Erstes Atomkraftwerk für Ägypten
Russland will das erste Atomkraftwerk in Ägypten bauen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am Dienstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo unterzeichnet. Zugleich werde die Militärkooperation beider Länder gestärkt, kündigte Staatsoberhaupt Abdel Fattah al-Sisi bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Präsidentenpalast in Kairo an.
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In den vergangenen Jahrzehnten war Ägypten vor allem mit den USA eng verbündet. Washington hatte nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch die Armee 2013 seine Militärhilfe für Ägypten (1,15 Mrd. Euro jährlich) eingeschränkt. Seitdem bemüht sich Kairo um Moskau. Auch im Anti-Terror-Kampf wollen Russland und Ägypten enger zusammenarbeiten.
Waffen und freier Handel
Es ist bereits das zweite Treffen der beiden Präsidenten. Im August 2014 hatte Sisi Putin in der Stadt Sotschi besucht. Bei seinem zweitägigen Kairo-Besuch überreichte der russische Staatschef seinem Amtskollegen laut Staatsfernsehsender Russia Today ein symbolhaftes Geschenk: eine Kalaschnikow. Kairo hat großes Interesse an russischem Kriegsgerät wie Luftabwehrsystemen und Panzerabwehrraketen. Medienberichten zufolge wollen Putin und Sisi auch über eine mögliche gemeinsame Freihandelszone beraten.

APA/EPA/EGYPTIAN PRESIDENCY
Waffenübergabe bei Staatsbesuch
Moskau gewährt Kredit für AKW
Es gehe um den Bau eines hochmodernen Kraftwerks mit vier Blöcken, von denen jeder eine Leistung von 1.200 Megawatt haben werde, sagte der Generaldirektor der Atomenergiebehörde Rosatom, Sergej Kirijenko, der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Russland sei bereit, Ägypten einen Kredit für den Bau zu gewähren.
Kairo treibt bereits seit den 70er Jahren ein ziviles Atomprogramm voran, Dabaa galt schon Anfang der 80er Jahre unter dem damaligen Machthaber Hosni Mubarak als möglicher Standort. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wurden die Pläne jedoch zunächst auf Eis gelegt. In der Region regte sich zudem Widerstand gegen die AKW-Pläne.
Pläne schon unter Mubarak
Bereits 2001 schloss Ägypten mit Russland ein Abkommen zur atomaren Zusammenarbeit ab. Im Jahr 2008 folgte dann eine Vereinbarung, die den Weg für eine Teilnahme Russlands am Bieterverfahren für den Bau des ersten ägyptischen AKWs ebnete. Auch Putin nahm damals an der Zeremonie teil, sein ägyptischer Kollege hieß seinerzeit noch Mubarak.
Ägypten zählt zu den Unterzeichnern des Atomwaffensperrvertrags. Die Regierung tritt dafür ein, den Nahen Osten zur atomwaffenfreien Zone zu erklären.
Lange Freundschaft
Russland zählt zu den wichtigsten Verbündeten Ägyptens. Trotz der Unruhen seit der Revolution 2011 gehören russische Touristen zu den treuesten Urlaubern. Erst mit dem Einbruch des Rubels Ende vergangenen Jahres blieben Urlauber fern. Weiterhin wird fast die Hälfte des ägyptischen Getreidebedarfs aus Russland importiert. Die Verbundenheit ist freilich auch historisch begründet: In der Sueskrise Mitte der 50er Jahre stellte sich die Sowjetunion bei der militärischen Intervention der Allianz aus Großbritannien, Frankreich und Israel an die Seite von Ägyptens Präsidenten Gamal Abdel Nasser.
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