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Viele Kunstschätze für immer verloren

Traurigen Ruhm hat die Kunstsammlung der Familie Lederer durch ihre gewaltigen Verluste am Ende des Zweiten Weltkriegs erlangt: In den letzten Kriegstagen verbrannten mit dem Weinviertler Schloss Immendorf aller Wahrscheinlichkeit nach zehn Hauptwerke von Gustav Klimt, wertvolle italienische Altmeister sowie ein Städtebild und ein Aquarell von Egon Schiele.

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Nach dem Brand, nach den Jahren der Enteignung durch die Nazis und nach den schikanösen Ausfuhrbestimmungen, die mit der Kunstrückgabe der unmittelbaren Nachkriegszeit einhergingen, waren von einer der größten und bedeutendsten Privatsammlung aus dem Wien der Jahrhundertwende nur noch Bruchstücke übrig. Das Schicksal der Sammlung kann als mahnendes Symbol für den oft schändlichen Umgang Österreichs mit seinem zeitgeschichtlichen Erbe dienen.

Klimt und Schiele von Lederers gefördert

Der Großindustrielle August Lederer und seine Frau Serena - von Josef Hoffmann als „bestangezogene Dame Wiens“ gerühmt - haben sich vor allem durch ihre Förderung von Klimt einen Platz in der Kunstgeschichte gesichert: Als größte Privatsammlung Klimts verfügte sie unter anderem über die skandalumwobenen Deckengemälde für den Festsaal der Wiener Uni, zahlreiche weitere zentrale Werke Klimts, darunter Serena Lederers eigenes Porträt, außerdem rund 200 Zeichnungen aus dem Nachlass Klimts - und schließlich den monumentalen „Beethovenfries“.

Klimt selbst ging bei Lederers ein und aus, unterrichtete die Tochter im Zeichnen und stellte dem Ehepaar den jungen Maler Schiele vor - ihr Sohn Erich sollte später zu einem seiner wichtigsten Sammler werden. Erich Lederer war es auch, der die verbliebenen Teile der Sammlung nach dem Krieg wieder zusammenzusetzen versuchte. Seine Mutter war 1943 in Budapest gestorben, wohin sie 1939 geflüchtet war. Von dort aus hatte sie verzweifelt versucht, die Liquidierung der Kunstsammlung zur Tilgung vermeintlicher Steuerschulden zu verhindern.

Unrecht nach 1945 nicht zu Ende

1939 waren die Bestände der Sammlung in der Familienwohnung in der Bartensteingasse „sichergestellt“ worden, verschiedene Museen bemühten sich darum, einzelne Werke zugewiesen zu bekommen. 1944 wurde die Sammlung mehrheitlich nach Schloss Immendorf ausgelagert, wo sie verbrannte, nachdem abziehende SS-Einheiten das Schloss in Brand gesteckt hatten.

Im Zuge der üblichen Kunstrückgabepraxis nach dem Krieg, einzelne Werke im Gegenzug für Ausfuhrgenehmigungen für andere Werke als Schenkungen abzupressen, erhielten zahlreiche österreichische Museen großzügige Widmungen aus der Sammlung, darunter Werke von Bellini, Schiele und Von Schwind, die nach Inkrafttreten des Kunstrückgabegesetztes im Jahr 1999 an die Erben restituiert wurden. Für Klimts Beethovenfries erhielt Lederer keine Ausfuhrgenehmigung. 1972 verkaufte er es der Republik Österreich schließlich für 15 Millionen Schilling.

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