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USA wollen China als Verbündeten

Nordkorea hat mit Drohungen auf Beschuldigungen der USA nach dem Hackerangriff auf Sony Pictures reagiert. Das Land sei bereit, das Weiße Haus, das Pentagon und das gesamte US-Festland „in allen Kriegsbereichen“ zu konfrontierten. Die USA prüfen unterdessen, Nordkorea wieder auf die Terrorliste zu setzen.

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In der von den nordkoreanischen Staatsmedien auf Englisch veröffentlichten Erklärung warnte die Nationale Verteidigungskommission in Pjöngjang am Sonntag, „die Streitkräfte und die Bevölkerung sind zu einer Konfrontation mit den USA in allen Kriegsbereichen einschließlich des Cyberkriegsraums bereit, um diese Zitadellen in die Luft zu sprengen“. Die härteste Gegenaktion werde sich offen gegen das Weiße Haus, das Pentagon und das gesamte US-Festland richten.

Auslöser soll die Nordkorea-Satire „The Interview“ aus Hollywood sein, deren Kinopremiere nach den jüngsten Turbulenzen in den USA abgesagt wurde. Nordkorea reagierte auf die Anschuldigung der USA, Pjöngjang stecke hinter dem Hackerangriff. Nordkorea hatte die USA zuvor zu gemeinsamen Ermittlungen in dem Fall aufgerufen und gedroht, es werde „ernste Konsequenzen“ geben, sollten die USA den Vorschlag ablehnen. In der Vergangenheit hatte das Regime Nordkoreas wiederholt Vernichtungsdrohungen gegen Feinde ausgesprochen, die ohne Folgen blieben.

Obama will „angemessene“ Antwort

US-Präsident Barack Obama bekräftigte in einem am Freitag aufgezeichneten CNN-Interview, dass es eine „angemessene“ Antwort auf den „sehr kostspieligen Cybervandalismus“ geben werde. So prüften die USA unter anderem, das Land wieder auf die Liste der staatlichen Terrorismusunterstützer zu setzen, sagte Obama in dem am Sonntag ausgestrahlten Interview. Die USA hatten es 2008 bei Verhandlungen über Pjöngjangs Atomprogramm von der Liste genommen.

Zugriff auf Telekommunikation?

Die USA streben Regierungskreisen zufolge zudem eine internationale Reaktion auf den Nordkorea angelasteten Hackerangriff in Hollywood an. Es gebe dazu bereits Gespräche mit Großbritannien, Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea, Russland und sogar China sagte ein Regierungsvertreter einer Nachrichtenagentur am Samstag. „Wir haben den Fall mit den Chinesen diskutiert, um Informationen auszutauschen“, zitierte das „Wall Street Journal“ einen hochrangigen US-Regierungsbeamten.

Gemeinsam mit China solle nach Wegen und Möglichkeiten gesucht werden, weitere ähnliche Attacken zu blockieren, zitierte die „New York Times“ („NYT“) einen US-Beamten. Demnach laufe praktisch die gesamte Telekommunikation Nordkoreas über von China betriebene Netzwerke.

USA glauben Unschuldsbeteuerung Pjöngjangs nicht

Die Regierung in Pjöngjang wies die Vorwürfe, für den Hackerangriff verantwortlich zu sein, bisher zurück. Die US-Regierung schenkt Nordkoreas Unschuldsbeteuerung allerdings keinen Glauben. „Die Regierung Nordkoreas hat eine lange Geschichte darin, die Verantwortung für destruktives und provokatives Handeln von sich zu weisen“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Mark Stroh, am Samstag.

Das Weiße Haus stehe hinter den Ermittlungen der Bundespolizei FBI. Die US-Regierung sei überzeugt, dass Nordkorea für den Cyberangriff auf Sony Pictures verantwortlich sei. Die eingesetzte Schadsoftware und die genutzte Infrastruktur zeigen demnach Verbindungen zu Nordkorea. Es gebe auch Ähnlichkeiten zu einer Attacke, die das Land im März gegen Banken und Medienhäuser in Südkorea gefahren haben soll. Pjöngjang hatte nach den FBI-Anschuldigungen erneut bestritten, etwas mit der Attacke zu tun zu haben.

Sony-Chef äußerte schon im Juni Bedenken

Am Samstag wurde auch bekannt, dass sich der Chef des Sony-Konzerns, Kazuo Hirai in Japan, Medien zufolge schon frühzeitig besorgt um die Nordkorea-Satire „The Interview“ gezeigt hatte. Bereits im Juni habe Hirai Anstoß an einzelnen Szenen in dem Film genommen, berichtete die „Los Angeles Times“ (Samstag-Ausgabe). Die Zeitung griff E-Mails zwischen der Sony Corp. in Tokio und dem Filmstudio in Kalifornien auf, die Hacker nach ihrem Angriff auf das Unternehmen im Netz veröffentlicht hatten.

Aus dem E-Mail-Verkehr geht hervor, dass Hirai von Juni an mehrmals die Entschärfung der Schlussszene verlangte und schließlich auch erwirkte. Der Film zeige zum Schluss die Ermordung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un durch zwei US-Journalisten, schrieb das Blatt. Sony hat die für Weihnachten geplante Premiere von „The Interview“ inzwischen abgesagt, nachdem zahlreiche Kinos den Film aus dem Programm genommen hatten. Obama nannte es einen Fehler des Filmstudios, den Kinostart abzusagen.

Einige Kinos zeigen Film

Nach der Absage des Films wegen Terrordrohungen einer Hackergruppe habe Sony aber „sofort“ mit der Suche nach Alternativen begonnen, um den Film „auf einer anderen Plattform zu veröffentlichen“, erklärte der Konzern am Freitag. „Es ist noch immer unsere Hoffnung, dass jeder, der den Film sehen möchte, auch die Gelegenheit dazu bekommt.“ Sony habe „keine andere Wahl“ gehabt, als den Film abzusagen, erklärte die Produktionsfirma nun erneut. Ohne die Kinos sei keine Veröffentlichung möglich. Diskutiert wird nun unter anderem, den Film nur auf DVD zu veröffentlichen oder über Streamingdienste anzubieten. Am Dienstag wurde bekannt, dass einige Kinos, darunter eines in Dallas und eines in Atlanta, den Film nun doch ab dem 25. Dezember zeigen werden.

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