Impfungen in Guinea starten am Samstag
In Liberia ist am Donnerstag der letzte Ebola-Patient entlassen worden, dafür ist die Zahl der Neuerkrankungen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Sierra Leone und Guinea wieder gestiegen. Nun startet am Wochenende in Guinea eine großangelegte Impfaktion eines entwickelten Impfstoffes, um künftige Ausbrüche zu verhindern. Erste Ergebnisse werden in den kommenden Wochen erwartet.
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In mehreren Forschungslabors in den von Ebola betroffenen Ländern in Westafrika wurde in den vergangenen Wochen der Impfstoff VSV-EBOV getestet, der laut Forschern das Ebola-Virus bekämpfen soll. Der Impfstoff, der in Kanada entwickelt wurde, ist gentechnisch so verändert, dass er ein Oberflächenprotein des Virus in sich trägt. Das Immunsystem der Geimpften soll dagegen Antikörper bilden, hoffen die Forscher.
Laut WHO sollen nun in großangelegten Tests mehrere tausend Freiwillige aus den betroffenen Ländern in Westafrika damit geimpft werden. Der Start soll am Samstag in Guinea erfolgen, da dort die meisten Fälle aufgetreten sind. „Wenn sich der Impfstoff als erfolgreich herausstellt, wird das die erste erfolgreiche Maßnahme im Kampf gegen Ebola sein“, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Donnerstag in einer Aussendung. Mit den ersten Testergebnissen wird in den nächsten Wochen gerechnet. Verläuft alles positiv, könnte laut WHO im August über die offizielle Einführung des Impfstoffs entschieden werden.
Impfungen an Risikopatienten
Laut WHO hat man es sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu impfen, die direkt mit Ebola-Infizierten zu tun hatten und so ein Risiko darstellen. „Wenn die Betroffenen einverstanden sind, werden die Behörden sie immunisieren, um festzustellen, ob sie geschützt werden können“, so Chan. Bertrand Draguez, Medizinischer Direktor von Ärzte ohne Grenzen (MSF), zeigte sich optimistisch: „Mehr als ein Jahr arbeiten wir rund um die Uhr an einem Impfstoff. Das könnte jetzt der Durchbruch sein.“

AP/Cliff Owen
Forscher hoffen, dass der Impfstoff VSV-EBOV den gewünschten Erfolg erzielt
Wirkstoff muss noch zu stark gekühlt werden
Ein Problem mit dem Impfstoff ist zurzeit noch die Lagerung. Denn der Wirkstoff muss bei minus 80 Grad gelagert werden. Für den Einsatz gegen die Epidemie muss das Mittel nun noch so geändert werden, dass eine Lagertemperatur von etwa zwei bis acht Grad Celsius ausreicht.
Laut WHO ist die Ebola-Epidemie in Westafrika noch längst nicht überwunden. In einer Aussendung am Mittwoch wurde mitgeteilt, dass sich in Sierra Leone und Guinea in der letzten Februar-Woche 132 Menschen mit dem Virus infiziert hätten. Das seien 34 mehr als in der Woche zuvor. In Sierra Leone stellte sich der Vizepräsident des Landes, Sam Sumana, nach dem Ebola-Tod eines seiner Leibwächter selbst unter Quarantäne.
Die Zunahme an Neuerkrankungen wird von den Regierungen vor allem auf traditionelle Beerdigungen von Ebola-Opfern zurückgeführt, bei denen Beteiligte nicht genügend Abstand zu den infektiösen Verstorbenen hielten. Die WHO forderte die zwei Staaten deshalb auf, mehr im Kampf gegen die Seuche zu unternehmen. Bei der Behandlung und Isolierung der Kranken gebe es noch Defizite.
Letzter Patient in Liberia entlassen
In Liberia dagegen habe es laut WHO erstmals seit dem 26. Mai 2014 keine Neuansteckungen gegeben. Am Donnerstag gab Tolbert Nyenswah, Leiter des Gesundheitswesens in Liberia bekannt, dass der letzte Ebola-Patient entlassen wurde. Der Patient galt als geheilt, nachdem er zwei Wochen lang im chinesisch geführten Zentrum Ebola Treatment Unit behandelt worden war.
Es müssten aber noch weitere 30 Tage vergehen, bis Liberia von der Weltgesundheitsbehörde als Ebola-frei eingestuft werden könne, so Nyenswah. Doch der Präsident Guineas, Alpha Conde, warnte kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Solange es Ebola in einem der drei Länder gibt, sind wir nicht über den Berg."
Rund 10.000 Tote wegen Ebola-Virus
Seit Ausbruch des Ebola-Virus im vergangenen Jahr sind laut WHO etwa 23.000 Menschen in Guinea, Sierra Leone und Liberia infiziert, etwa 10.000 Menschen starben an der Erkrankung. Laut WHO habe der Kampf gegen die Seuche bisher rund vier Milliarden Dollar (3,6 Mrd. Euro) gekostet. Allein die EU-Partner haben seit dem Ausbruch der Epidemie rund 1,2 Milliarden Euro als Finanzhilfe bereitgestellt. Ärzte ohne Grenzen und andere Nichtregierungsorganisationen sowie Freiwillige aus aller Welt und auch Militärs sind in den betroffenen Gebieten an Ort und Stelle, um zu helfen.
Der deutsche Staatssekretär für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thomas Silberhorn (CDU), sagte kürzlich in der „Frankfurter Allgemeinen", dass die Seuche die drei Länder Sierra Leone, Guinea und Liberia um fünf bis zehn Jahre zurückgeworfen habe. „Felder sind nicht mehr bestellt worden, Kinder gehen nicht zur Schule, Märkte funktionieren nicht mehr.“ Er sieht den Aufbau „nachhaltiger Strukturen“ im Gesundheitssystem afrikanischer Länder als wichtigste Aufgabe an.
Neuer Ausbruch nicht ausgeschlossen
Und auch wenn die bald startende Impfaktion den gewünschten Erfolg bringen würde, könne laut Ärzten ein erneuter Ausbruch von Ebola nicht ausgeschlossen werden. „Die nächste Epidemie kommt bestimmt“, sagte die deutsche Ärztin Gisela Schneider, die als Sachverständige der evangelischen Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie mehrfach in den Krisengebieten war, diese Woche der „Frankfurter Allgemeinen“. Sie verwies dabei auf die vermutete und schwer zu verhindernde Übertragung der Seuche von Flughunden, einer Fledermausart, auf andere Tiere und Menschen.
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