Höhere Opferzahl befürchtet
Bewaffnete Kämpfer haben im Südsudan mindestens 89 Burschen entführt, berichtet das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF am Samstag. Die Burschen wurden direkt von Prüfungen entführt. UNICEF fürchtet, dass sie als Kindersoldaten eingesetzt werden könnten.
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Laut Augenzeugen umstellten uniformierte Männer den Ort und durchsuchten Haus für Haus. Alle Burschen ab 13 Jahren wurden verschleppt. Die Zahl der Entführten, die laut UNICEF in der Nähe des nördlich gelegenen Malakal gerade Prüfungen ablegten, könne noch weitaus höher liegen als 89. In Malakal gab es zuletzt heftige Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen, die sich gegenseitig beschuldigen, die Friedensvereinbarungen zu brechen. Welche Gruppierung hinter dem Kidnapping steckt, war zunächst unklar.
Der UNICEF-Vertreter im Südsudan, Jonathan Veitch, verlangte eine sofortige Freilassung der Jugendlichen, die nach seinen Worten vermutlich zwangsweise als Kindersoldaten eingesetzt werden sollen. „Kinder werden unvorstellbarer Gewalt ausgesetzt, sie verlieren ihre Familien und ihre Chance auf Schulbildung“, so Veitch. UNICEF mahnte alle Konfliktparteien, dass die Rekrutierung und der Einsatz von Kindersoldaten internationales Recht verletzen.
Viele Kindersoldaten im Südsudan
Im Südsudan herrscht Bürgerkrieg, seit im Dezember 2013 der lange schwelende Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem früheren Stellvertreter Riek Machar eskalierte. Verschärft wird der Konflikt dadurch, dass die Kontrahenten unterschiedlichen Volksgruppen angehören. Laut UNICEF sind im Südsudan mindestens 10.000 Menschen ums Leben gekommen, eineinhalb Millionen Menschen seien innerhalb des Landes auf der Flucht.
Hilfsorganisationen beklagen seit langem, dass im Südsudan immer wieder Kinder als Kriegssoldaten eingesetzt werden - laut Humans Right Watch sowohl von den Rebellen als auch vom Militär. Üblicherweise werden vor allem vor größeren Angriffen Kinder als Soldaten rekrutiert.
Zehntausende Kinder im Kampfeinsatz
Weltweit werden jedes Jahr trotz eines weltweiten Verbots Zehntausende Kinder zum Kämpfen gezwungen, hieß es in einem UNICEF-Bericht Mitte Februar. Häufig würden die Kinder brutal entführt und gezwungen, als Kämpfer oder Selbstmordattentäter, aber auch Bote, Köche, Sanitäter oder Sexsklaven zu arbeiten. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) soll Achtjährige als Kindersoldaten missbrauchen, diese müssten Hinrichtungen mitansehen oder sie selbst vornehmen.
Zur Zahl der weltweit insgesamt betroffenen Burschen und Mädchen gibt es unterschiedliche Schätzungen, einige gehen von rund 250.000 Kindern aus. Sie sind UNICEF zufolge in 18 Ländern im erzwungenen Einsatz - unter anderem in Afghanistan, Jemen, Somalia, Sudan, Syrien, Irak, Mali, Kolumbien und in der Zentralafrikanischen Republik. Seit Dezember 2013 wurden laut Angaben alleine im Südsudan rund 12.000 Kinder als Soldaten rekrutiert. Eine Miliz sagte Ende Jänner zu, 3.000 Kindersoldaten freizulassen.
Kinder schwer traumatisiert
Milizen und Armee im Südsudan müssten den Missbrauch stoppen und alle Minderjährigen demobilisieren, fordert UNICEF. Die Verbrechen sollten systematisch dokumentiert, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Aus Sicht der bewaffneten Gruppen seien Kinder die „preiswertere Alternative zu erwachsenen Soldaten“, gehorsam und leicht zu manipulieren, so die UNO-Organisation.
Es gebe aber auch Fortschritte, so UNICEF. Seit 1998 konnten mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche demobilisiert werden. 2014 habe es Erfolge gegeben, unter anderem auch im Südsudan und in Myanmar. Die Kinder hätten allerdings oft jahrelang Brutalität erlebt, seien schwer traumatisiert, brauchten medizinische und psychologische Hilfe. Ihre Familien und Dörfer müssten bei ihrer Wiedereingliederung unterstützt werden. Schul- und Ausbildungsprogramme seien nötig - ein langwieriger Prozess.
Kinder als Soldaten verboten
Die Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren als Soldaten gilt als Kriegsverbrechen. Burschen und Mädchen unter 18 Jahren dürfen nicht gegen ihren Willen eingezogen werden oder an Kampfhandlungen teilnehmen. Das entsprechende UNO-Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention trat am 12. Februar 2002 in Kraft, seitdem begehen die Vereinten Nationen jedes Jahr am 12. Februar den Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Es gab bereits Verurteilungen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen der Rekrutierung und des Einsatzes von Kindersoldaten.
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