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Druck auf religiöse Minderheiten wächst

In den vergangenen Tagen hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wieder verstärkt durch Entführungen auf sich aufmerksam gemacht. Der Druck auf religiöse Minderheiten insbesondere in Syrien und im Irak steigt erneut. Die Zahl der vom IS in Syrien verschleppten Christen dürfte weit höher sein als bisher angenommen.

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Mindestens 220 assyrische Christen seien in den vergangenen drei Tagen aus elf Dörfern in der syrischen Provinz Hassaka verschleppt worden, sagte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag. Zuvor waren Aktivisten von 90 Entführten ausgegangen. In dieser Region an der Grenze zur Türkei und zum Irak lebt die Minderheit der Assyrer, vor allem aber Kurden.

Das Gebiet wurde erst in den vergangenen Tagen Schauplatz der Kämpfe gegen den IS. Aufgrund des Bürgerkrieges in Syrien sind die Angaben der Beobachtungsstelle nicht zu überprüfen. Ihre Informationen basieren auf einem Netz an Informanten, insbesondere Ärzte und Oppositionelle. Ein Vertreter der Assyrischen Demokratischen Organisation sprach gegenüber AP sogar von 300 Entführten aus 33 von IS-Kämpfern überfallenen Dörfern. Bis vor Beginn des Bürgerkriegs in Syrien lebten rund 30.000 assyrische Christen in dem Land. Seit Montag sollen rund 5.000 Menschen aus den bedrohten Dörfern in die Provinzhauptstadt Hassaka und den kurdischen Ort Kamischli geflohen sein.

Hunderte Familien auf der Flucht

Was mit den Verschleppten passierte, ist unklar. Die staatliche Nachrichtenagentur SANA und eine assyrische Aktivistengruppe gaben an, dass die Gruppe in die vom IS kontrollierte Stadt Schaddada geführt wurde. Dort würden sie vermutlich als „menschliche Schutzschilde“ missbraucht oder zum Austausch gegen IS-Gefangene der Kurden eingesetzt. Die Beobachtungsstelle ging davon aus, dass sich die Entführten noch in der näheren Umgebung befänden. Im Irak wurden von IS-Kämpfern über 50 Iraker in der Provinz Salaheddin entführt. Das berichtete die dpa unter Berufung auf Sicherheitskräfte und Augenzeugen. Der IS habe bereits Anfang der Woche mit den Entführungen begonnen, Hunderte Familien in der Provinz seien auf der Flucht.

IS-Führungsmitglieder getötet

Der Kampf gegen den IS geht indessen weiter. Die internationale IS-Allianz flog in der Nähe von Tal Tamr Luftangriffe gegen IS-Stellungen als Folge der Entführungen. Arabischen Medien zufolge wurden zudem mehrere führende IS-Mitglieder getötet. Die Dschihadisten seien im Irak bei einem Treffen in der Nähe von al-Kaim an der syrischen Grenze und rund 350 Kilometer westlich von Bagdad ums Leben gekommen.

Laut dem Sender al-Arabija wurden Dutzende IS-Kämpfer getötet. Erst am Mittwoch konnten kurdische Peschmerga eigenen Angaben zufolge eine wichtige Versorgungsroute der Dschihadisten zwischen dem Nordirak und Syrien durchschneiden. Auch zwei Grenzposten nordwestlich von Mossul seien zurückerobert worden.

Kritik an Kurden

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) kritisierte am Donnerstag, dass kurdische Einheiten Tausende arabische Flüchtlinge von der Rückkehr in ihre Heimatorte abhielten. Diese würden in „Sicherheitszonen“ im Norden des Irak festgehalten. Es lägen keine Hinweise vor, dass es für kurdische Flüchtlinge ähnliche Restriktionen gebe.

Ein großer Teil der festgehaltenen Araber stammen HRW zufolge aus Teilen der Provinz Ninive, auf die die Kurden Anspruch erheben und die sie im Kampf gegen den IS in den vergangenen Monaten unter Kontrolle brachten. Die Kurden hätten Dutzende Häuser der irakischen Araber zerstört. Andere Gebäude der Flüchtlinge würden mittlerweile von Kurden bewohnt.

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