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Reibeisenstimme aus Sheffield

Der britische Rocksänger Joe Cocker ist laut einem Bericht der britischen BBC tot. Er wurde 70 Jahre alt. Die gewaltige Bluesstimme aus Sheffield wurde vor allem mit der Interpretation des Beatles-Songs „With A Little Help From My Friends“ beim legendären Woodstock-Festival bekannt.

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Medienberichten zufolge starb Cocker am Sonntagabend im US-Staat Colorado, wo sich der Sänger vor zwei Jahrzehnten mit seiner Frau niedergelassen hatte, an Lungenkrebs. Erst am 20. Mai hatte er seinen 70. Geburtstag gefeiert, ein neues Album war in Vorbereitung, und 2015 wollte er wieder auf Tour gehen. Sein Manager Barrie Marshall nannte Cocker einfach einzigartig und sagte, es werde „unmöglich sein, den Platz in unseren Herzen zu füllen, den er hinterlässt“. Er sei „zweifellos der größte Rock- und Soulsänger, den Großbritannien jemals hervorgebracht hat“, sagte Marshall.

Joe Cocker im Jahr 1986 beim Nelson Mandela Freedom Festival

Corbis/Gideon Mendel

Bart, Reibeisenstimme und markante Handbewegung - so kannte man Cocker

Tagsüber Installateur, abends Musiker

Seine unverwechselbar rauchige Stimme haben den Wahlamerikaner britischer Herkunft zur Rock- und Blueslegende werden lassen - und zu einem der wohl letzten Vertreter des Genres, das Kritiker gern als „ehrlichen Rock“ bezeichnen.

Cockers Musikerkarriere begann schon früh. Im Alter von 15 Jahren trat er mit seiner Band Vance Arnold and the Avengers in seiner Heimatstadt Sheffield auf. Zunächst führte Cocker eine Art Doppelleben: Tagsüber arbeitete er als Gasinstallateur, nachts spielte er mit seiner Band in den Pubs Sheffields. 1963 feierte seine Band ihren ersten Erfolg - sie durfte als Vorgruppe ein Konzert der Rolling Stones eröffnen.

Durchbruch mit Coverversion

Eine Coverversion der Beatles brachte Cocker 1968 den großen Durchbruch. „With A Little Help From My Friends“ landete in Großbritannien auf Platz eins der Charts. Beim Woodstock-Festival im Jahr darauf war Cocker die Hauptattraktion. Er sang den Hit live mit einem einzigartigen Luftgitarrenspiel. Spätestens dann wurde die zuckende Armgestik sein Markenzeichen.

Joe Cocker 1969 beim Woodstock-Festival

AP

Cocker bei seinem legendären Auftritt in Woodstock

Cocker war aber auch legendär wegen seiner zahlreichen - meist - alkoholbedingten Abstürze in seiner Karriere. In einem Interview mit der britischen Zeitung „Daily Mail“ im März 2013 erinnerte sich Cocker an den Beginn seiner Karriere: „Die ersten Jahre waren toll. Ich wusste nie, was der nächste Tag bringen würde. 1972 ging es dann bergab.“

Comeback in den 80er Jahren

Die 70er Jahre waren für Cocker von Drogen- und Alkoholexzessen gezeichnet. „Drogen gab es überall, und ich stürzte mich darauf. Und wenn du erst einmal in dieser Abwärtsspirale bist, dann ist es schwierig, da wieder rauszukommen. Ich brauchte Jahre, das zu schaffen.“

Erst als Cocker 1978 seine künftige Frau Pam Baker kennengelernt hatte, änderte sich sein Leben. „Pam hat mir geholfen, wieder auf die Beine zu kommen“, sagte Cocker. „Sie machte mir klar, dass die Leute mich immer noch singen hören wollten.“

Joe Cocker

APA/EPA/Angelika Warmuth

Cocker bei einem Konzert in Hamburg 2011

Mit seinem Comeback in den 80ern landete Cocker Hits wie „When The Night Comes“, „N’oubliez jamais“, „Unchain My Heart“, „You Can Leave Your Hat On“, „You Are So Beautiful“. Er hatte auch Erfolg mit dem Duett „Up Where We Belong“, dem Filmsong aus „Officer And Gentleman“ mit Jennifer Warnes, für das er 1983 einen Grammy Award bekam. Die Alben „Hard Knocks“ und „Fire It Up“, die Cocker 2010 und 2012 veröffentlichte, landeten an der Spitze der Albumcharts. Sein letztes Gastspiel in Wien gab Cocker im Mai 2013 - genau an seinem 69. Geburtstag.

Trauernde Kollegen

Berühmte Kollegen zeigten sich bestürzt. „Ruhe in Frieden, mein guter Freund“, schrieb der kanadische Musiker Bryan Adams beim Kurznachrichtendienst Twitter. „Du warst einer der besten Rocksänger aller Zeiten.“ „Ich habe Joe Cocker geliebt“, schrieb Sängerin Bette Midler. Sie habe ihn oft auf der Bühne erlebt, jedes Mal sei sie von seiner Stimme und seiner Seele erstaunt gewesen. In einem Tweet von US-Sänger Steven Tyler (66) hieß es: „Wir haben dich ewig geliebt, wir werden dich immer vermissen“.

Ex-Beatle Ringo Starr trauerte ebenfalls. „Goodbye und Gottes Segen für Joe Cocker von einem seiner Freunde. Friede und Liebe“, schrieb er bei Twitter. Starrs Ex-Kollege Paul McCartney betonte in einer Mitteilung dem Sender iTV zufolge: „Er war ein toller Kerl, ein großartiger Kerl, der der Welt so viel gebracht hat, und wir werden ihn alle vermissen.“

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