Themenüberblick

40 Flüchtlinge vermisst

Für mindestens zehn Menschen hat die Flucht über das Mittelmeer in dieser Woche tödlich geendet. Ein Tankschiff barg vor Sizilien die Leichen von zehn Flüchtlingen und konnte Hunderte weitere retten. 40 Flüchtlinge würden aber noch vermisst, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Donnerstag mit.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Nach Gesprächen mit den Überlebenden müsse davon ausgegangen werden, dass mindestens 40 weitere Bootsinsassen über Bord gegangen seien, sagte IOM-Sprecher Flavio di Giacomo. Unter den Vermissten seien auch Kinder. Demnach kenterte das Boot, als die Insassen beim Eintreffen der Küstenwache auf eine Seite stürzten. Die Vermissten seien jedoch bereits vor dem Eintreffen der Retter über Bord gegangen.

Im Zusammenhang mit dem Unglück nahm die Polizei einen mutmaßlichen Schlepper aus dem Senegal fest. Der 21-Jährige wird beschuldigt, 94 Migranten an Bord eines Schlauchbootes genommen zu haben, das gekentert ist. Wie die italienische Küstenwache mitteilte, war sie von einem Betreiber einer libyschen Ölplattform auf das gekenterte Migrantenboot aufmerksam gemacht worden. Die überlebenden Migranten berichteten, dass der festgenommene Schlepper über 50.000 Dollar (44.947,86 Euro) für die Fahrt von Libyen nach Italien kassiert habe. 2014 wurden in Italien insgesamt 200 Schlepper festgenommen.

Frontex rechnet mit Rekordflüchtlingszahlen

Nach Angaben des italienischen Innenministeriums erreichten seit Jahresanfang mehr als 8.900 Flüchtlinge die italienische Küste. Das seien 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum gewesen. Dieser Trend dürfte auch in Zukunft anhalten. Nach Einschätzung des obersten Grenzschützers der EU muss Europa dieses Jahr mit einer Rekordzahl von Flüchtlingen rechnen. Zwischen 500.000 und einer Million Menschen seien in Libyen zur Reise nach Europa bereit, sagte der Direktor der Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri, nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Forderung nach mehr Ressourcen

Schlepperbanden nutzten das Chaos in Afrika und dem Nahen Osten immer aggressiver aus, um Menschen über das Mittelmeer zu bringen, so Leggeri. Vor allem der Verfall der staatlichen Ordnung in Libyen schaffe eine ideale Umgebung für Schlepper. Frontex benötige mehr Ressourcen und Mittel, um einen stärkeren Einsatz im Mittelmeer zu garantieren. Der Einsatz der EU-Grenzschutzagentur allein genüge nicht. „Die Kooperation zwischen der EU und den afrikanischen Ländern ist sehr wichtig“, sagte Leggeri.

Bis November 2014 hatte Italien im Rahmen seines Einsatzes „Mare Nostrum“ bis weit über die italienische Seegrenze hinaus patrouilliert und mehr als 100.000 Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten gerettet. Der Einsatz endete im November. Seitdem läuft der deutlich kleinere Einsatz „Triton“ von Frontex. Primäre Aufgabe der Operation „Triton“ ist allerdings nicht die Seenotrettung, sondern die Sicherung der EU-Außengrenze vor illegaler Einwanderung. Zahlreiche Hilfsorganisationen werfen der EU deshalb vor, zu wenig zu unternehmen, um Flüchtlinge zu retten.

Links: