„Alle Seiten profitieren“
Von Venezuela wird bereits im großen Stil Erdöl importiert, von Peru und Chile Kupfer und von Argentinien und Brasilien Sojabohnen. Damit dürfte es künftig nicht mehr getan sein - Lateinamerika soll vielmehr eine Schlüsselrolle in Chinas weltweiter Expansionspolitik spielen.
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Als prominentes Beispiel gilt hier etwa der unter Federführung Chinas im Dezember gestartete Bau eines Kanals durch Nicaragua - Chinas Ambitionen gehen allerdings weit darüber hinaus, wie im Rahmen des ersten Treffens der Außenminister der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) in Peking deutlich wurde.

APA/EPA/Rolex Dela Pena
Zu Gast in Peking: Die Außenminister der 33 CELAC-Staaten
Chinas Präsident Xi Jinping übernahm höchstpersönlich den Part des Eröffnungsredners und betonte dabei, dass alle Seiten von einer verstärkten Kooperation profitieren würden. Geboten wurden von Xi nicht zuletzt aber auch handfeste finanzielle Argumente. Konkret seien von China allein in den kommenden zehn Jahren Investitionen von 250 Milliarden Dollar (211 Mrd. Euro) in Lateinamerika geplant. Der Schwerpunkt liege dabei auf dem Energiesektor und der Infrastruktur. Geplant seien aber auch Projekte in der Landwirtschaft, der Industrie und im Bereich von Zukunftstechnologien.
Ringen um Ressourcen
Geht es nach dem Pekinger Politanalysten Deng Yuwen spielt das Ringen um Zugang zu Rohstoffen einen zentrale Rolle bei Chinas jüngstem Vorstoß Richtung Lateinamerika. Beobachter geben sich laut „Financial Times“ („FT“) dennoch skeptisch, ob Chinas Strategie langfristig von Erfolg gekrönt sein wird. Einer der genannten Gründe: Chinas Staatsbanken und -unternehmen gelten nach wie vor als Newcomer in der internationalen Finanz- und Investmentbranche und haben in diesem Bereich demnach auch „keine Erfahrung“.
Als Beispiel gilt hier etwa Venezuela, das ungeachtet von zuletzt bekanntgewordenen Milliardenzusagen aus China nach wie vor von der Staatspleite bedroht ist. Auch wenn China verspricht, alle 33 CELAC-Staat gleich behandeln zu wollen, wird sich der Zeitung zufolge erst weisen, inwieweit Lateinamerikas Krisenstaaten weiterhin auf Unterstützung aus Peking setzen können.
Ungeachtet dessen hat China seinen Handel mit Lateinamerika bereits in den letzten Jahren massiv ausgebaut. Nach Angaben des Nachrichtenportals amerika21 wurden allein im Vorjahr 240 Milliarden Dollar (202 Mrd. Euro) umgesetzt. In dieser Zahl noch nicht berücksichtigt sind die mit 50 Milliarden Dollar (42 Mrd. Euro) bezifferten Kosten des von China seit Dezember gebauten interozeanischen Kanals in Nicaragua.
Amerikaforum ohne USA
Kein Zufall dürfte es Beobachtern zufolge unterdessen sein, dass China in Lateinamerika ausgerechnet auf die 2010 gegründete CELAC setzt. Dem Staatenbündnis gehören insgesamt 33 Staaten an - alle Länder des amerikanischen Doppelkontinents mit Ausnahme von Kanada und den USA. Erklärtes Ziel der CELAC ist es, die politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Integration in der Region zu fördern. Im Hintergrund steht aber auch die Rivalität zur 1948 gegründeten Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) mit Sitz in Washington, die unter dem Einfluss der US-Regierung steht.
Großer CELAC-Impulsgeber war der verstorbene venezolanische Präsident Hugo Chavez. Nach der Gründung fand die offizielle konstituierende Sitzung im Dezember 2011 in Caracas statt. In den CELAC-Staaten leben nach offiziellen Angaben rund 600 Millionen Menschen. Gemeinsam erwirtschaften die Länder Lateinamerikas und der Karibik ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 6,06 Billionen US-Dollar (4,46 Billionen Euro).
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