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Lage könnte sich noch verschlechtern

„Der Klimawandel wird zunehmend im Geldbörsel spürbar“: Mit diesen Worten warnte Ingmar Höbarth, Chef des staatlichen Klima- und Energiefonds, bei der Vorstellung der mit dem Umweltministerium entstandenen Studie über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandes („COIN - Cost of Inaction“).

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Es müsse bis zum Jahr 2050 mit bis zu 8,8 Milliarden Euro an jährlichen Kosten gerechnet werden - wenn die Lage nicht noch schlechter wird. „Das ist kein Horrorszenario, sondern eine sehr vorsichtige Prognose“, so Höbarth. Aktuell liege die Schadenssumme bei einer Milliarde Euro im Jahr. Kommen extreme Wetterereignisse hinzu - etwa ein Jahrhunderthochwasser -, können die prognostizierten Kosten bis Ende des Jahrhunderts sogar um weitere 41 Milliarden Euro allein im Gebäudesektor steigen.

Bei sofortigem Bauverbot in Hochwasserzonen wäre die Schadenssumme in diesem Zeitraum nur halb so hoch, rechnete der Klima- und Energiefonds vor. Für den Klimaexperten Karl Steiniger wäre ein Bauverbot in Hochwasserzonen eine der konkreten Maßnahmen, um die Folgeschäden des Klimawandels zu mindern. „Österreich ist als alpine Region besonders stark vom Klimawandel betroffen“, so Höbarth weiter.

Von Gesundheit über Landwirtschaft bis Verkehr

Die Szenarien wurden unter der Annahme berechnet, dass die globale Erwärmung 2050 die Zweigradgrenze - wie etwa beim Weltklimagipfel als Absichtserklärung unterzeichnet - nicht überschreitet. „Das unterstellt geringere Emissionen als der Pfad, auf dem wir uns global derzeit befinden. Sollten wir keine stärkere Emissionsreduktion schaffen, muss deutlich nach oben korrigiert werden“, erläuterte Steiniger. Von den Auswirkungen des Klimawandels sind praktisch alle Bereiche betroffen, besonders die menschliche Gesundheit, die Energiewirtschaft, Forst- und Landwirtschaft, der Tourismus, aber auch Verkehrsinfrastruktur und Gebäude, heißt es in einer Aussendung des Klima- und Energiefonds.

Wintertourismus bald Vergangenheit?

Die jetzigen Klimakapriolen seien nur ein Vorgeschmack auf das, was noch komme, warnte Klimaforscher Höbarth. Der November des Vorjahres sei der wärmste November-Monat seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gewesen, der Winter komme mittlerweile mit zwei Monaten Verspätung - mit harten Folgen.

So stehen in Österreich mittlerweile 20.000 Schneekanonen. Für Touristiker hat Höbarth eine mehr als alarmierenden Botschaft: Bis 2050 wird es aufgrund des Klimawandels jährlich eine Millionen Nächtigungen weniger geben. „Wintertourismus wird in vielen Lagen Österreichs kürzer oder gar nicht mehr in der bekannten Form stattfinden können“, warnte auch Steiniger. „Die Betriebe sind gut beraten, sich schon heute Alternativen für Gäste zu überlegen“, so Steiniger weiter.

Rupprechter: Österreich verfolgt Doppelstrategie

Umwelt- und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) verwies am Donnerstag auf Nachfrage nach konkret geplanten zusätzlichen Maßnahmen auf die laufenden Gespräche mit den Bundesländern. Diesen wolle er nicht vorgreifen. Zuletzt war jedenfalls das Umweltbudget rückläufig. War es 2013 noch bei 658 Millionen Euro gelegen, sank es im Vorjahr auf 639 Millionen Euro.

In Österreich verfolge man eine Doppelstrategie, so Rupprechter. „Mit aktivem Klimaschutz, also der Verringerung der Treibhausgasemissionen, bekämpfen wir die Ursachen des Klimawandels, mit Anpassungsmaßnahmen lindern wir die Symptome“, so der Umwelt- und Landwirtschaftsminister.

Laut der UNO-Ernährungsorganisation FAO ist die weltweite Viehwirtschaft für 14,5 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Der jährliche Methangasausstoß entspreche dem energetischen Wert von etwa 144 Millionen Tonnen Öl - das sei genug, um ganz Südafrika in diesem Zeitraum mit Energie zu versorgen.

Grüne: In höchstem Maße alarmierend

Für die Grünen sind die zusammen mit Rupprechter präsentierten Zahlen zu den Klimaschädenkosten jedenfalls „in höchstem Maße alarmierend“. „Das Klimamaßnahmenprogramm des Umweltministers ist mit 31.12.2014 ausgelaufen. Neue Maßnahmen sind bislang weder vorgestellt noch finanziert, noch beschlossen. So haben wir zwar ein Klimaschutzgesetz, aber keine Umsetzungsmaßnahmen“, kritisierte Umweltsprecher Christian Brunner.

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 erinnerte daran, dass die Stromerzeugung aus Kohle nicht länger steuerlich begünstigt werden sollte. „Das versprochene Maßnahmenpaket für Klimaschutz muss endlich auf Schiene gebracht werden, und wir brauchen eine starke ökologische Komponente in der geplanten Steuerreform, die Substanz hat“, forderte Sprecher Johannes Wahlmüller. Für Greenpeace ist Untätigkeit beim Klimaschutz weit teurer, als es die Kosten für Schutzmaßnahmen wären. „Energieeffizienz und die Umstellung auf erneuerbare Energien sind dabei die zentralen Säulen“, rechnete deren Energiesprecher Walter Saurer vor.

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