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Wie ein ikonisches Foto entstand

Es ist ein grimmig-entschlossener Blick, mit dem Winston Churchill auf seinem 1941 entstandenen Porträt der Welt den britischen Kampfgeist demonstriert hat. Doch der Gesichtsausdruck, den der armenisch-türkische Fotograf damals einfing, soll weder Kalkül noch Eitelkeit gewesen sein.

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Der 2002 verstorbene Yousuf Karsh zählt zu den bedeutendsten Fotografen des vergangenen Jahrhunderts und lichtete unzählige Persönlichkeiten - von Albert Einstein bis Nikita Chruschtschow, von John F. Kennedy bis Pablo Picasso - ab und schuf damit prägende Bilder. In seiner 1972 erschienenen Biografie „Faces of Our Time“ erzählte der Fotograf auch die Geschichte hinter dem ikonischen Churchill-Bild, das im Dezember 1941 im kanadischen Ottawa entstand.

Der ehemalige US Präsident Geroge W. Bush vor dem Bild Churchills

AP/Charles Dharapak

Yousuf Karshs Foto von Churchill ging um die Welt

Zwei Minuten für ein offizielles Porträt

Der Premier habe nicht gewusst, dass der Fotograf bestellt worden war, und sei auch absolut nicht in der Stimmung gewesen, sich ablichten zu lassen. So habe er Karsh nur zwei Minuten gewährt. „Zwei knausrige Minuten, in denen ich einen Mann auf den Film bannen musste, den die ganze Welt kannte und der mir - in dieser Situation - Furcht einjagte.“

Als Churchill den Raum betrat, habe er sich umgehende eine Zigarre angezündet. „Ich hielt ihm einen Aschenbecher hin, doch er machte keine Anstalten, die Zigarre abzulegen.“ So habe er gewartet - und die wertvolle, knapp bemessene Zeit verrann. In seiner Verzweiflung sei Karsh schließlich nichts anderes übriggeblieben, als zu handeln. „Entschuldigen Sie bitte“, habe er gesagt - und dem verblüfften Premier die Zigarre aus dem Mund gezogen. „Als ich wieder bei meiner Kamera war, hatte er diesen angriffslustigen Blick, als würde er mich jeden Moment auffressen. Das war der Augenblick, in dem ich abgedrückt habe.“

Der trotzige Stolz der Briten

Der Gesichtsausdruck und die Pose Churchills, der mit festem Griff seinen Gehstock umfasst, traf in Großbritannien einen Nerv: Man fühlte sich gut vertreten von dem Mann mit dem trotzigen Gesicht, der der Welt zu sagen schien, dass man sich niemals und unter keinen Umständen dem deutschen Hitlerregime unterwerfen werde.

„Sie könnten sogar einen tobenden Löwen bändigen, um ihn zu fotografieren“, soll Churchill später gesagt haben. So kam auch das Bild zu seinem Titel: „The roaring Lion“. Obwohl das grimmige Porträt sein absoluter Durchbruch war, soll Karsh selbst ein anderes Bild aus der an diesem Tag entstandenen Serie viel mehr gemocht haben - eines, auf dem Churchill verschmitzt lächelt.

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