4,5 Mio. Dollar für 30-Sekunden-Spot
Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Super Bowl, das Finale in der amerikanischen National Football League (NFL), das wichtigste Sportereignis der Welt. 170 Millionen Fernsehzuschauer machen das Event zu einem Millionengeschäft. Für die NFL ist es die wichtigste Einnahmequelle im Jahr.
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Alljährlich entbrennt wegen der Super Bowl, bei der diesen Sonntagabend die Seattle Seahawks auf die New England Patriots treffen, ein Kampf der Vermarkter um die Gunst der Zuseher. Der US-Sender NBC, der heuer die Übertragungsrechte an der Super Bowl besitzt, lässt seine Werbekunden satte 4,5 Millionen Dollar (3,98 Mio. Euro) für nur 30 Sekunden Werbung bezahlen. Trotz der hohen Summe sind alle verfügbaren 70 Werbeeinheiten längst ausverkauft.
Für die Werbebranche ist die Super Bowl eine Art Laufsteg, auf dem man sich mit exklusiven, teuren und starbesetzten Clips gegenseitig überbietet. Für einige nicht so sportinteressierte TV-Zuschauer ist die Werbung sogar der einzige Einschaltgrund. Heuer steht unter anderen Realitystar Kim Kardashian im Rampenlicht, die für den US-Ableger von T-Mobile wirbt. In dem Spot fordert Kardashian die Kunden auf, noch mehr Daten als bisher bei T-Mobile zu nutzen.
Werbeclips auf YouTube zu sehen
Die einfallsreichen Clips laufen zumeist nur im amerikanischen Fernsehen, doch dank der Internetplattform YouTube sind die Videos weltweit zu sehen. 2011 war Volkswagens „Darth Vader Kid“ ein globaler Erfolg, der es auf über 60 Millionen Klicks gebracht hat.
Bei einer männerdominierten Sportart wie dem American Football darf natürlich die Autowerbung nicht fehlen. BMW präsentiert sein neues Elektroauto BMW i3, Mercedes-Benz setzt auf ein animiertes Rennen zwischen Hase und Schildkröte, Lexus wirbt mit lauten Motorengeräuschen und Kia mit dem früheren James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan für den neuen Sorento. Der Spot von Nissan bleibt noch ein Geheimnis.
Waren es im Vorjahr noch elf Autohersteller, verzichten heuer einige renommierte Unternehmen wie Ford, Lincoln, Hyundai, Honda, Acura, General Motors und Volkswagen ganz auf Werbung. Laut Analysten kann fehlendes Timing mit Produktneuheiten einer der Gründe dafür sein - oder auch zu hohe Ausgaben in der Vergangenheit. Allein in den letzten zehn Jahren gaben Autohersteller über 500 Millionen Dollar für Super-Bowl-Werbung aus, das sind fast 25 Prozent aller Werbespotkosten.
133.000 Dollar für Werbespot pro Sekunde
Von 1967 bis 2015 sind die Kosten für den 30-Sekunden-Spot von 45.000 auf 4,5 Millionen Dollar geklettert. Im Schnitt geben Unternehmen pro Sekunde 133.000 Dollar (117.856 Euro) aus. Insgesamt dürfte sich das Gesamtbudget laut Schätzung der Experten auf 360 Millionen Dollar belaufen.
Allein der Bierriese Anheuser-Busch buchte seit 2010 für 152 Millionen Dollar Super-Bowl-Werbung. Neu dabei sind heuer McDonald’s und Universal sowie die Süßwarenmarke Skittles, die bei der 49. Super Bowl ihre Werbepremiere feiern wird. Universal zeigt den Trailer zum neuen Kinofilm „Jurassic World“.
Der Bierfabrikant Anheuser-Busch produziert seit Jahrzehnten die beliebtesten Werbeclips mit Clydesdale-Pferden, die Kraft und Anmut ausstrahlen. Seit 1989 ermittelt „USA Today“ mit seinem „Ad Meter“ anhand von freiwilligen Probanden den beliebtesten Super-Bowl-Werbespot. In den letzten 15 Jahren lagen Budweiser bzw. Bud Light zwölfmal in der Gunst der Zuschauer voran.
Katy Perry verspricht Überraschungen
Der Fokus bei der Super Bowl hat sich über die Jahre immer stärker auf das Drumherum verschoben. Ein Fixpunkt ist dabei auch die immer sehr aufwendig gestaltete Show von Weltstars in der Halbzeit des Spiels. Während im letzten Jahr Bruno Mars und die Red Hot Chili Peppers in der Halbzeitpause auftraten, hat in diesem Jahr Pop-Queen Katy Perry den Zuschlag für die Super-Bowl-Pause bekommen.
Mit Perry wird Rock-Ikone Lenny Kravitz dem Publikum im University of Phoenix Stadium im US-Bundesstaat Arizona mächtig einheizen, sie versprach im Vorfeld Überraschungen - mehr dazu in oe3.ORF.at. Dass die Halbzeitshow auch für einen weltweiten Skandal sorgen kann, zeigte sich im Jahr 2004. Damals hatte sich die Garderobe von Janet Jackson unter Einflussnahme von Justin Timberlake aufgelöst, wodurch ihre rechte Brust zu sehen war.
Schwarzmarkt: 10.000 Dollar pro Ticket
Dass bei solch einem Spektakel auch die Tickets heiß begehrt sind, versteht sich von selbst. Die billigste Karte wurde für 2.500 Dollar verkauft, in der mittleren Kategorie betrug der Preis bereits 4.500 Dollar. Es ist daher kaum verwunderlich, dass der Schwarzmarkt blüht und Tickets wenige Stunden vor dem Ankick für 10.000 Dollar den Besitzer wechseln dürften. Doch auch der Einzelhandel darf sich auf gewaltige Einnahmen einstellen. So sagen die Marktforscher der Nielsen Company beispielsweise 51,7 Millionen verkaufte Kisten Bier voraus.
1,23 Milliarden Chicken Wings
Mit einem Absatz von 1,23 Milliarden Chicken Wings und über 50 Millionen Kilogramm Hühnerfleisch rechnet der National Chicken Council. Domino’s Pizza schätzt, elf Millionen Stück Pizza an hungrige Footballfans auszuliefern. 27 Milliarden Kalorien und 1,8 Milliarden Gramm Fett dürften in Form von 5,6 Millionen Kilogramm Chips weltweit vor dem Fernseher und den Super-Bowl-Partys verzehrt werden, so der Calorie Control Council.
Auch für die Glücksspielindustrie ist das Event ein lukratives Geschäft. Allein in den Casinos von Nevada wurden im letzten Jahr fast 120 Millionen Dollar auf den Ausgang des Spiels gesetzt. Ein weiterer Wirtschaftszweig mit Sondereinnahmen durch das Spitzenspiel mit dem eiförmigen Ball ist die Reisebranche. Laut Flugaufsichtsbehörde FAA werden 60 Extraflüge organisiert, dazu werden 1.300 Privatjets erwartet. Der Austragungsort Phoenix erhofft sich durch die Super Bowl eine Finanzspritze von etwa 500 Millionen Dollar für die Wirtschaft Arizonas.
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