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Zerkratzt und mit Klebstoff im Gesicht

Mehr als 3.300 Jahre ist die Totenmaske des Pharaos Tutanchamun alt - sie gilt als ein Highlight unter den Ausstellungsobjekten im Ägyptischen Museum in Kairo. Doch auch eine Tausende Jahre alte, wertvolle Pharaonenmaske muss hin und wieder abgestaubt werden, und dabei dürften Reinigungskräfte nicht zimperlich vorgegangen sein.

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Wie die US-Nachrichtenagentur AP berichtet, fiel die Maske wahrscheinlich beim Putzen zu Boden, und der blaue Bart brach ab. Die Verursacher wollten daraus nicht viel Aufhebens machen und griffen zu einem Mittel, das unter Heimwerkern beliebt, aber für das Reparieren antiker Kunstgegenstände völlig ungeeignet ist: Der Bart wurde mit Epoxidharz einfach wieder angeklebt.

„Nicht angemessen“

Drei Konservatoren des Museums bestätigten gegenüber AP den Vorfall, der schon voriges Jahr passiert sein soll. Bei den Details - wann und wie genau das passierte - weichen die Angaben voneinander ab. Einig sind sich die Konservatoren jedoch, dass der Klebstoff absolut untauglich für die Reparatur war.

Es habe eine Order „von oben“ gegeben, die Sache schnell in Ordnung zu bringen. Leider sei dafür ein „sehr irreversibles Material“ verwendet worden, so einer der Konservatoren. Epoxid habe zwar hervorragende Eigenschaften, um verschiedene Materialien aneinanderzukleben, „aber ich glaube, es war nicht angemessen für so ein herausragendes Objekt wie die goldene Maske von Tutanchamun“. Vielmehr hätte die Maske in ein Restaurationslabor gebracht werden müssen. „Aber sie waren in Eile, um sie schnell wieder auszustellen, und verwendeten deshalb dieses schnell härtende, irreversible Material“, so einer der Mitarbeiter, die anonym bleiben wollten.

Kratzer im Gesicht

In der Eile wurde anscheinend nicht besonders gründlich vorgegangen. Auf der Maske sei nun ein Spalt zwischen Gesicht und Bart zu sehen, außerdem sei die Schicht Klebstoff erkennbar. Als wäre das nicht genug, wurde auch gepatzt. Ein zweiter Konservator, der bei der „Reparatur“ anwesend war, sagte, dass etwas von dem Harzkleber auf dem Gesicht Tutanchamuns landete und aushärtete. Ein Kollege habe daraufhin versucht, den Kleber mit einer Spachtel zu entfernen, und habe dabei Kratzer hinterlassen. Weder die ägyptische Altertumsbehörde noch die Museumsleitung konnte von AP für einen Kommentar erreicht werden. Einer der Mitarbeiter sagte, eine Untersuchung des Vorfalls sei bereits gestartet worden.

Mumie 1922 entdeckt

Der britische Archäologe Howard Carter hatte das fast unversehrte Grab des vor rund 3.300 Jahren gestorbenen ägyptischen Pharaos 1922 im Tal der Könige bei Luxor entdeckt. Tutanchamun war in jungen Jahren auf den ägyptischen Thron gelangt. Nach neunjähriger Herrschaft war er im Jahr 1324 vor Christus im Alter von 19 Jahren gestorben. Der Öffentlichkeit ist er vor allem durch den überaus reichen und gänzlich unberührten Goldschatz in seinem Grab bekannt.

Forscher rätseln seit Jahrzehnten über die genaue Ursache seines frühen Todes. Eine Theorie von britischen Forschern ist, dass er durch Verletzungen nach einem Wagenunfall starb. Andere Forscher vermuten Malaria in Kombination mit einer chronischen Knochenkrankheit als Todesursache.

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