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Angriff auf Ausbildungslager

Nach der Abwehr eines Angriffs der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf einen Luftwaffenstützpunkt im Westirak zeigt sich Bagdad erbost über die Einmischung der US-Armee. Es gebe keine Notwendigkeit für die Anwesenheit ausländischer Truppen an Ort und Stelle, hieß es in einer Freitagnacht veröffentlichten Erklärung ohne Nennung konkreter Staaten.

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In der irakischen Regierungserklärung hieß es, ausländische Armeen sollten die Iraker nur mit Ausbildung und Waffen unterstützen. Eine militärische Intervention in der Provinz Anbar sei unerwünscht: Die irakische Armee habe „ihre Standhaftigkeit und ihr Heldentum“ im Kampf gegen die IS-Miliz bereits bewiesen.

Grund für den Ärger in Bagdad dürfte der Einsatz von US-Kampfhubschraubern sein. Nach Recherchen des Fernsehsenders CNN entsandte die US-Armee am Freitag mehrere Apache-Helikopter gegen IS-Kämpfer, nachdem die Dschihadisten zuvor den Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad unter Beschuss genommen hatten. Auf der Militärbasis bilden rund 300 US-Soldaten irakische Sicherheitskräfte aus.

Kein Schuss von Hubschrauber abgefeuert

Der IS-Angriff sei von den irakischen Streitkräften zurückgeschlagen worden, sagte ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur dpa. Die Apache-Hubschrauber seien dabei lediglich zur Unterstützung der Iraker ausgeflogen und hätten keinen Schuss abgefeuert, meldete CNN unter Berufung auf Militärquellen.

Laut dem Pentagon-Sprecher John Kirby waren 20 bis 25 in irakische Armeeuniformen gekleidete IS-Kämpfer an dem Angriff beteiligt. US-Truppen seien zu keinem Zeitpunkt nahe den Kämpfen gewesen. Zuvor hatte es geheißen, Angehörige der internationalen Allianz im Kampf gegen die IS-Dschihadisten seien zum Zeitpunkt der Attacke gar nicht im Camp, sondern mehrere Kilometer entfernt gewesen.

IS erobert Stadt am Euphrat-Ufer

Während der Luftwaffenstützpunkt noch am Freitagabend wieder gesichert werden konnte, eroberten IS-Truppen die nur wenige Kilometer entfernte Stadt al-Bagdadi. Die Ortschaft am Ufer des Euphrat, die als eine der letzten Städte in Anbar nicht in der Hand der Dschihadisten war, sei nun unter IS-Kontrolle, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.

Kirby sagte, es sei das erste Mal seit rund zwei Monaten, dass die Dschihadisten Gelände gewonnen hätten. Die IS-Miliz hatte bereits zuvor die Einnahme der Stadt gemeldet. Doch die irakische Armee hatte das beritten. Am Donnerstag hatten die IS-Kämpfer die Polizeizentrale und zwei Regierungsgebäude in al-Bagdadi angegriffen. Laut Polizeiangaben wurden sie von „Schläferzellen“ innerhalb der Stadt unterstützt.

Der Verlust von al-Bagdadi sei aber kein großer Rückschlag, und die Rebellengruppe bleibe weiter in einer „defensiven Position“, so Kirby. Das US-Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, seit Donnerstag sei die US-geführte Militärkoalition in der Anbar-Provinz mehrere Luftangriffe geflogen und habe dabei ein mit Sprengstoff präpariertes Auto, vier „taktische Einheiten“ des IS, eine Kontrollstelle und einen Bagger zerstört.

US-Waffen für Jordanien

Neben ihrem Einsatz gegen den IS im Irak bereiten die USA nach Angaben aus Regierungskreisen auch Waffenlieferungen an Jordanien vor. Unter anderem gehe es um Präzisionswaffen und Munition, sagten Vertreter der US-Regierung am Freitag. Der jordanische König Abdullah hatte in der vergangenen Woche größere Unterstützung der USA im Kampf gegen den IS erbeten. Militärexperten zufolge benötigt Jordanien präzisiere Waffen, um bei seinen Angriffen auf den IS die Tötung Unbeteiligter möglichst zu vermeiden.

Jordanien hat seinen Kampf gegen den IS mit zahlreichen Luftangriffen intensiviert, nachdem die Extremistenmiliz Anfang Februar ein Video mit der Verbrennung eines jordanischen Piloten im Internet veröffentlicht hatte. Der Soldat war in die Hände des IS gefallen, als sein Flugzeug abstürzte. Jordanien hatte daraufhin Vergeltung angekündigt. Das Land gehört neben Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu den arabischen Ländern, die die USA im Kampf gegen die Extremisten unterstützen.

Kurden melden Erfolge in Syrien

Unterstützung durch die USA bekommen auch kurdische Peschmerga-Kämpfer in Syrien. Aktivisten zufolge gelang es diesen nun rings um die nordsyrische Stadt Kobane zahlreiche Dörfer von der radikalislamischen IS-Miliz zurückzuerobern. In den vergangenen drei Wochen habe der IS über mindestens 163 Dörfer die Kontrolle verloren, teilte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsgruppe für Menschenrechte mit Sitz in London am Samstag mit.

Die kurdischen Peschmerga-Kämpfer seien von der US-Luftwaffe und von Rebellengruppen, die dem IS feindlich gegenüberstehen, unterstützt worden. Ende Jänner hatten die Peschmerga die an der Grenze zur Türkei liegende Stadt Kobane zurückerobert. Seither wurde die IS-Miliz auch aus zahlreichen Dörfern um das fast völlig zerstörte Kobane verdrängt. Dennoch kontrolliert die IS-Miliz noch immer weite Teile im Norden und Osten Syriens, darunter einen Streifen nördlich der Großstadt Aleppo.

Rom will mit UNO-Mandat Dschihadisten bekämpfen

Mit der Ausbreitung der Dschihadistenmiliz in der arabischen Welt, wächst unterdessen die Bereitschaft im Westen für ein verstärktes militärisches Vorgehen. Rom sei bereit, sich einer Einheit unter UNO-Führung zum Kampf gegen „eine aktive terroristische Bedrohung“ anzuschließen, sagte Italiens Außenminister Paolo Gentiloni am Freitag in Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen im nordafrikanischen Libyen. Dort soll eine IS-nahe Gruppierung in der Stadt Sirte Radio- und Fernsehsender unter ihre Kontrolle gebracht hat.

In einem Interview mit dem Fernsehsender SkyTG24, sagte Gentiloni, dass Italien die Vermittlungsbemühungen des Libyen-Sondergesandten der UNO, Bernardino Leon, zur Erreichung einer Waffenruhe in dem Krisenland unterstütze. Falls diese Gespräche zwischen den Konfliktparteien aber scheitern sollten, sei Italien „selbstverständlich bereit, im Kontext einer internationalen Mission zu kämpfen“.

„Wir können die Idee nicht akzeptieren, dass da nur wenige Bootsstunden von Italien entfernt eine aktive terroristische Bedrohung existiert.“ Die chaotische Situation in Libyen „verschlechtert sich“, sagte Gentiloni. Italien dürfe die Möglichkeit einer Attacke von IS-Dschihadisten „nicht unterschätzen“.

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