Viele offene Fragen
Unmittelbar nach der nächtlichen Einigung auf den Verkauf der Hypo-Balkan-Töchter an den US-Investmentfonds Advent (im Verbund mit der Osteuropabank EBRD) hat der Private-Equity-Investor bereits erste Details dazu bekanntgegeben, was er mit den sechs maroden Bankgesellschaften vorhat. Gleich am Anfang dürfte die Abberufung des bisherigen Chefs, Alexander Picker, stehen.
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Mit dem endgültigen Verkaufsabschluss der Balkan-Hypos - nötig ist etwa die Zustimmung der EU-Kommission - soll Picker seinen Posten verlieren. Wie die APA am Dienstag unter Berufung auf interne Quellen berichtete, soll er davon bereits unterrichtet worden sein. Er war vor rund einem Jahr als Notvorstand für die gesamte Hypo Alpe-Adria eingesetzt worden und wurde zum Chef der Balkan-Hypos, als die Hypo-Mutter in der Auffanggesellschaft HETA unterging.
„Werden Management sicher noch verstärken“
In den Jahren nach der Verstaatlichung 2009 war Picker die Krisenfeuerwehr der Balkan-Hypos und wechselte mit wechselndem Erfolg von einem südosteuropäischen Brandherd zum nächsten. Advent erklärte, man habe „gesehen, dass das Management in den vergangenen zwei bis drei Jahren hart gearbeitet hat, um die Gruppe zu stabilisieren. Das hat ein Engagement mit frischem Kapital überhaupt erst möglich gemacht. Fest steht, dass es ein gutes Kernteam gibt - dass wir aber das Management sicher noch verstärken werden“.
Dass Advent bei den Balkan-Hypos eine eigene Managementetage einzieht, war zu erwarten. Noch selten in der 30-jährigen Firmengeschichte von Aufkäufen maroder Unternehmen - zuletzt im deutschsprachigen Raum etwa Douglas/Thalia - hat der US-Fonds anders gehandelt. Um heimische Ängste über Filetierungen und Forderungsabtretungen zu mindern (schließlich bürgt die Republik weiterhin mit 1,7 Mrd. Euro für den Balkan-Hypos), übernahm Advent die Balkan-Banken im Verbund mit EBRD.
Jobaussichten für Mitarbeiter „intakt“
In einem Brief an die Mitarbeiter bemühte sich Advent ebenfalls bereits um Beruhigung: „Wir möchten die Bankengruppe zu einem starken und profitablen Dienstleister für Privat- und Mittelständische Kunden in dieser Region entwickeln. Wir sind davon überzeugt, dass die SEE-Holding hervorragend positioniert ist, um von den lokalen Wachstumschancen zu profitieren.“ Mit dem Verkauf sei der Fortbestand des SEE-Netzwerks gesichert. Seitens der HETA hieß es deutlich nüchterner, damit seien „die Zukunftsaussichten für 3.900 Mitarbeiter vor Ort weiter intakt“.
Auch Nick Tesseyman, Managing Director für Finanzinstitutionen bei der EBRD, erwartet einen „Neubeginn“. Die Kernmärkte der Bankengruppe sollen langfristig entwickelt werden, die Gruppe soll „ein stabiler, erstklassiger Finanzdienstleister in der Region“ werden. Das gesamte Netzwerk soll weiter von Klagenfurt aus gesteuert werden: Die Holding wird nach wie vor in Österreich beheimatet sein und eine österreichische Bankenlizenz haben. Und Österreich muss die neue Hypo-Balkan-Holding im eigensten Interesse bestmöglich schützen.
Republik weiter mit Balkan-Hypos verkettet
Neben Bürgschaften ist Österreich weiterhin mit Kreditlinien an die Banken gekettet. Hart verhandelt wurde mit Advent auch über die Dauer der Haftungen. Außerdem wollte Advent Sicherheiten, dass der frühere Eigentümer BayernLB nicht nachträglich Forderungen stellt. Darüber, wie diese Themenbereiche nun geregelt wurden, wurde seitens des Finanzministeriums vorerst nichts bekannt. Außerdem geht es schlicht um die Erlöse aus der Hypo: Die endgültige Höhe des Kaufpreises wird nach den Bilanzzahlen 2015 bemessen.
Erste Beschwerde bereits angekündigt
Außerdem muss die Republik den Verkauf an sich rechtfertigen. Die erste von eventuell mehreren Beschwerden von Mitbietern wurde bereits am Dienstag angekündigt: Das bulgarisch-russische Konsortium VIA/VTB will demnach rechtliche Schritte überlegen und eine formelle Beschwerde bei der EU-Kommission vorbereiten. Laut eigenen Angaben hatte das Konsortium der Republik ein viel besseres Angebot gemacht als Advent/EBRD.
Die Einigung der Republik mit Advent/EBRD sei ein voreiliger Schluss nach monatelangem Gezerre, so das VIA/VTB-Konsortium. Der Verhandlungsprozess habe substanzielle Mängel aufgewiesen und nicht die europäischen Standards für Transparenz und Nicht-Diskriminierung erfüllt. Die Gruppe habe keinen ausreichenden Zugang zu den Kreditdaten der Bank gehabt und der Verkäufer habe den Prozess für mehrere Wochen unterbrochen. Nach der Wiedereröffnung „scheinen die prohibitiv kurzen Fristen das Ergebnis bestimmt zu haben“.
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