicht einmal zu träumen wagen. Laut Schätzungen erhält Apple rund 90 Prozent des weltweit erzielten Profits auf dem Handymarkt. Mit der Dominanz des iPhone wird es auch nicht nur für Samsung, sondern auch für die neuen Hersteller schwer, mit ihren Geräten höhere Profite zu erzielen.

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