Themenüberblick

Beschluss der Hauptversammlung

Die ÖVAG, das Spitzeninstitut des Volksbanken-Sektors, hat grünes Licht für den Umbau gegeben. Sie soll im ersten Halbjahr 2015 gespalten und damit zu einer Abbaubank („Bad Bank“) werden, teilte das Institut nach einer außerordentlichen Hauptversammlung am Dienstag mit.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die weiterzuführenden Bereiche und zentrale Lenkungsaufgaben für den Volksbanken-Sektor sollen auf die Volksbank Wien-Baden übertragen werden, die dann die Funktion als Spitzeninstitut des Sektors übernehmen wird. Der Rest der ÖVAG wird in eine Abbaueinheit überführt und abgewickelt. Der Plan sei am Dienstag von der Hauptversammlung einstimmig gebilligt worden.

„Der einzig gangbare Weg“

„Mit dem (...) Beschluss kann die Neustrukturierung des Volksbanken-Verbunds weiter vorangetrieben werden. Der vorliegende Plan zur Umwandlung der ÖVAG in eine Abbaugesellschaft ist für die nachhaltige Stabilisierung des Volksbanken-Verbunds und im Interesse von Eigentümern und Gläubigern der Bank der einzig gangbare Weg“, erklärte ÖVAG-Generaldirektor Stephan Koren.

Geplant ist, die Spaltung im ersten Halbjahr 2015 durchzuführen. Im Anschluss daran soll die Rest-ÖVAG aus dem Volksbanken-Verbund ausscheiden und die Banklizenz zurücklegen: In ihrer derzeitigen Form wird die ÖVAG damit vom Markt verschwinden.

Strukturreformen, Rumänien-Verkauf unberücksichtigt

Gleichzeitig mit der Hauptversammlung hat die Europäische Zentralbank (EZB) dem Volksbanken-Verbund eine Kernkapitalquote (CET1) von 14,63 Prozent vorgeschrieben. Diese sei ab dem 26. Juli 2015 einzuhalten. Basis für die Berechnung war allerdings die Lage des Sektors am 31. Dezember 2013. Daher seien Strukturreformen, der Verkauf des Rumänien-Geschäfts und die Schaffung einer Abbaubank nicht berücksichtigt, erinnert die ÖVAG.

Das Risiko der Volksbank Romania ist noch voll enthalten, im ersten Halbjahr 2015 ist aber das Closing des Verkaufs erwartet. Die EZB sieht aber auch die „Governance-Struktur“ des Volksbanken-Verbunds sehr kritisch, was bei der Umsetzung des neuen Volksbanken-Verbunds berücksichtigt werden müsse.

750 Mio. Euro Jahresverlust

Da die ÖVAG ihre Banklizenz verlieren soll, müssen verschiedene Positionen niedriger bewertet werden. Das hat für heuer zu Bewertungsverlusten von 500 Mio. Euro geführt. Dadurch wird mit einem Jahresverlust nach Steuern von rund 750 Mio. Euro gerechnet, teilte die ÖVAG außerdem mit.

Auf Wunsch der Finanzmarktaufsicht (FMA) wurde auch über eine mögliche Kapitalerhöhung gesprochen. Dazu „wurde in der HV (Hauptversammlung, Anm.) berichtet, dass derzeit seitens der Kernaktionäre der ÖVAG sowie von Dritten keine Bereitschaft besteht, der ÖVAG weiteres Kapital zuzuführen“, heißt es in der Aussendung.

Parallel zur Spaltung der ÖVAG läuft eine Strukturreform des ganzen Sektors, der als Ziel die Zusammenschmelzung von 44 auf acht Volksbanken und von sieben auf drei Spezialinstitute zum Ziel hat. Dadurch soll der Sektor bis Mitte 2015 völlig neu aufgestellt sein. Das entsprechende Konzept hatte Vorstandschef Koren Anfang Oktober von den Genossenschaftsbanken absegnen lassen. Er hofft, durch die Neustrukturierung ohne zusätzliche Steuergelder auszukommen.

Chronische Kapitalknappheit

Mit der Abwicklung zieht die ÖVAG die Konsequenzen aus ihrer chronischen Kapitalknappheit. Die Bank hatte sich mit ihrer Expansion nach Osteuropa verhoben und musste mehrmals vom Staat aufgefangen werden. Den jüngsten Stresstest der europäischen Bankenaufseher hat das Institut nicht bestanden. Noch vor Veröffentlichung der Ergebnisse hatte die Bank ihre Abwicklung angekündigt.

Die Eigentümer - die regionalen Volksbanken und der Staat - wollten die zuletzt festgestellte Kapitallücke von 865 Mio. Euro nicht mehr stopfen. Vor der Umwandlung sind noch zahlreiche behördliche Genehmigungen erforderlich. Insbesondere die Europäische Kommission für Wettbewerb, die EZB und die nationalen Aufsichtsbehörden müssten zustimmen, erklärte die ÖVAG.

Links: