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Jordanien fliegt Großangriff gegen IS

Nach der Ermordung des Piloten Muath al-Kasasba geht Jordanien mit einer massiven Ausweitung seiner Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in die Offensive. Nach Angaben des jordanischen Außenministers Nasser Judeh sei das allerdings „erst der Anfang der Vergeltung“. Für König Abdullah II. - so Beobachter - gelte es nun vielmehr, alle militärischen Optionen zu prüfen.

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Im Raum stehen damit erneut Spekulationen über die von den USA bisher strikt abgelehnte Entsendung von Bodentruppen. Laut dem „Washington Post“-Korrespondenten William Booth stehen in der jordanischen Hauptstadt Amman die Zeichen nun aber unübersehbar auf weitere Eskalation. Laut „International Business Times“ („IBT“) wird in diesem Zusammenhang die Entsendung von Bodentruppen mit Verweis auf jordanische Quellen bereits als „nächster logischer Schritt“ bezeichnet.

Karte zur Ausbreitung des IS

APA/ORF.at

Dem arabischen TV-Sender al-Jazeera zufolge sei die Verlegung jordanischer Truppen an die irakische Grenze beobachtet worden. Der Schritt sei allerdings „nicht ungewöhnlich“, da Jordanien bereits in der Vergangenheit immer wieder seine Streitkräfte an der Grenze verstärkt habe. Im Interview mit CBS bestätigte unterdessen auch der frühere CIA-Vizedirektor Michael Morell, dass innerhalb der Anti-IS-Koalition die Forderung nach Bodentruppen immer lauter werde. Allerdings verfügen nach Einschätzung von Morell weder die USA noch andere Länder der Koalition über die dazu notwendige Zahl von einsatzfähigen Soldaten.

„Luftangriffe allein reichen nicht“

Die Vereinigten Arabischen Emirate drangen derweil darauf, dass man zumindest die sunnitischen Stammeskämpfer im Irak bewaffnen müsse. Der IS könne nicht allein durch Luftangriffe bezwungen werden, schrieb die staatliche Zeitung „Al-Ittihad“ am Freitag. Die Emirate beteiligten sich zunächst auch mit Luftangriffen an der Koalition, stellten ihre Beteiligung aber kurz nach der Gefangennahme des jordanischen Kampfpiloten wieder ein.

Auch US-General Martin Dempsey und andere westliche Militärkommandanten teilen laut „Independent“ die Einsicht, dass der Kampf gegen IS nicht allein mit Luftschlägen zu gewinnen sei. Allerdings benötige die Ausbildung der bereits jetzt in Syrien und im Irak gegen den IS kämpfenden Verbände weit mehr Zeit als zunächst angenommen.

Der scheidende US-Verteidigungsminister Chuck Hagel wollte zuletzt aber auch den Einsatz von US-Bodentruppen im Irak nicht mehr grundsätzlich ausschließen. Allerdings sollten diese keinen Kampfauftrag erhalten, sondern zur Informationsbeschaffung und zur Aufklärung eingesetzt werden. Derzeit sind bereits rund 4.500 US-Soldaten im Irak als Berater und Ausbilder im Einsatz. Auch andere Länder der Anti-IS-Koalition sind mit Spezialkräften bereits an Ort und Stelle.

„Dutzende Flugzeuge“ im Einsatz

Bestätigt wurde unterdessen vom jordanischen Außenministerium, dass im Rahmen der Anti-IS-Koalition nun auch Angriffe auf Ziele im Irak geflogen werden. Zuvor beschränkten sich die jordanischen Einsätze auf Syrien. Nach Angaben der jordanischen Armee waren beim jüngsten Großangriff „Dutzende Kampfjets“ im Einsatz. „Alle Ziele“, darunter auch ein Ausbildungslager, sowie Waffen- und Munitionslager des IS seien den Angaben zufolge zerstört worden.

Jordanischer Kampfjet beim Start

Reuters/Petra NA

Ein jordanischer Kampfjet startet zum Einsatz gegen den IS

Die USA reagierten auf die jüngste Entwicklung mit der Entsendung weiterer Rettungshubschrauber in den Norden des Irak. „Wir verbessern unsere Fähigkeiten in der Region weiter, auch im Zusammenhang mit der Rettung von Personal“, so ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums laut Medienberichten.

Zwar seien sich die an den Luftschlägen beteiligten Piloten der Risiken ihres Einsatzes jederzeit bewusst - zugleich gebe es aber eine „unerschütterliche Verpflichtung“, diese im Fall eines Absturzes zu retten. Das gelte auch für Piloten der Länder, die im internationalen Bündnis mit den USA Angriffe gegen den IS fliegen. „Flieger der Koalition gehen kein Risiko ein, das amerikanische Flieger nicht teilen“, führte der Pentagon-Mitarbeiter weiter aus.

Tausende protestieren gegen IS

In der jordanischen Hauptstadt demonstrierten nach dem Freitaggebet unterdessen Tausende gegen den IS. Viele Demonstranten trugen Fotos des getöteten Piloten, jordanische Fahnen und Transparente, auf denen sie Rache forderten. Laut Königin Rania, die sich an einer Demonstration in Amman beteiligte, ist Jordanien in seiner Entschlossenheit vereint, der Ideologie von Terror und Gewalt entgegenzutreten.

Demonstranten in Amman, Jordanien

APA/EPA/jamal Nasrallah

Tausende gingen nach dem Freitagsgebet in Amman auf die Straßen

Am Dienstag war im Internet ein Video aufgetaucht, das die Tötung des im Dezember in Syrien von der IS-Miliz verschleppten Kasasba zeigte. Der 26-Jährige wurde in einem Käfig bei lebendigem Leib verbrannt. Bereits am nächsten Tag wurden als erste Reaktion darauf in Jordanien zwei Dschihadisten hingerichtet.

Jordaniens König Abdullah II. kondolierte am Donnerstag der Familie des Piloten in dessen Heimatstadt Karak. Dem Staatsfernsehen zufolge überflogen die Kampfflugzeuge bei der Rückkehr vom Einsatz in Syrien den Ort. Der Monarch kündigte in Karak zudem einen „gnadenlosen Krieg“ gegen den IS an.

IS meldet Tod von US-Geisel

Die Terrormiliz vermeldete am Freitag den Tod einer US-Geisel. Diese sei bei Luftangriffen im Norden Syriens ums Leben gekommen, wie am Freitag auf einer Website der Extremisten verkündet wurde. Die Berichte konnten von unabhängiger Seite zunächst nicht bestätigt werden.

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