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„Run“ auf Kredite bis zum Schluss

Für etwa 6.000 österreichische Haushalte ist mit der Franken-Aufwertung die Kreditlast schlagartig gestiegen: Wie die Finanzmarktaufsicht (FMA) am Dienstag vorrechnete, ist ihr Fremdwährungskredit nun im Schnitt um 33.000 Euro teurer. Laut FMA werden heuer vier Prozent der Fremdwährungskredite fällig, in Summe sind es rund 1,2 Mrd. Euro.

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Betroffen sind vor allem Häuslbauer, heißt es. Nirgendwo sonst in der EU wurden so viele Franken-Kredite vergeben wie in Österreich - die meisten davon an Privatpersonen. Etwas, was von der FMA heftig kritisiert wird.

„Alle Warnungen haben nichts gefruchtet“

Die Vergabe an private Haushalte in Österreich und auch in Osteuropa sei für die österreichischen Banken „kein Ruhmesblatt“, meint FMA-Vorstand Helmut Ettl am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. „Alle Warnungen haben nichts gefruchtet“, so Ettl. In Österreich habe es sogar während der Zeit der Warnungen einen „Run“ gegeben. Eingriffsmöglichkeiten hätte die FMA keine gehabt.

Auch sei man verwundert, dass in den letzten Jahren nicht mehr konvertiert worden sei, obwohl klar gewesen sei, dass die jetzt aufgehobene Mindestgrenze der Schweizerischen Nationalbank eine rein binnenwirtschaftliche Maßnahme gewesen sei.

Ettl sieht keinen Grund für Panik

Laut FMA hat sich das Volumen der Franken-Kredite durch die Franken-Aufwertung um 20 Prozent von 24,7 (per Ende September 2014) auf über 29 Mrd. Euro erhöht. Dadurch hat sich auch die Rückzahlungssumme für die Kreditnehmer, die schon heuer zurückzahlen müssen, rein rechnerisch um rund 200 Mio. Euro erhöht. Davon betroffen sind etwa auch vier Prozent jener rund 150.000 Haushalte, die trotz der Warnungen der FMA noch immer einen Fremdwährungskredit besitzen, also rund 6.000 Haushalte.

Derzeit gebe es aber „keinen Grund für Panik“, so Ettl weiter, die Franken-Kredit-Besitzer sollten sich allerdings rasch mit ihrer Bank in Verbindung setzen, um über für sie maßgeschneiderte Lösungen zu beraten. „Patentrezept gibt es keines“, so Ettl. „Die Kursverluste überwiegen jetzt bei weitem die Zinsvorteile“, meinte FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller. Auch die Mehrheit der Tilgungsträger dürfte heute weniger wert sein. „Viele Kreditnehmer werden für ihre Rückzahlungen jetzt wohl länger brauchen als ursprünglich vereinbart“, meinte Kumpfmüller.

Die meisten erst in über zehn Jahren fällig

Das gesamte private Fremdwährungsvolumen hat laut FMA seit dem Neuvergabestopp 2008 von 36,1 Mrd. Euro auf 25,7 Mrd. Euro im September 2014 abgenommen. Davon entfallen 24,7 Mrd. auf Franken-Kredite. Wechselkursbereinigt bedeute das ein Minus von 45 Prozent. Durch die Franken-Freigabe habe sich das Volumen der Franken-Kredite nunmehr wieder auf rund 29 Mrd. Euro erhöht. 120.000 Haushalte hätten kein Fremdwährungsrisiko mehr, entweder weil sie ausgestiegen seien oder ihren Kredit schon zurückgezahlt hätten.

Innerhalb der kommenden ein bis fünf Jahre werden laut FMA weitere 15 Prozent der Fremdwährungskredite fällig, in fünf bis zehn Jahren 22 Prozent, in zehn bis 15 Jahren 25,8 Prozent, in 15 bis 20 Jahren 29,7 Prozent und in über 20 Jahren die restlichen 3,5 Prozent. Mehr als die Hälfte der Kredite wird also erst in über zehn Jahren fällig.

Greift Staat ein?

Die beiden FMA-Vorstände halten es für nicht ausgeschlossen, dass den österreichischen Banken auch in anderen osteuropäischen Ländern - ähnlich wie in Ungarn - staatliche Maßnahmen zur Unterstützung der Kreditnehmer drohen. „Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen“, meinte Ettl. Kroatien hat bereits seine Kreditnehmer in Schutz genommen und per Regierungsbeschluss den Franken-Kurs für ein Jahr eingefroren. Die Kursdifferenz müssen die Geschäftsbanken tragen. Auch die polnische Notenbank hält Extramaßnahmen für nötig.

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