Schuldenberatung: Privatinsolvenz für viele nicht leistbar
Immer mehr verschuldete Menschen haben keinen Job und können sich oft nicht einmal den eigenen Privatkonkurs leisten. Bei den Schuldenberatungen sei der Anteil der arbeitslosen Klienten seit Beginn der Wirtschaftskrise 2008 von knapp 28 auf mittlerweile 41 Prozent gestiegen, hieß es vom Geschäftsführer der Dachorganisation der österreichischen Schuldenberatungen (asb), Hans Grohs.
Bei sehr hoher Verschuldung oder sehr geringem Einkommen sei die Mindestquote im Privatkonkurs kaum zu schaffen: Nach sieben Jahren Existenzminimum müssen die Schuldner im Zuge des Insolvenzverfahrens mindestens zehn Prozent ihrer Schulden an die Gläubiger zurückgezahlt haben, um schuldenfrei zu werden. Andernfalls wird gepfändet.
Im Schnitt haben die Kunden bei den Schuldenberatungen 67.000 Euro Schulden, bei ehemaligen Selbstständigen sind es über 100.000 Euro. Der zweithäufigste Überschuldungsgrund - neben Arbeitslosigkeit - ist laut Grohs mit fast 20 Prozent die gescheiterte Selbstständigkeit.
Diskussion über Mindestquote
Die staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich machen sich bereits seit langem für die Abschaffung der Mindestquote im privaten Entschuldungsverfahren stark: „Weder Wirtschaft noch Gläubigern ist damit gedient, wenn Menschen mangels Regulierbarkeit auf Lebenszeit in einer negativen Zinsenspirale als Sozialfall gefangen bleiben“, so Grohs. Das sei keine Einladung zum Schulden machen, denn die psychischen und physischen Folgen einer länger dauernder Überschuldungssituation seien „so dramatisch, dass das keiner freiwillig eingeht“.
Kreditschützer sind da ganz anderer Meinung und stemmen sich gegen die Aufhebung der Quote. „Wenn sich der Gläubiger nicht über seinen Schuldner ausreichend informieren kann, nicht absichern kann, sein Risiko eines Forderungsausfalls nicht minimieren kann, soll der Schuldner auf der anderen Seite auch nicht mit null Prozent davonkommen“, sagte Gerhard Weinhofer vom Kreditschutzverband Creditreform gegenüber Ö1.
Die Zahl der Privatkonkurse sank 2014 im Vergleich zum Jahr davor um knapp neun Prozent auf 8.600. Der Rückgang besage nicht, dass weniger Menschen einen Privatkonkurs benötigten - sondern lediglich, dass er für viele überschuldete Menschen, insbesondere Arbeitslose, nicht geeignet sei, so Grohs.