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Nemzow unterstützte Kiew

Der Ende Februar in Moskau in Kreml-Nähe ermordete Regierungskritiker Boris Nemzow ist einer der schillerndsten Politiker Russlands gewesen. Der 55 Jahre alte frühere Vizeregierungschef hatte sich zuletzt vor allem mit Kritik an Russlands Präsident Wladimir Putin und dessen Ukraine-Politik in den Reihen russischer Patrioten Feinde gemacht.

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Der Kreml-Kritiker hat bei vielen Besuchen in der Ukraine die neue prowestliche Führung in Kiew unterstützt. Er hoffte darauf, dass der Funken der Revolution auf Russland übergreift. Erst unlängst hatte er selbst in einem Interview von den Ängsten seiner Mutter erzählt, die um sein Leben gefürchtet habe. Nemzow hatte zuletzt im Parlament der russischen Stadt Jaroslawl als Abgeordneter gearbeitet.

Achrivaufnahme des ermordeten Putin-Kritikers Boris Nemzow

Reuters/Sergei Karpukhin

Nemzow im April 2013 bei einer Demonstration der Opposition

In Sotschi geboren

Er wurde am 9. Oktober 1959 in der Schwarzmeermetropole Sotschi geboren. In seiner Heimatstadt hatte Nemzow vor den ersten russischen Olympischen Winterspielen dort im vergangenen Jahr Putin auch Korruption vorgeworfen. Vor einem Jahr war Nemzow wegen Protestaktionen gegen die Justiz zu mehreren Tagen Haft verurteilt worden.

Vor allem in den 1990er Jahren hatte sich Nemzow als liberaler Reformer einen Namen gemacht - anfangs als charismatischer Gouverneur in Nischni Nowgorod (früher Gorki) an der Wolga. 1997 und 1998 war er unter dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin Vizeministerpräsident und galt als einer der Architekten der liberalen Wirtschaftsreformen.

Liberaler in Wirtschaftsfragen

Der große und sportliche Nemzow, vierfacher Vater, war zeitweilig auch als Präsidentenanwärter gehandelt worden. „Ich bin liberal, was Wirtschaftsfragen angeht, aber für eine starke Staatsmacht in der Politik“, sagte er einmal in einem Zeitungsinterview. Bei der Präsidentschaftswahl 2008 schickte ihn die liberale Partei Union der rechten Kräfte ins Rennen - er legte die Kandidatur aber vor der Wahl nieder. Politologen bescheinigten Nemzow, der sich gern mit jungen Frauen umgab, starke Ausstrahlungskraft. Experten hielten ihm aber auch vor, die zersplitterte Opposition in Russland nicht einigen zu können.

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