Tsipras bei Faymann in Wien zu Gast

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Für ein Gespräch mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) reist der griechische Regierungschef Alexis Tsipras heute eigens nach Wien an. Faymann dürfte ihm dafür im Kanzleramt einen warmen Empfang bereiten: In Interviews am Wochenende sprach sich der Kanzler erneut für ein Entgegenkommen Europas im Kampf Athens für eine Verringerung seiner Schuldenlast aus.

Thema der Unterredung soll neben den Finanznöten Griechenlands auch das „Wirtschafts- und Sozialmodell Österreichs“ sein, ließ das Kanzleramt wissen. Nach ihrem Gespräch wollen der Linkspolitiker Tsipras und Faymann Montagmittag gemeinsam vor die Presse treten. Unterstützen wollen den Griechen auch linke Sympathisanten, die auf Facebook zu einer Kundgebung am Ballhausplatz aufgerufen haben.

ÖVP und SPÖ weitgehend auf einer Linie

Am Vorabend des Besuchs zeigten sich die Klubobleute der Regierungsparteien weitgehend einig. Sowohl Andreas Schieder (SPÖ) als auch Reinhold Lopatka (ÖVP) sprachen sich in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ für eine europäische Lösung für die Schuldenkrise Griechenlands aus.

Beide Klubobmänner bekräftigten die bereits vorher von Faymann skizzierte Position Österreichs. Faymann hatte angedeutet, für eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen für Athen offen zu sein. Sowohl Lopatka als auch Schieder meinten, um Griechenland bei der Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen, sei eine „Streckung“ der Fristen im Bereich des Möglichen.

Lopatka: Können Frist auch auf 100 Jahre verlängern

Da niemand wisse, was bis zum Jahr 2057, dem derzeit von Brüssel gesetzten Rückzahlungszeitraum für die EU-Darlehen an Griechenland sein werde, könne man die Frist gegebenenfalls auch auf 50, 60, 70 oder sogar 100 Jahre verlängern, so Lopatka. Gleichzeitig drängte der ÖVP-Klubchef Athen, dringende Strukturreformen durchzuführen. Die jüngste Rede Tsipiras im griechischen Parlament habe ihn „enttäuscht“.