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US-General und Senator als Namensgeber

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des „Blutigen Sonntags“ in der US-Kleinstadt Selma in Alabama gibt es neue Diskussionen über den Namen für die Brücke, an der die Polizei brutal gegen Bürgerrechtler vorgegangen ist: Sie ist nach einem hohen Führungsmitglied des Ku-Klux-Klans benannt.

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Die Brücke gilt als eine Art „Wahrzeichen“ für die US-Bürgerrechtsbewegung. An dieser Brücke ging die lokale Polizei am 7. März 1965 brutal gegen schwarze Bürgerrechtler vor, die für ihr Wahlrecht in Montgomery, der Hauptstadt des US-Bundesstaat Alabama, demonstrieren wollten, vor. Viele stoßen sich daran, dass Edmund Pettus, ehemaliger US-Senator, General im Bürgerkrieg und „Grand Dragon“ des Ku-Klux-Klans, weiterhin Namensgeber für die Brücke ist. US-Studenten haben eine Petition gestartet, die mittlerweile fast 160.000 Unterschriften zählt. Auch namhafte Bürgerrechtler unterstützen die Petition.

Marsch über die Edmund Pettus Bridge am 21. März 1965

AP

Am 21. März marschierten Tausende von Selma in die rund 80 Kilometer entfernte Stadt Montgomery

„Verbindung mit Vergangenheit“

Allerdings seien viele Bürger in Selma dagegen, dass die Brücke umbenannt wird, schreibt AL.com. Der Bürgermeister etwa unterstützt die Petition nicht, weil der Brückenname genau den Widerspruch zwischen der Geschichte der USA und den per Verfassung zuerkannten Rechten darstellte, sagte James Perkins gegenüber AL.com. „Wenn man den Namen ändert, verändert man auch die Bedeutung der Brücke.“ Die Brücke verbinde die Vergangenheit mit der Zukunft.

Manche Historiker zweifeln außerdem daran, dass Pettus überhaupt etwas mit dem Ku-Klux-Klan zu tun gehabt hatte. Allerdings hatte er ziemlich dezidierte Ansichten und fürchtete etwa Angriffe der Schwarzen auf Weiße im Süden der USA nach dem Bürgerkrieg, wie er bei einer Anhörung im US-Kongress gesagt hatte. Pettus soll laut anderen Historikern zumindest Mitglied der paramilitärischen rassistischen Organisation White League gewesen sein.

Ku-Klux-Klan erstmals 1865 gegründet

Der Ku-Klux-Klan wurde in seiner ursprünglichen Form 1865 im US-Bundesstaat Tennessee gegründet. Mit Morden an Afroamerikanern und Attentaten auf Politiker kämpfte der Geheimbund gegen die Abschaffung der Sklaverei. Bei nächtlichen Überfällen trugen Mitglieder weiße Kutten mit Kapuzen und verbreiteten mit brennenden Kreuzen Angst und Schrecken. 1882 wurde die Organisation für verfassungswidrig erklärt und aufgelöst.

Vor 100 Jahren erfolgte die Neugründung bei Atlanta (Georgia). Der Klan soll um 1925 vier Millionen Mitglieder gezählt haben. Auch unter dem Namen „Knights of the Great Forest“ („Ritter des großen Waldes“) ging er gegen Menschen anderer Hautfarbe und gegen religiöse Minderheiten vor. 1944 wurde der Bund erneut aufgelöst, diesmal wegen Steuerschulden. Er nahm seine Aktivitäten aber nach wenigen Jahren erneut auf.

Nach Aufhebung der Rassentrennung in den 1960er Jahren erhielt der Klan wieder Zulauf. Bei Mordanschlägen und Bombenexplosionen seiner Aktivisten auf die schwarze Bürgerrechtsbewegung wurden mehrere Menschen getötet. Seit den 1990er Jahren greift der Klan gezielt schwarze Kirchengemeinden an. Nach Schätzungen zählt der Ku-Klux-Klan in den USA heute bis zu 8.000 Mitglieder in mehreren unabhängigen Gruppen, die unter seinem Namen auftreten. Sie knüpften auch Kontakte zu Rechtsextremisten im Ausland.

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