Bandion-Ortner sorgte für Wirbel
Das im Herbst 2012 von Österreich, Spanien, Saudi-Arabien und mit Unterstützung des Vatikans gegründete König-Abdullah-bin-Abdelasis-Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog (KAICIID) stand von Beginn an unter Kritik.
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Die Bestrafung eines Bloggers mit 1.000 Peitschenhieben für islamkritische Äußerungen löste nun eine neue Diskussion über die Schließung aus. Als Hommage an den Geldgeber trägt das Zentrum den Namen des schwerkranken greisen saudi-arabischen Monarchen. Kritiker sehen in der Institution einen Versuch Riads, sein international wegen Menschenrechtsverletzungen ramponiertes Image aufzupolieren.
Zum Großteil von Riad finanziert
Denn während in Wien mittels Dialog Brücken gebaut werden sollen, droht in Saudi-Arabien jedem, der von der dortigen mittelalterlichen Ausrichtung des Islam abfällt, der Tod. Im Gegensatz dazu ist das KAICIID laut seiner Satzung der Verständigung der Religionen verschrieben. Finanziert wird das Zentrum größtenteils von Riad (14 bis 16 Millionen Euro pro Jahr). Geleitet wird es von einem Board of Directors, das aus Vertretern der großen Weltreligionen (Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus) und verschiedenen Kulturen besteht.
Kooperation auch mit Vatikan
Jeder der Gründerstaaten ist im „Council of Parties“ vertreten. Auch der Vatikan kooperiert eng mit dem Zentrum, das im Wiener Nobelpalais Sturany am Schottenring beheimatet ist. Geleitet wird das KAICIID vom ehemaligen saudi-arabischen Minister Faisal Abdelrahman bin Muammar. Die Stellvertreterin des Generalsekretärs ist die ehemalige österreichische Justizministerin Claudia Bandion-Ortner.
Steuerbefreiung als Streitpunkt
Schon die Eröffnung des Dialogzentrums im Herbst 2012, zu der prominente internationale Gäste, angeführt von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, gekommen waren, war von Protesten begleitet. Es gab Anzeigen, weil Saudi-Arabien beim Ankauf des Palais Sturany als Amtssitz für die internationale Organisation zu Unrecht von der Grunderwerbssteuer befreit worden sein soll. Das Außenministerium wies diesen Vorwurf mit der Begründung zurück, der saudische König Abdullah, der das Palais gekauft habe, sei als ausländisches Staatsoberhaupt internationalen Gepflogenheiten entsprechend von der Steuer befreit.
Wirbel über Bandion-Ortner-Sager
Im Herbst des Vorjahres hatte Bandion-Ortner mit Aussagen unter anderem zur Todesstrafe in Saudi-Arabien für Kopfschütteln gesorgt. Im „profil“ hatte die frühere Justizministerin und karenzierte Richterin unter anderem gemeint, dass in Saudi-Arabien nicht jeden Freitag geköpft werde.
Auch ihre persönlichen Erfahrungen in Saudi-Arabien schilderte sie gegenüber dem „profil“ durchgehend positiv, auch wenn als Frau dort zu leben „sicher nicht einfach“ sei. Als emanzipierte Frau „hätte ich sicher meine Schwierigkeiten dort“, aber sie sei sehr gut und nett behandelt worden, so Bandion-Ortner. Wie alle Frauen in Saudi-Arabien musste sich Bandion-Ortner mit einem weiten, schwarzen Gewand (Abaja) und einem gleichfarbigen Kopftuch verhüllen. „Aber ich muss sagen: Die (Abaja, Anm.) ist praktisch. Ein angenehmes Kleidungsstück. Sie hat mich ein bisschen an den Talar erinnert.“
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