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„Größter Fehler der Luftfahrtgeschichte“

Mit der sich abschwächenden Aktivität der Bardarbunga ist Islands offizielle Vulkanausbruchwarnstufe gesenkt worden. Mutmaßungen, dass das nur die „Ruhe vor dem Sturm“ sein könnte, wecken aber Erinnerungen an den Ausbruch des Vulkans unter dem Eyjafjallajökull-Gletscher im März 2010. Wochen später legte damals die Aschewolke des Vulkans den Flugverkehr in großen Teilen Europas lahm.

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Der Vulkan unter dem Eyjafjallajökull-Gletscher in Island brach am 21. März 2010 aus und schleuderte Asche kilometerhoch in die Atmosphäre. Drei Wochen später trieb die Wetterlage die Partikel in Richtung Kontinent, mit fatalen Folgen für die europäische Luftfahrt. Aufgebrachte Passagiere und Airline-Betreiber sowie Milliardenverluste waren die Folgen der Stehzeiten.

Am 16. April ging gar nichts mehr

Am 21. März wurden zunächst 500 Menschen rund um den Gletscher in Sicherheit gebracht. Vermutlich sei niemand in Gefahr, hieß es bei der isländischen Zivilschutzbehörde. Der Flugverkehr auf Island wurde komplett eingestellt. Doch das war nur ein Vorspiel für die Ereignisse im April. Am 14. April 2010 gab es eine weitere Eruption, 800 Anrainer wurden evakuiert. Noch am selben Tag wurden im Norden Norwegens alle Flüge gestrichen.

Am 15. April wurde zunächst der Luftraum über Norwegen gesperrt, im Laufe des Tages folgten Dänemark, Finnland, Schweden, Großbritannien, Irland, Belgien und die Niederlande sowie der Norden Frankreichs und Deutschlands. Für Österreich hieß es noch in der Nacht auf den 16. April, dass das Land von den Auswirkungen der Vulkanasche verschont bleiben dürfte. Ein Irrtum, wie sich noch am selben Tag herausstellte. Schon gegen Mittag wurde angekündigt, dass auch der heimische Luftraum am Abend gesperrt werde.

Anfangs Verständnis, später Zorn

Luftfahrtunternehmen zeigten zunächst durchaus Verständnis für die Maßnahme. „Durch die Vulkanasche können die Triebwerke ausfallen und die Außenhaut schwer beschädigt werden. Das ist wie Hagel - auf eine andere Art“, sagte etwa Niki Lauda. Doch zwei Tage später, als eine ukrainische Maschine zu einer außerplanmäßigen Landung in Wien-Schwechat eingetroffen war, schlug die Stimmung um. Lauda sprach nun vom „größten Fehler in der Luftfahrtgeschichte“ und einer „völlig überzogenen Maßnahme ohne jegliche Daten“.

Auf den Flughäfen brach unterdessen Chaos aus. Wer konnte, stieg auf die Bahn um, was beispielsweise auch auf dem Wiener Westbahnhof zu turbulenten Szenen führte. Auch Mietautos standen hoch im Kurs: Fahrten von Wien beispielsweise bis Skandinavien waren durchaus im Rahmen. Leihwägen waren praktisch nicht mehr zu bekommen. Erst drei Tage später, am 19. April, öffneten die heimischen Airports wieder ihre Start- und Landebahnen. Nach mehreren Tagen normalisierte sich die Lage wieder.

Weit geringere Auswirkungen ein Jahr später

Bei weiteren Eruptionen des Vulkans im Mai wurden nur noch wenige Luftraumsperren verhängt, etwa über die britischen Inseln. Zu diesem Zeitpunkt begannen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Ausfälle im April sichtbar zu werden: Fluglinien flogen tief in die roten Zahlen, auch Tourismusanbieter hatten ein zweites Quartal mit ausgewachsenem Minus. Im Mai 2011 brach mit dem Grimsvötn ein anderer isländischer Vulkan aus und sorgte ebenfalls für Probleme im Flugverkehr. Die Auswirkungen waren aber geringer als ein Jahr zuvor.

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