Streifzug durch Cockers Leben
Erst in diesem Herbst ist eine Biografie über die nun verstorbene Rocklegende Joe Cocker erschienen: Der Musikjournalist Christof Graf versuchte mit „Joe Cocker - Die Biografie - Mit Gänsehaut durch die Jahrzehnte“ nachzuweisen, dass der Brite mehr Facetten hatte als die drei Dinge, auf die er laut eigenen Angaben immer wieder angesprochen wurde: „Woodstock, Alkohol und was mit meiner Gestikulierung los sei.“
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Die gewaltige Bluesstimme aus Sheffield wird wohl für alle Zeiten mit der Interpretation des Beatles-Songs „With A Little Help From My Friends“ beim legendären Woodstock-Festival, aber auch mit langjährigen Drogen- und Alkoholexzessen in Verbindung gebracht werden. Doch da gab es tatsächlich viel mehr in der Karriere des Musikers, etwa die von Anekdoten umwobene Tournee „Mad Dogs & Englishmen“, als Cocker in den 70ern mit einer Musikerkommune durch die Staaten zog.
Wie unter Strom
Graf zeichnet rasch die Kindheit und Jugendjahre Cockers nach und startet schnell dort, wo es spannend wurde: in den 60ern. In der Arbeiterstadt Sheffield versuchte Cocker unter dem Namen Vance Arnold mit seiner Band, den Avengers, durchzustarten.
Auftritte von Eric Clapton, Jack Bruce, Ray Charles und den Beatles prägten ihn. „Ich zuckte und wand mich, als ob ich unter Strom stand“, berichtete Cocker über seine eigenen Performances. „Eigentlich hätte ich eine Gitarre zum Festhalten gebraucht.“ Heute sind diese „Verrenkungen“ längst sein Markenzeichen.
Die wilden Jahre
Spannend sind die „wilden Jahre“ mit Aufs und Abs, mit Woodstock eben, dem Durchbruch mit dem ersten Album, den Ausschweifungen. „Er schnupfte Kokain, rauchte Marihuana, Cannabis und Pot und nahm am Ende die Teufelsdrogen Heroin, PCP, Black Acid und andere Formen von LSD“, schreibt Graf. Und dann kam Mad Dogs Konzertreise, bei der das Ego des musikalischen Direktors Leon Russell dem Briten zusetzte. Der Ruhm wuchs, aber zugleich litt „seine finanzielle und psychische Situation um ein ebenso Vielfaches“, resümiert Graf.
Nur für Fans?
Für APA-Redakteur Wolfgang Hauptmann zeigt die im Hannibal-Verlag erschienene Biografie auch Schwächen: Die im Buch wiedergegebenen Albumkritiken aus deutschen Medien würden sich ziehen.
Buchhinweis
Christof Graf: Joe Cocker. Die Biografie - Mit Gänsehaut durch die Jahrzehnte. Verlag Hannibal. 240 Seiten, 20,60 Euro.
Und das Problem der Biografie sei, dass sie quasi „aus der Ferne“ geschrieben wurde: Auch wenn Graf seine mehrmaligen Interviews mit Cocker heranzieht, muss er sich bei vielen Stationen auf Zitierungen anderer Berichte beschränken. Dadurch wirke die Geschichte spröde und verliere sich manchmal in irrelevante Details und in Wiederholungen, so Hauptmann. Dennoch: Für Fans würde das Buch seine Zwecke allemal erfüllen.
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