Argument Netzneutralität
Der in Bedrängnis geratene Smartphone-Pionier Blackberry will, dass App-Entwickler per Gesetz gezwungen werden, auch Betriebssysteme mit kleinen Marktanteilen zu unterstützen. Nutzer von Blackberry-Geräten würden aktuell diskriminiert, erklärte Konzernchef John Chen in einem Blogeintrag.
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Viele Apps seien aktuell nur für Apples iPhones und Googles Android-Geräte verfügbar. Das habe ein Zweiklassensystem geschaffen. Bei den gesetzlichen Regelungen zur Netzneutralität müsse App-Anbietern deshalb „verboten werden, auf Basis des Betriebssystems des Nutzers zu diskriminieren“, forderte Chen. Er schrieb auch einen Brief an die zuständigen Ausschüsse im US-Kongress.
Teufelskreis aus Angebot und Nachfrage
Der Blackberry-Chef spricht ein akutes Problem seiner Firma an: Der Smartphone-Markt wird aktuell von Googles Android-System und Apples iOS beherrscht. Das schmale App-Angebot gilt schon lange als große Schwäche kleinerer Smartphone-Plattformen. Viele vor allem kleinere App-Entwickler scheuen die Mühe, Plattformen mit kleinen Marktanteilen zu bedienen. Das führt zu einer Art Teufelskreis. Kunden bleiben deswegen fern, und die niedrigen Nutzerzahlen schrecken die App-Entwickler ab.
Blackberry war eine führende Kraft im Smartphone-Markt, bis sich mit dem iPhone Touchscreen-Geräte durchsetzen. Inzwischen schrumpfte der Marktanteil der kanadischen Firma unter ein Prozent. Um das dürftige App-Angebot aufzubessern, lässt Blackberry bereits Android-Apps aus dem Download-Store von Amazon installieren.
Unterschiede zwischen den Plattformen
Android führt im Smartphone-Geschäft mit einem Marktanteil von rund 80 Prozent. Die App-Anbieter beklagen sich allerdings über einen hohen Aufwand für die Anpassung an verschiedene Versionen des Betriebssystems sowie Bildschirmgrößen und Chips bei Geräten verschiedener Hersteller.
Das iOS-System von Apple iPhones hat zwar einen geringeren Marktanteil von etwa 15 Prozent, ist aber lukrativ für App-Entwickler. Zum einen gelten iPhone-Nutzer als spendierfreudiger, zum anderen läuft auf den meisten Geräten die neueste iOS-Version, und es gibt keinen Hardware-Wildwuchs, weil Apple der einzige Anbieter ist.
USA überlegen strengere Regeln für Mobilfunkmarkt
Bei der Netzneutralität geht es meist darum, dass alle Arten von Daten in den Netzen gleich behandelt werden müssen. Dabei wird in den USA unter anderem auch diskutiert, dass Anbieter von Telekom-Diensten mit Versorgern gleichgestellt und entsprechend streng reguliert werden könnten, um eine Diskriminierung kleinerer Onlinedienste zu verhindern. Das hält der Blackberry-Chef angesichts eines scharfen Wettbewerbs in der Branche allerdings für übertrieben.
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