Jubel, Lacher und Kritik
Die Komödie „Birdman“ des Mexikaners Alejandro Gonzalez Inarritu ist mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet worden. Es ist das erste Mal in diesem Jahrtausend, dass eine Komödie in der Hauptkategorie geehrt wurde. Die Satire mit Michael Keaton in der Hauptrolle gewann vier Oscars.
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Die Showbiz-Satire setzte sich in der Nacht auf Montag in Los Angeles gegen das Langzeitprojekt „Boyhood“ und die britisch-deutsche Komödie „Grand Budapest Hotel“ durch. Außerdem waren in der Königskategorie das Scharfschützendrama „American Sniper“, der Weltkriegsthriller „The Imitation Game“ sowie das US-Bürgerrechtsdrama „Selma“, der Musikfilm „Whiplash“ und „A Theory of Everything“ über den britischen Astrophysiker Stephen Hawking vertreten.
„Birdman“ brachte Inarritu zudem die Trophäe für die beste Regie ein, auch die Kategorien Kamera und Originaldrehbuch gingen an den Film, in dem Keaton einen alternden Superheldendarsteller spielt, der ein spätes Comeback auf der Theaterbühne versucht. Die Rolle war dem ehemaligen „Batman“-Darsteller Keaton auf den Leib geschrieben worden. Der Film ist eine bitterböse Satire auf das Showbiz.
Darstellerpreise an Moore und Redmayne
Julianne Moore wurde für ihre Rolle in „Still Alice“ als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Sie spielt in dem Film eine an Alzheimer erkrankte Linguistin. Moore lachte herzlich, als ihr der Oscar verliehen wurde. Sie dankte allen Menschen, die sie liebe, und der Academy. Ihr Vater habe ihr schon als Kind gesagt, dass sie alles schaffen könne. Moore erinnerte schließlich noch an alle Menschen, die an Alzheimer leiden.

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Nach vier erfolglosen Nominierungen der erste Oscar für Julianne Moore
Eddie Redmayne wurde als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Er freute sich so wie kein anderer Preisträger des Abends, jauchzte und nannte sich selbst einen „glücklichen, glücklichen Mann“. Redmayne spielt in „The Theory of Everything“ den schwerkranken Physiker Stephen Hawking. Er widmete den Preis allen Menschen, die wie Hawking an der Krankheit ALS leiden, und der Familie von Hawking.

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Ein jubelnder Eddie Redmayne
Auslandsoscar für polnisches Drama
Der Auslandsoscar ging an den polnischen Film „Ida“, der sich mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Eine Nonne entdeckt in dem Film während der 60er Jahre die jüdische Vergangenheit ihrer Familie. Regisseur Pawel Pawlikowski sagte bei der Verleihung, er habe einen Film über die Stille gemacht und gewinne nun einen Preis im Epizentrum des Lärms. Er bedankte sich bei allen, die den Film unterstützt hatten. Sein besonderer Dank galt im Rahmen der charmanten Rede auch seiner Frau, seinen Kindern und den Polen, die „ordentlich trinken können“.
Vier Oscars gingen an „Grand Budapest Hotel“, der wie „Birdman“ neunmal nominiert war: für Kostümdesign, Make-up, Szenenbild und Filmmusik. Drei Oscars gingen an „Whiplash“, neben jenem für den besten Nebendarsteller auch die für Tonmischung und Schnitt.
Preise für Patricia Arquette und J. K. Simmons
Patricia Arquette wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in „Boyhood“ ausgezeichnet. In dem über zwölf Jahre gedrehten Drama von Richard Linklater spielt die 46-Jährige die Mutter eines heranwachsenden Buben. Sie bedankte sich bei ihrer „Filmfamilie“ und bei allen Frauen, die jemals einen Steuerzahler in den USA geboren haben - ein Appell für Gleichberechtigung und vor allem gleiche Bezahlung von Frauen. Nervös las sie ihre Rede vom Zettel. „Boyhood“ waren mehr Oscars zugetraut worden - vor allem jener in der Kategorie „Bester Film“.

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Patricia Arquette: Beste Nebenrolle als Filmmutter
J. K. Simmons holte den Oscar für die beste Nebenrolle in „Whiplash“. Er bedankte sich rührend und gerührt bei seiner Familie, allen voran seiner Frau. In „Whiplash“ spielt er einen sadistischen Schlagzeuglehrer, der seinen besten Schüler bis aufs Blut quält. Auch „Citizenfour“, die Dokumentation über Edward Snowden der US-Regisseurin Laura Poitras, wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. Die Doku dreht sich um die Snowden-Enthüllungen und die Überwachungsprogramme des US-Geheimdienstes NSA.
Die „weißesten“ Oscars
Zuvor sorgte Moderator und „How I Met Your Mother“-Star Neal Patrick Harris mit seinem Eröffnungsscherz für Lacher: Er sprach von einer Show für „Hollywood’s brightest“ und versprach sich absichtsvoll: „Hollywood’s whitest“. Damit spielte er auf die Kritik an den diesjährigen Nominiertenlisten an, auf denen sich kaum Frauen und Schwarze finden. Als Showact wurde das Lied „Glory“ über Martin Luther King aus dem Bürgerrechtsdrama „Selma“ dargebracht - das dann auch den Oscar für den besten Song holte. Die Emotionen im Publikum gingen hoch. In ihrer Dankesrede prangerten die solcherart ausgezeichneten John Legend und Common die immer noch anhaltende Diskriminierung von Schwarzen in den USA an.

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John Legend beim Vortrag von „Glory“
Lady Gaga als Österreich-Beitrag
Beim traditionellen Eröffnungssong mit Ausschnitten der Filme des Jahres wurde nicht zuletzt „Fifty Shades of Grey“ durch den Kakao gezogen. Zwischendurch stürmte Jack Black für eine Einlage die Bühne, die schließlich von tanzenden „Star Wars“-Figuren erobert wurde. Harris durfte selbst singen, was er auch schon als Moderator der Tony Awards getan hatte.

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Lady Gaga und der „Sound of Music“
Österreich spielte bei der Oscar-Show ebenfalls eine große Rolle: als Kulisse. Wegen eines Auftritts von Julie Andrews wurde ein langer Ausschnitt aus „Sound of Music“ mit Salzburg-Bildern gezeigt - und Lady Gaga gab sogar ein Lied aus dem Film zum Besten. Andrews, die die Hauptrolle gespielt hatte, unterstrich die Bedeutung von „Sound of Music“ für alle, die daran beteiligt waren. Einmal blinzeln, und 50 Jahre seien seither vergangen.
„Himbeer“-Schmähpreise für Diaz und Cameron
Über diesen Preis dürfte Cameron Diaz vermutlich nicht wirklich glücklich sein: Für ihre Auftritte in den Filmen „Sex Tape“ und „Die Schadenfreundinnen“ erhielt die 42-jährige Schauspielerin die „Goldene Himbeere“ erhalten. Der Schmähpreis für den schlechtesten Schauspieler ging Samstagabend (Ortszeit) an Kirk Cameron (44) für „Saving Christmas“.
Mit insgesamt vier Trophäen, darunter auch für den schlechtesten Film, war die Weihnachtskomödie der große „Gewinner“. Mit „Transformers: Ära des Untergangs“ holte Michael Bay die Trophäe als schlechtester Regisseur. Die Nebenrollenschmähpreise gingen an Kelsey Grammer („Expendables 3“) und Megan Fox („Teenage Mutant Ninja Turtles“). Die Himbeeren werden traditionell vor den Oscar-Gala vergeben.
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