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„Wir brauchen langen Atem“

Bereits jetzt ist von der größten humanitären Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg die Rede, und geht es nach der Caritas, hat die laufende Flüchtlingstragödie im Irak, in Syrien und Co. ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Erwartet wird vielmehr, dass die Zahl der Flüchtlinge noch weiter steigen wird, und außer Frage steht: Zur Bewältigung dieser Krise „braucht man einen langen Atem“.

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Dabei mussten laut Caritas-Präsident Michael Landau seit dem Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) allein im Irak mittlerweile über zwei Millionen Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen. Dazu kommen über eine Million Binnenflüchtlinge aus früheren Konflikten und Hunderttausende Flüchtlinge aus dem benachbarten Syrien.

Von IS Zugang zu Hilfsbedürftigen gefordert

Damit nicht genug: In den von den IS-Milizen kontrollierten Regionen leben weitere 3,6 Millionen auf Nothilfe angewiesene Menschen, weswegen man sich auch für die Einhaltung des internationalen humanitären Rechts einsetzen müsse. Der Zugang zu der betroffenen Bevölkerung sei demnach ein Recht, das von allen Konfliktparteien zu jeder Zeit gewahrt werden muss.

Michael Landau (Caritas) mit Flüchtlingskind

ORF.at/Peter Prantner

Cartitas-Präsident Landau zu Besuch in den kurdischen Flüchtlingscamps

Davon könne derzeit allerdings keine Rede sein - vielmehr mehren sich Berichte von gravierenden Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen, nicht nur vonseiten des IS, sondern auch von anderen bewaffneten Gruppierungen und Milizen. Opfer seien zudem nicht nur die vielen religiösen und ethnischen Minderheiten des Landes, sondern auch die breite muslimische Bevölkerung.

„Winter ist noch nicht vorbei“

Handlungsbedarf gibt es aber auch in den Flüchtlingshochburgen wie der Autonomen Region Kurdistan, wo der Vorstoß der Dschihadisten bisher mit Hilfe der Luftschläge einer internationalen US-geführten Allianz abgewehrt werden konnte. Auch dort sei die Situation „sehr schwierig“, so Landau, der gleichzeitig auch daran erinnerte, dass der Winter noch nicht vorbei sei.

Dringend benötigt werden demnach Öfen, Wasser, Decken, Medikamente, winterfeste Kleidung und Hygieneartikel - abseits davon gelte es aber mit der Schaffung von Bildungsmöglichkeiten für die Flüchtlingskinder die Gefahr einer „Lost Generation“ zu verhindern.

„Gegenwart erträglich machen“

Abseits der nach wie vor dringend benötigten Nothilfe geht es auch laut dem Generalsekretär der österreichischen Caritas-Auslandshilfe, Christoph Schweifer, „zumindest“ darum, den Flüchtlingen die „Gegenwart erträglich zu machen“. Damit sei es allein mit Blick auf die besondere Hilfsbedürftigkeit von Kindern allerdings noch lange nicht getan. Ziel müsse es vielmehr sein, so vielen wie möglich eine chancenreiche Perspektive sichern zu können: „Es geht um jedes einzelne Kind, und es geht um jedes einzelne Kind jetzt.“

Flüchtlinge in Erbil

ORF.at/Peter Prantner

Niederschläge und Kälte stellen in den Wintermonaten eine zusätzliche Herausforderung dar

Eine ausreichende Bewältigung derart großer humanitärer Krisen, wie sie derzeit im Irak, aber auch in anderen Ländern zu finden sind, sei allerdings nur durch ein stärkeres Engagement der internationalen Gemeinschaft möglich. Gefordert sieht Landau hier auch Österreich, wo unter anderem das noch einzulösende Regierungsversprechen, den Auslandskatastrophenfonds von derzeit fünf auf 20 Millionen Euro aufzustocken, nach wie vor auf seine Umsetzung wartet - und das müsse nun sofort geschehen und „nicht erst am Ende der Legislaturperiode“.

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