„Wunden noch nicht gut genug verheilt“
Die saudi-arabischen Behörden haben die neuerliche Auspeitschung des Bloggers Raif Badawi aus medizinischen Gründen verschoben. Ein Gefängnisarzt habe festgestellt, dass Badawis Gesundheitszustand die für Freitag geplante Auspeitschung nicht zulasse, sagte Badawis Frau Ensaf Haidar.
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Der Termin sei daher um eine Woche verschoben worden. Badawis Verurteilung und seine erste Auspeitschung vor einer Woche hatten international für Empörung gesorgt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, Badawi sei am Freitagvormittag aus seiner Zelle geholt und ärztlich untersucht worden. Der Arzt sei zu dem Schluss gekommen, dass die Wunden durch die erste Auspeitschung vor einer Woche noch nicht gut genug verheilt seien, um eine Fortsetzung der Bestrafung zu erlauben.
Amnesty: Absolute Brutalität
Die Verschiebung der Strafe aus Gesundheitsgründen zeige die „absolute Brutalität dieser Bestrafung und unterstreicht ihre empörende Unmenschlichkeit“, sagte Amnesty-Vertreter Said Boumedouha. Es sei makaber, dass Badawi nach jedem Mal Auspeitschen erst wieder gesund werden müsse, um die Fortsetzung der Bestrafung zu ermöglichen. Badawis Frau, die mit ihren drei Kindern nach Kanada geflohen war, sagte, die nächste Auspeitschung solle nun „wahrscheinlich“ am Freitag kommender Woche stattfinden.
Fall an höchstes Gericht verwiesen
Badawi war zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden, nachdem er auf seiner Website Liberal Saudi Network immer wieder die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der in dem wahhabitischen Königreich vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert hatte. Im Jahr 2012 wurde er deshalb festgenommen und Ende vergangenen Jahres wegen „Beleidigung des Islam“ verurteilt.
Am Freitag vergangener Woche musste Badawi auf einem Platz vor einer Moschee in Dschidda die ersten 50 Peitschenhiebe über sich ergehen lassen. Die restlichen 950 Peitschenhiebe sollten in den kommenden Wochen folgen. Möglicherweise wird der Fall aber auch neu aufgerollt. Das Büro des saudischen Königs Abdullah habe die Akte an das höchste Gericht verwiesen, sagte die Frau des Internetaktivisten am Freitagabend der dpa. Das sei schon vor einem Monat geschehen.
Internationale Empörung
Der Fall hat international für Empörung gesorgt. Neben Amnesty verurteilten auch die EU-Kommission, die US-Regierung und zahlreiche westliche Politiker unter anderem auch aus Österreich die Strafe scharf. In Saudi-Arabien wird das islamische Recht sehr restriktiv ausgelegt. Menschenrechtsorganisation kritisieren immer wieder, dass in der ultrakonservativen Monarchie Vergehen wie Vergewaltigung, Mord, Abfall vom Glauben, bewaffneter Raub und Drogenschmuggel mit dem Tod bestraft werden.
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