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Bohrloch wird versiegelt

Der spanische Ölkonzern Repsol hat seine umstrittenen Probebohrungen vor den Kanarischen Inseln aufgegeben. Die Probebohrungen vor der Inselgruppe im Atlantischen Ozean hätten seit November zwar zur Entdeckung von Öl- und Gasvorkommen geführt, doch seien die Vorkommen von geringer Qualität und geringer Menge, sodass sich eine Förderung nicht lohne, hieß es vom Konzern am Freitag.

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Es würden keine weiteren Bohrungen in der Region vorgenommen - eigentlich waren noch zwei weitere geplant gewesen. Das Erkundungsschiff „Rowan Renaissance“ werde nach Angola zurückkehren - und das Bohrloch werde in den nächsten Wochen nach „strengsten Sicherheitsvorschriften“ wieder versiegelt, so der Konzern. Repsol bezifferte die Wahrscheinlichkeit, in der Gegend Öl zu finden auf 17 bis 19 Prozent.

Das Unternehmen hatte versprochen, im Fall eines positiven Ergebnisses Hunderte Millionen Euro zu investieren und neue Arbeitsplätze für die Kanarischen Inseln zu schaffen, wo die Arbeitslosenquote mit 30 Prozent noch höher ist als im Landesdurchschnitt.

Proteste von Umweltschützern

Die Bohrungen waren in der Region äußerst umstritten. Umweltschützer sahen die Ölsuche als Bedrohung für die reiche Tier- und Pflanzenwelt der Kanarischen Inseln. Zudem fürchteten viele Menschen in der Region einen Imageschaden für die Inseln, die vor allem vom Tourismus leben.

Demonstration gegen Ölbohrungen auf Fuerteventura

Reuters/Borja Suarez

Gegen die Repsol-Pläne gab es monatelang massiven Widerstand

Bei einer Protestaktion der Umweltorganisation Greenpeace gegen die Bohrungen gab es Zusammenstöße mit der spanischen Marine. Zudem wurde das Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“ im November vorübergehend festgesetzt. Erst gegen eine Kaution von 50.000 Euro Kaution ließen die spanischen Behörden das Schiff nach einigen Tagen wieder fahren.

Schwere politische Verstimmung

Die Bohrpläne lösten auch eine schwere politische Verstimmung aus, die Regionalregierung der Kanaren kritisierten die Freigabe scharf. Regionalpräsident Paulino Rivero drohte Madrid sogar mit einem Abbruch der offiziellen Beziehungen.

Rivero hielt Ministerpräsident Mariano Rajoy zudem vor, die Inselgruppen der Kanaren und der Balearen ungleich zu behandeln. Probebohrungen vor Mallorca seien demnach erst vor kurzem untersagt worden, da eine - auch noch so geringe - Gefahr für die Umwelt rund um die Balearen nicht ausgeschlossen werden konnte. Bei den Kanaren dagegen ignoriere man nun das Risiko, das die Bohrungen für die Umwelt und den Tourismus bedeuteten.

Die Regionalregierung setzte auch ein Referendum über das umstrittene Projekt an. Auf Antrag der Zentralregierung, die das Vorhaben unterstützte, verbot jedoch das spanische Verfassungsgericht die Abstimmung. Auch in andern Streitigkeiten zwischen Madrid und den Regionen war man ähnlich vorgegangen. So hatte die spanische Regierung eine Verfassungsklage gegen ein Unabhängigkeitsreferendum in der Region Katalonien erhoben.

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