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Hunderte Millionen täglich

Die Griechen heben laut Informationen aus Bankenkreisen immer mehr Geld von ihren Konten ab. Die Einlagen sind nach Angaben aus der Branche in Athen auf den niedrigsten Stand seit Ausbruch der schweren Schuldenkrise gefallen. Damit wurde ein Bericht der konservativen Zeitung „Kathimerini“ bestätigt, wonach die Griechen seit November 2014 insgesamt schon rund 20 Milliarden Euro abgehoben haben.

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Grund sei die Angst der Menschen vor einer schlagartigen Verschlechterung der Finanzlage wegen der Unstimmigkeiten zwischen Athen und der EU über den Abbau des griechischen Schuldenberges. Etwa zehn Milliarden Euro seien in „Truhen, Safes oder unter den Matratzen“ in den Häusern versteckt, heißt es in dem Bericht. Weitere sechs Milliarden Euro seien in ausländische Wertpapiere investiert worden. Und rund vier Milliarden Euro lägen inzwischen auf Konten im Ausland, schrieb „Kathimerini“.

Dieses „Verbluten“ sei in den vergangenen Tagen „mit einem Rhythmus von etwa 200 bis 300 Millionen (Euro) täglich“ weitergegangen, sagte ein hoher Bankangestellter am Samstag der dpa. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sprachen Mitarbeiter zweier Banken sogar von Abflüssen zwischen 300 und 500 Millionen Euro täglich. An einigen Tagen könnten es sogar mehr als eine Milliarde Euro gewesen sein. Bereits im Dezember hatten Kunden offiziellen Daten zufolge etwa vier Milliarden Euro abgezogen. Im Wahlmonat Jänner dürften es sogar rund zwölf Milliarden Euro gewesen sein.

Hilfsprogramm mit Ablaufdatum

Für die griechischen Banken spitzt sich die Lage zunehmend zu. Während die Kunden ihr Kapital abziehen, gestaltet sich zugleich die Finanzierung für die Geldhäuser immer schwieriger. Seit dem 11. Februar dürfen die Institute keine Staatsanleihen mehr als Sicherheit für Kredite bei der Europäischen Zentralbank (EZB) verwenden. Sie sind somit von der regulären Finanzierung über die EZB weitgehend abgeschnitten.

Geld bekommen die Banken nun vor allem über ELA-Notfallkredite der griechischen Notenbank, die das Geld hierfür wiederum von der EZB erhält. Die EZB hatte am Donnerstag den ELA-Hilfsrahmen für die Athener Notenbank auf rund 65 Milliarden Euro erweitert - fünf Milliarden Euro mehr als bisher.

Allerdings ist fraglich, wie lange die EZB das Hilfsprogramm, das eigentlich zu Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsprobleme gedacht ist, aufrechterhält. Laut Angaben von Vertretern der griechischen Notenbank wurden die Hilfen bis Mittwoch verlängert. An diesem Tag tritt in Frankfurt der EZB-Rat zusammen. Er kann die Notfallhilfen einschränken oder kippen, wenn zwei Drittel der Gremiumsmitglieder das verlangen.

„Harte Fakten“ bis Montag

Ob es dazu kommen wird, wird auch von den Ergebnissen des Wochenendes abhängen. Experten der Troika von EZB, EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) wollen bis Anfang der Woche die neuen griechischen Vorschläge für eine Schuldenerleichterung für Athen überprüfen. Laut Angaben von Diplomaten liegen der Euro-Gruppe bisher keine Zahlen vor, etwa über die zurückgegangenen Steuereinnahmen und die geplanten zusätzlichen Ausgaben Athens. Es gehe darum, „harte Fakten“ auf Papier festzuhalten, hieß es am Freitag aus Brüssel.

Wie eine Lösung des Schuldenstreits konkret aussehen könnte, bleibt offen - auch weil die griechische Regierung bisher keine schriftlichen Vorschläge unterbreit hat. Informationen aus Regierungskreisen zufolge haben Experten der Geldgeber und Vertreter des griechischen Finanzministeriums aber inzwischen zwei Listen mit ihren jeweiligen Positionen erarbeitet. Diese sollen am Montag den Finanzministern der Euro-Gruppe präsentiert werden.

Athen: Kein „Ausverkauf“

Athen fordert unter anderem eine Ende der Lohn- und Pensionskürzungen in Griechenland. Zudem soll das Pensionsalter nicht erhöht werden. Auch gegen neue Privatisierungen spricht sich das Kabinett von Alexis Tsipras aus. Nicht abgeschlossene Privatisierungen sollen noch einmal geprüft werden. Das dürfte auch die geplante Verpachtung von 14 Regionalflughäfen an den Frankfurter Airport-Betreiber Fraport betreffen.

Fraport hatte sich noch vor einer Woche zuversichtlich gezeigt, dass der Abschluss des Vertrages zustande kommt. Der Kauf der Regionalflughäfen sollte eigentlich im Herbst unter Dach und Fach sein. Dabei geht es unter anderem um Airports auf Urlaubsinseln wie Rhodos, Korfu, Mykonos und Santorin. Aber auch der Flughafen der Stadt Thessaloniki gehört zu dem Paket.

Der für Koordination zuständige griechische Minister Alekos Flambouraris zeigte sich am Samstag optimistisch. „Wir werden uns mit den Partnern zu 99,9 Prozent am Montag einigen“, sagte er im Rundfunk. Privatisierungen sollten jedoch gründlich geprüft werden. Einen „Ausverkauf“ des Vermögens des Landes werde es nicht geben.

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