Halb Europa als Schauplatz
Ermittler aus Dänemark, Belgien und Deutschland müssen in der europäischen Koproduktion „The Team“ bestialische Morde an Prostituierten aufklären. Unter Verdacht steht in der ambitionierten TV-Serie unter anderen ein von Nicholas Ofczarek gespielter Mafia-Boss.
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Schon die ersten zehn Minuten bieten: Schwangerensex; die Aussicht vom Piz Palü auf die Schweizer Bergwelt; drei Prostituierte, denen jeweils ein Finger abgeschnitten und ins Auge geschossen wird; ein Sozialdrama mit Arbeitssklaven, die auf dem Boden schlafen müssen; ein kleines Mädchen, das inmitten all dieser Gewalt und Tristesse aufwächst; und dann schließlich noch Anspielungen auf eine verkrachte, grenzüberschreitende Liebesbeziehung unter Ermittlern, die für Sand im Getriebe sorgen dürfte, wenn es an die Aufklärung der brutalen Morde geht. Wer überlegt hat, „nur kurz reinzuschauen“, dürfte spätestens jetzt auf Pause drücken, Chips holen und es sich gemütlich machen.

ORF/Networkmovie/Mathias Bothor
Das Team: Harald Bjorn (Lars Mikkelsen) aus Dänemark, Jackie Müller (Jasmin Gerat) aus Deutschland und Alicia Verbeek (Veerle Baetens) aus Belgien
Alpen-Action in Hochglanzästhetik
Ähnlich rasant geht es weiter, ohne dabei jemals verwirrend zu werden. Schnelle Schnitte und Hochglanzästhetik sorgen zusätzlich für Tempo. Im internationalen Serienvergleich könnte man sagen, dass „The Team“ geradliniger, weniger verspielt ist als US-Serien wie „Breaking Bad“ oder „True Detective“. Ein Europol-Team, in dem gute Beamte ermitteln, um sie nicht Streber zu nennen, aus drei verschiedenen Ländern - Belgien, Dänemark und Deutschland. Samt bürokratischen Hürden und drei verschiedenen hierarchischen Systemen im Hintergrund: Da kommt keine Walter-White-Stimmung auf.
TV-Hinweis
„The Team“ läuft ab 5. März um 20.15 Uhr in ORF eins und ist bereits jetzt auf Flimmit online abrufbar - mehr dazu in tv.ORF.at
Eher könnte man von einem „Tatort“ sprechen, jedoch ohne dessen kabarettartige Einsprengsel, dafür mit einem Schuss James-Bond-Action in den Alpen, dazu Folter, Hubschrauber, Abseilaktionen und eine Verfolgungsjagd durch eine tiefwinterliche Schlucht. Kommuniziert wird zwischen den drei Ermittlerteams zeitgemäß via Videokonferenz und Smartphones, wenn man nicht ohnehin beisammen ist. Der europäische, vernetzte Aspekt kommt in der Onlineversion der Serie besonders zur Geltung - und sie hat ein zusätzliches Spannungsmoment.

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Harald Windisch und Lars Mikkelsen: Nahkampf in der eisigen Alpenschlucht
Babylonische Ermittlungen
Während im TV die Serie in vier langen, durchwegs synchronisierten Folgen gezeigt wird, hat man sie fürs Internet in acht Teile geteilt und mit Untertiteln versehen. Das heißt: Nationenübergreifend wird Englisch gesprochen, die Ermittler innerhalb eines Landes sprechen in ihren jeweiligen Sprachen. Für Österreich bedeutet das: Immer, wenn nicht gerade die Deutschen untereinander kommunizieren, sieht man Untertitel, der „Europol-Effekt“ wird so maximal genutzt.
Das zusätzliche Spannungselement: Die ersten sieben Teile sind bereits freigeschaltet. Nummer acht samt Auflösung folgt jedoch nur, wenn europaweit 25.000-mal mit Hashtag #theteam getwittert wurde. Dass bereits kurz nach dem Onlinestellen über fünf Prozent dieser Hürde erreicht sind, zeigt, dass „Binge-Watching“ angesagt ist: Viele, die sich auf Twitter melden, haben alle sieben Folgen auf einmal gesehen und sind bereits mit dem „freitwittern“ des Abschlusskapitels beschäftigt.

ORF/Networkmovie/Frederic Batier
Nicholas Ofczarek als Mafia-Boss, hier mit Seriengattin Nadeshda Brennicke
Eiskaltes Österreich
In Österreich ist die vom ORF mitproduzierte Serie auf der Onlineplattform Flimmit kostenlos zu sehen, das ZDF zeigt sie in seiner TVThek. Im TV zeigt sie der ORF dann - eben als Vierteiler - ab 5. März. Das besondere Schmankerl für Österreicher: Ofczarek (bekannt unter anderem aus „Braunschlag“) spielt den bösen Mafia-Boss Marius Loukauskis. Ein Zuhältertattoo ziert seinen Rücken, wie man sieht, wenn er gemeinsam mit Sunnyi Melles (großartig unsympathisch in dieser Rolle) im Whirlpool sitzt, während die Assistentin der deutschen Ermittlerin - gespielt von Miriam Stein (ebenfalls Österreicherin) - andernorts belastende Fakten gegen ihn zusammenträgt.
Ein Teil der Handlung spielt in Österreich, wobei nicht nur schönes Bergpanorama zu bewundern ist, sondern auch der eine oder andere heimische Schauspieler in der einen oder anderen kleinen Rolle. Von den internationalen Ermittlern bleibt vor allem Lars Mikkelsen (nicht zu verwechseln mit Mads Mikkelsen) als dänischer Kommissar Harald Bjorn in Erinnerung. Ihn kennt man bereits aus Serien wie „Borgen“ und „Sherlock“. Und jetzt eben aus „The Team“ - für dessen Finale die „Twitter-Befreiung“ bereits auf Hochtouren läuft.
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