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400.000 Euro pro Monat allein für Strom

Der umstrittene Weiße Palast (Ak Saray) des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara verursacht nach Angaben von Kritikern Kosten in astronomischer Höhe.

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Allein das Sicherheitssystem des Palastes habe umgerechnet rund 18 Millionen Euro gekostet, meldete die Zeitung „Hürriyet“ am Freitag. Rund 1.150 Polizisten seien ständig für den Schutz des Präsidentensitzes im Einsatz. Die Architektenkammer in Ankara rechnete aus, dass Reinigung und Instandhaltung des Palastes 37,5 Millionen Euro im Jahr verschlingen.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im Weißen Palast (Ak Saray) in Ankara

APA/EPA

Erdogan im Eingangsbereich seines Palastes

Nach Angaben des Oppositionspolitikers Ali Demircali beläuft sich die Stromrechnung des Palastes mit seinen mehr als 1.100 Räumen auf mehr als 400.000 Euro pro Monat. Demircali zufolge musste das Präsidialamt kürzlich zudem rund 38.000 Euro an Bußgeld zahlen, weil die Stromrechnung nicht fristgerecht beglichen worden war.

250 Mio. für Fenster aus USA

Der Bau des auf einer Fläche von mehr als 200.000 Quadratmetern errichteten Präsidentenpalastes kostete den türkischen Steuerzahler rund eine halbe Milliarde Euro. Rund die Hälfte der Kosten entfiel der Architektenkammer zufolge auf die aus den USA importierten Fenster des Riesenbaus. Laut Medienberichten gibt es in dem Prunkbau abhörsichere Zimmer, Bunker, Tunnel und Schutzräume gegen chemische Waffen sowie im Garten einen dekorativen Pool.

Zudem wurde der Palast laut „Hürriyet“ in einem Waldschutzgebiet errichtet. Die regionale Naturreservatskommission hatte dafür die unter Naturschutz stehende Fläche des „Atatürk-Forstbetriebs“ auf sieben Hektar reduziert. Eine frühere Gerichtsentscheidung, die den Palastbau an dieser Stelle untersagt hatte, wurde so umgangen.

Kritiker werfen Erdogan Prunksucht vor

Erdogan-Gegner sehen in dem riesigen Palast ein Symbol für die ihrer Meinung nach wachsende Selbstherrlichkeit des Präsidenten. Der Präsident spricht dagegen von einem Amtssitz, der für ein großes Land wie die Türkei angemessen sei. Bis Oktober befand sich der Amtssitz des türkischen Präsidenten im Bezirk Cankaya der Hauptstadt Ankara. Die Struktur des Stadtteils ist geprägt von der Architektur des österreichischen Architekten Clemens Holzmeister, der dort in der Zwischenkriegszeit zahlreiche Gebäude - unter anderem das Parlament - errichtet hatte. Jetzt dient der Palast in Cankaya Ministerpräsident Ahmet Davutoglu als Amtssitz.

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