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Mögliche Kreditausfälle belasten Banken

Der nunmehr teurere Franken hat auch Auswirkungen auf Fremdwährungskredite in Schweizer Franken. Davon gibt es etwa in Österreich bei Unternehmen und Haushalten nach wie vor ein Volumen von rund 29,5 Mrd. Euro, berichtete die Oesterreichische Nationalbank (OeNB).

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Der Schritt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sei „von erheblicher Relevanz“ für Kredite in Schweizer Franken, so die OeNB. Sie habe seit Jahren vor den Risiken von Fremdwährungskrediten gewarnt. Auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) sieht „ihre Strategie bestätigt, das Risiko aus Fremdwährungskrediten sowohl für Banken als auch für Verbraucher zu beschränken“. Laut FMA haben derzeit 154.000 Haushalte einen Fremdwährungskredit, Anfang 2009 (knapp nach dem Verbot im Oktober 2008) seien es noch 270.000 gewesen.

Sicherheiten nicht immer genug wert

Das Problem sei, dass die meisten Kredite von Hausbauern in den Jahren 1999 bis 2008 aufgenommen worden seien, sagte der Chef der s-Bausparkasse und s-Wohnbaubank, Josef Schmidinger. Viele der mit dem Geld gebauten Häuser hätten inzwischen eher an Wert verloren und würden daher zur Besicherung der nun plötzlich größer gewordenen Kreditschulden nicht mehr ausreichen, so Schmidinger. „Es könnte nun sein, dass die Banken Nachbesicherungen verlangen.“

Wenn man dazu nicht in der Lage sei, werde man von der Bank aufgefordert werden, den Kredit in Euro zu konvertieren. „Dann haben Sie als Kunde den Kursverlust endgültig kassiert und müssen den höheren Euro-Betrag zurückzahlen, wenn Sie sich das finanziell leisten können“, so Schmidinger. Allerdings seien Euro-Kredite derzeit sehr günstig: „Daher hat man da von der Kreditfähigkeit her etwas Luft.“

Konsumentenschützer fordern Entgegenkommen

Laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) dürfen Banken allerdings nicht mehr Sicherheiten von ihren Kunden verlangen. Eine „Zwangskonvertierung“ in Euro sei nicht möglich, so VKI-Jurist Peter Kolba. Gegen den von Banken in der Vergangenheit erzwungenen Umstieg von Franken in Euro waren die Konsumentenschützer schon erfolgreich Sturm gelaufen.

Österreichische Gerichte haben die Zwangskonvertierung mehrfach untersagt. Kolba verwies auch auf Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), wonach Klauseln nicht nachgebessert werden dürften, so die Nachbesserung nicht zugunsten des Verbrauchers sei. Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert, dass die Banken ihren Kunden entgegenkommen - egal ob der Kunde seinen Kredit auf Euro umwechseln möchte oder im Franken bleibt und vielleicht deutlich mehr zurückzahlen muss, als er geliehen hat - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Banken drohen Kreditausfälle

Ein fortgesetzter Höhenflug des Franken und ein damit möglicher Kreditausfall bei den Kunden könnte die Banken mittelfristig vor Probleme stellen. Besonders betroffen sind Banken in Österreich sowie in Teilen Osteuropas. „Die Entscheidung ist eine extrem schlechte Nachricht für Fremdwährungskreditnehmer in Zentraleuropa, Polen und Ungarn“, so BNP-Paribas-Ökonom Michal Dybula.

Franken-Kredite waren einst gefragt wegen günstiger Zinsen. Zum Problem wurden sie, als im Zuge der Euro-Krise die Schweizer Währung deutlich an Wert gewann. Die FMA verbot daraufhin diese Art von Darlehen für Privathaushalte. Die Banken gingen auf viele Kunden zu, um sie zu einer Umwandlung der Darlehen in Euro-Kredite zu bewegen. Da ein Großteil der Darlehen erst in einigen Jahren fällig werde, seien in Österreich auf kurze Sicht keine großen Probleme zu erwarten, verlautete aus Finanzkreisen.

Polnische Haushalte stark betroffen

In Polen sind rund 700.000 Haushalte mit Immobilienkrediten vom teureren Franken betroffen. Insgesamt wurden rund 40 Prozent der Immobilienkredite in Polen in Schweizer Franken abgeschlossen. Nach Angaben der polnischen Finanzaufsicht belaufen sie sich auf insgesamt rund 31 Mrd. Euro. Die polnische Landeswährung Zloty verlor im Vergleich zum stark angestiegenen Franken fast 20 Prozent an Wert. Der Leitindex an der Börse in Warschau gab am Mittag rund zwei Prozent nach.

In Ungarn, wo die Banken besonders viele Fremdwährungskredite vergeben hatten, dürfte der Vorstoß der SNB aber nur begrenzte Konsequenzen haben: Das Land hatte den Wechselkurs des Forint zum Franken für viele Kreditnehmer bereits vergangenes Jahr festgeschrieben. Die österreichische Erste Group erwarte daher keine Folgen für ihr dortiges Kreditgeschäft, sagte eine Sprecherin. Auch im Gesamtkonzern seien bei dem derzeitigen Franken-Kurs keine großen Auswirkungen auf die Ergebnisse zu erwarten.

RBI hat Milliardenkredite in Polen

Die Raiffeisen Bank International (RBI) erklärte, sie habe unter anderem ausstehende Franken-Kredite in Polen über 2,9 Mrd. Euro und in Rumänien über 360 Mio. Euro. Die UniCredit-Tochter Bank Austria teilte mit, sie rate betroffenen Kunden, sich an die Bank zu wenden, um individuelle Lösungen zu finden. Seit 2008 habe bereits ein Drittel der Fremdwährungskreditnehmer in Österreich die Darlehen entweder umgewandelt oder vorzeitig zurückgezahlt.

Auf österreichische Staatsanleihen hat der Schritt der SNB keine Auswirkungen, sagte die Chefin der Oesterreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), Martha Oberndorfer: „Wir haben keine Fremdwährungsrisiken.“ Fremdwährungen seien bei der für die Schuldenaufnahme zuständigen Agentur grundsätzlich abgesichert. „Die Wechselkursparität tangiert uns daher nicht“, sagte die Finanzmanagerin der Republik.

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