Themenüberblick

Keine Rezession laut WIFO-Definition

Österreichs Wirtschaft ist Ende vorigen Jahres nicht vom Fleck gekommen. Gegenüber dem Vorquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal zum zweiten Mal in Folge nicht zu, rutschte aber auch nicht wie von manchen befürchtet ins Minus. Das bestätigte das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) am Freitag.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Österreich schrammt damit an einer Rezession vorbei. Laut der WIFO-Definition liegt eine Rezession erst dann vor, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft, also ein Negativwachstum vorliegt. In einer anderen, sehr weit verbreiteten Definition liegt eine Rezession allerdings bereits bei einem Nullwachstum in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen vor.

Kleines Wachstum 2014

Im Jahresabstand schrumpfte die heimische Wirtschaftsleistung im vierten Quartal real um 0,2 Prozent - bei der Schnellschätzung Ende Jänner war das WIFO noch von lediglich 0,1 Prozent Rückgang ausgegangen. Allerdings wurde der BIP-Anstieg des dritten Quartals im Vergleich zum Jahr davor von 0,2 auf 0,4 Prozent erhöht. Für das Gesamtjahr 2014 bekräftigte das WIFO das schon vor einem Monat errechnete Wachstum von 0,3 Prozent, unter Berücksichtigung der Zahl der Arbeitstage ergab sich ein geringfügig höherer Anstieg von 0,4 Prozent.

Das gesamtwirtschaftliche Konjunkturbild für 2014 habe sich gegenüber Ende Jänner nicht wesentlich verändert, so das WIFO in einer Aussendung. Im ersten und zweiten Vierteljahr war die heimische Wirtschaft um je 0,1 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorquartal expandiert nach jeweils 0,2 Prozent Zuwachs im dritten und vierten Vierteljahr 2013.

Privatkonsum weiter zurückhaltend

Die leichte Verstärkung der außenwirtschaftlichen Impulse gegen Jahresende 2014 fiel laut WIFO zu gering aus, um der Schwäche der Binnennachfrage bei Investitionen und Privatkonsum entgegenzuwirken. Die Exporte im weiteren Sinn legten im Schlussquartal nur um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu, die Importe sanken sogar um 0,5 Prozent. Gedämpft wurde das vierte Quartal weiterhin durch die flaue Konsumnachfrage der privaten Haushalte - hier gab es im Quartalsabstand eine Stagnation und im Jahresabstand lediglich 0,4 Prozent Zuwachs.

Auch die anhaltende Investitionszurückhaltung der Firmen habe sich bremsend ausgewirkt: Die Bruttoanlageinvestitionen sanken im Quartalsabstand um 1,1 Prozent und gaben im Jahresabstand um 1,5 Prozent nach. Am stärksten rückläufig waren laut WIFO im vierten Quartal neben den Investitionen in Maschinen und Geräte die Bauinvestitionen und die Fahrzeuginvestitionen.

Warenproduktion leicht gesunken

Einen positiven Wachstumsbeitrag lieferte nach Einarbeitung revidierter Daten der Außenhandel. Auch für das dritte Vierteljahr ergab sich nach einer Revision ein positiver Außenbeitrag - für die erste Jahreshälfte 2014 hingegen ein negativer. Im gesamten Jahr 2014 stiegen die Importe von Waren und Dienstleistungen real um 2,4 Prozent, die Exporte etwas schwächer um 1,5 Prozent.

Für die Warenproduktion und die Bauproduktion mussten die Resultate gegenüber der Schnellschätzung von Ende Jänner geringfügig nach unten korrigiert werden. Laut der nun vorliegenden Quartalsrechnung verringerte sich die Wertschöpfung in der Warenproduktion im vierten Quartal gegenüber der Vorperiode real um 0,4 Prozent, im Bauwesen real um 0,6 Prozent. Wegen des Anstiegs Anfang 2014 ergibt sich laut WIFO für diese beiden großen Wirtschaftsbereiche für das Gesamtjahr aber ein Anstieg (plus 0,3 Prozent bzw. plus 0,5 Prozent gegenüber 2013).

Warten auf Frühjahrprognosen

Die Wertschöpfung des Bereichs Handel, Kfz wurde aufgrund einer stärkeren Einzelhandelsentwicklung leicht nach oben revidiert. Im Bereich Kredit- und Versicherungswesen musste gegenüber der Schnellschätzung eine Anpassung nach unten vorgenommen werden, so das WIFO. In knapp drei Wochen legen das WIFO und das Institut für Höhere Studien (IHS) ihre Frühjahrsprognosen vor. Im Dezember hatten die Institute für 2015 ein Realwachstum von 0,5 (WIFO) bzw. 0,8 (IHS) Prozent vorhergesagt und 1,1 bzw. 1,6 Prozent für 2016.

Link: