Sturm lässt Helfer verzweifeln
Vor der griechischen Küste ist auf einer Autofähre mit fast 500 Passagieren an Bord ein Feuer ausgebrochen. Die Rettungsarbeiten unweit der Insel Korfu liefen am Sonntag auf Hochtouren, wurden aber durch die stürmische See und winterliche Temperaturen behindert.
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Die Fähre „Norman Atlantic“ treibe manövrierunfähig in Richtung Albanien, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA unter Berufung auf den Kapitän des Schiffes. Das Feuer sei noch nicht gelöscht, aber zumindest unter Kontrolle und auf Brücke 5 beschränkt.
Chaos an Bord
Das Schiff der griechischen Linie ANEK befindet sich etwa 44 Seemeilen nordwestlich von Korfu. Mehrere Passagiere, darunter ein Tiroler, berichteten per Telefon von chaotischen Zuständen. Der Brand habe sich relativ rasch ausgebreitet, und es seien zu wenige Rettungsboote an Bord - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

EBU
Noch gibt es nur wenige Bilder von der Rettungsaktion
Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt, die Meldungen über Gerettete waren widersprüchlich. Frühere Behördenangaben, wonach bereits mehr als 100 Reisende in Sicherheit gebracht werden konnten, wurden von Schifffahrtsminister Miltiadis Varvitsiotis nicht bestätigt. Er erklärte lediglich, es sei gelungen, 35 Menschen von einem Rettungsboot mit 150 Passagieren in ein Containerschiff aufzunehmen.
Nach Angaben griechischer Behörden wurden bis Sonntagmittag 56 Menschen gerettet. ANSA meldete, dass bisher mindestens acht Menschen, darunter drei Kinder, mit einem Hubschrauber gerettet und ins süditalienische Lecce gebracht worden seien. Sie litten an Unterkühlung, aber sonst gehe es ihnen den Umständen entsprechend gut. Das italienische Fernsehen zeigte Bilder, auf denen ein Mensch zu sehen ist, der bei starkem Wind per Hubschrauber aus dem Wasser geborgen wird.

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Italienische Fernsehsender brachten verwackelte Bilder der Rettungsaktion
Verzweifelte Passagiere
„Das Schiff brennt und sinkt, niemand kann uns retten“, sagte Passagier Nikos Papatheodosiou telefonisch dem griechischen Fernsehen. „Helft uns, lasst uns nicht im Stich.“ Ein weiterer Passagier berichtete, dass sich andere Schiffe vor Ort wegen starker Winde der Fähre nicht weiter nähern könnten. Es war unklar, ob Reisende ins Wasser gefallen waren. Wegen der niedrigen Temperaturen würden sie dort nicht lange überleben können.
„Niemand kann etwas machen“, sagte ein Mann an Bord dem griechischen Radiosender Skai. Die zur Rettung herbeigeeilten Schiffe kämen wegen der schweren See nicht heran. Weitere griechische Medien berichteten, Rettungsboote seien abgetrieben worden, bevor Menschen hätten einsteigen können. „Die Leute sind verzweifelt und schreien“ sagte ein weiterer Zeuge im Fernsehen.

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Sechs Österreicher an Bord
Die Passagiere warteten auf dem oberen Deck der Fähre auf Hilfe, sagte Varvitsiotis. „Es ist eine der kompliziertesten Rettungsaktionen, die wir jemals hatten.“ Winde mit Geschwindigkeiten von 88 km/h und das Feuer an Bord machten die Arbeit extrem schwierig. Er bezifferte die Zahl der Passagiere und Besatzungsmitglieder auf 478. In ersten Meldungen war von 466 Menschen an Bord die Rede gewesen.
Laut Außenministerium sind sechs Österreicher an Bord, darunter auch ein Salzburger, der regelmäßig Hilfstransporte mit Spielsachen und Medikamenten nach Griechenland organisiert - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Ein Ehepaar aus Gmunden befindet sich auf einer weiteren Fähre in unmittelbarer Nähe des Unglücksschiffes. Dieses habe teilweise extreme Seitenlage, schilderten die Zeugen in einem Telefonat mit dem ORF - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Großangelegte Rettungsaktion
Das Feuer war in der Nacht auf dem unteren Parkdeck ausgebrochen. Auf der Fähre befanden sich rund 200 Autos. Die Hitze breitete sich schnell bis zum Passagierdeck aus. „Unsere Schuhsohlen begannen zu schmelzen“, sagte ein geretteter Passagier dem griechischen TV-Sender Mega. Mega zufolge befanden sich im Autodeck Lastwagen mit Olivenöl.

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Im schlechten Wetter war die Fähre kaum zu sehen
Fracht- und Passagierschiffe, die in der Gegend kreuzten, begannen damit, die Rettung zu koordinieren. Später machten sich auch Schiffe der griechischen Küstenwache, Hubschrauber sowie Rettungskräfte aus Italien und Albanien auf den Weg zum Unglücksort. Nach Medieninformationen versuchen mehrere Schiffe, eine Art schwimmende Barriere gegen die Wellen zu bilden.
Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi kündigte maximalen Einsatz bei der Rettung der Passagiere der brennenden Fähre an. Die italienische Marine sei „mit maximaler Beteiligung“ bei der Rettung dabei, erklärte er auf Twitter. Er sei mit dem griechischen Premierminister Antonis Samaras in Kontakt.
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