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Parlamentswahl im kommenden Frühjahr

Äthiopien - etwa 15-mal so groß wie Österreich - wird von der Revolutionären Demokratischen Volksfront (EPRDF), die sich aus vier Parteien zusammensetzt, seit 1991 mit harter Hand regiert. Sie regiert seit der letzten Parlamentswahl 2010 mit riesiger Mehrheit.

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Das ostafrikanische Land geht im Frühjahr 2015 erstmals seit dem Tod von Langzeitministerpräsident Meles Zenawi 2012 wieder an die Urnen. Damals hatte sein Vize Hailemariam Desalegn die Regierungsgeschäfte übernommen - es war der erste friedliche Machtwechsel in der jüngeren Geschichte Äthiopiens. Die Opposition hofft nun, an Stärke zu gewinnen. Jedoch räumt ihr die Regierung dafür traditionell nur wenig Spielraum ein. Äthiopien ist ein Land, das von Menschenrechtsorganisationen regelmäßig wegen massiver Menschenrechtsverletzungen angeprangert wird.

Dürre und Hungerkatastrophen in den 90ern

1991 hatte Zenawi den sozialistischen Machthaber Mengistu Haile Mariam gestürzt. Damals beendete er zwar das Kapitel, das als „roter Terror“ in die Geschichtsbücher des immer wieder von Hungerkatastrophen und Dürre geplagten Landes einging. Straßenbau-, Bildungs- und Gesundheitsprojekte wurden vorangebracht, die Abhängigkeit von ausländischer Hilfe verringert. Die Korruption in Äthiopien ist für afrikanische Verhältnisse ausgesprochen niedrig.

Das christlich dominierte Land wird als regionaler Stützpunkt im Kampf gegen den radikalen Islamismus von den USA und westlichen Ländern unterstützt. In Äthiopien und an seinen Grenzen sowie in den an Äthiopien grenzenden Ländern ist es wiederholt zu Konflikten und Auseinandersetzungen gekommen. Der Binnenstaat im Nordosten Afrikas - seit der Unabhängigkeit Eritreas 1993 ohne Meerzugang - grenzt an Eritrea, den Sudan, den Südsudan, Kenia, Somalia und Dschibuti. Das Land nahm im „Human Development Index“ 2011 des UNO-Entwicklungsprogrammes (UNHDP) den 174. Platz von insgesamt 187 aufgelisteten Ländern ein.

Mangelnde Infrastruktur

Viele Gebiete in dem großen Land sind nicht durch Straßen erreichbar, haben nicht genügend sauberes Trinkwasser, zu wenige Schulen und keine ausreichende Gesundheitsversorgung. Das soll sich durch Investitionen und Unterstützung aus dem Ausland ändern. Äthiopien gehört seit Jahren zu den Schwerpunktländern der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (EZA). Die Bereiche Gesundheitsversorgung und Ernährungssicherung bilden hier die Schwerpunkte.

Eritrea: Jahrzehntelanger Unabhängigkeitskrieg

Das Land hat eine wechselvolle jüngere Geschichte: Der damalige Landesteil Eritrea sagte sich 1961 von Äthiopien los, ein 30-jähriger Unabhängigkeitskrieg war die Folge. Erst 1993 konnte der Konflikt mit einem Unabhängigkeitsreferendum und der formellen Anerkennung Eritreas durch die UNO beigelegt werden. Von 1998 bis 2000 führte Äthiopien erneut Krieg mit seinem nördlichen Nachbarstaat um umstrittene Gebiete an der gemeinsamen Grenze.

In den Grenzgebieten zu Kenia und dem Sudan kommt es auch immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den dort ansässigen Volksgruppen. In der unwegsamen Grenzregion gab es in der Vergangenheit wiederholt Streit um Weideland und Vieh.

Kampf gegen al-Schabab

2006 waren äthiopische Truppen mit Rückendeckung der USA in Somalia einmarschiert, um radikalislamische Milizen zu bekämpfen. Die äthiopische Militärintervention 2006 bis 2009 stieß in Somalia auf heftigen Widerstand. Die islamistische Terrorgruppe al-Schabab wurde damals erstmals international als relevante Kampftruppe erkannt.

Al-Schabab kontrollierte große Teile Süd- und Zentralsomalias und weitet nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen ihren Einflussbereich über Somalia hinaus aus. Derzeit befindet sich al-Schabab zwar auf dem Rückzug, ist allerdings weiter für blutige Anschläge verantwortlich. Äthiopien beherbergt zudem Zehntausende Flüchtlinge aus dem seit gut über 20 Jahren von einem Bürgerkrieg gebeutelten Somalia.

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